Schlachthof-Protest: Tierfreunde wollen keine Unterstützung aus der „falschen Ecke“
Barbaraviertel · Nach dem Bekanntwerden der Pläne zu einem halalen Schlachthof (Schlachtungen nach muslimischem Ritus) kochten die Emotionen hoch. Insbesondere Tierfreunde äußerten sich besorgt und empört. Weit verbreitete Bedenken zum halalen Schlachten brachte sie bereits im Vorfeld auf die Barrikaden.
So hatte die Mahnwache am vergangenen Samstag das Potenzial für jede Menge Krawall.
Doch genau dazu kam es nicht. Etwa 40 Tierfreunde waren dem Aufruf der Partei Mensch Umwelt Tierschutz gefolgt und trotzten Kälte und Regen, um ihr Anliegen mit einer drastischen Aktion zu verdeutlichen: "Wir wollen keinen neuen Schlachthof in Neuss!" Unerwünschte Unterstützung aus der rechtsextremen Ecke blieb dabei fern. Thomas Schwarz, Generalsekretär der Bundespartei und Vorsitzender im Landesvorstand: "Uns ist klar, dass viele Menschen den Tierschutz als Vorwand nehmen, obwohl sie eigentlich nur andere Kulturen kritisieren wollen. Auf solche Unterstützer können wir gut verzichten und das haben wir im Vorfeld auch mehr als klar gemacht. Es wären sicher noch viel mehr Demonstranten gekommen, aber das wollten wir nicht um jeden Preis. Pegida-Vertreter aus NRW, zum Beispiel aus Aachen, hatten sich angekündigt, sind zum Glück aber nicht gekommen!"
Für Schwarz und seine Mitstreiter geht es um den Tierschutz ohne Wenn und Aber: "Egal, ob halal, Halali (Jagd), Biofleisch oder Bolzenschussgerät — Fleisch ist immer Gewalt an Tieren", so das Motto. Darüber hinaus schlägt Thomas Schwarz gegenüber dem Chef der
Fleischversorgung Neuss, Amir M. Baharifar, fast versöhnliche Töne an: "Wir haben lange und schöne Gespräche mit ihm und seinem Kollegen, Herrn Pohlmann, geführt. Ich bin sicher, dass er glaubt, in seinem Sinne etwas Gutes zu tun." Baharifar will die Tiere zwar schächten lassen — allerdings nicht bei vollem Bewusstsein, wie viele Tierfreunde es befürchten, sondern betäubt. Damit entspräche alles deutschem Recht und würde vermutlich viele illegale "Hinterhof-Schlachtungen" verhindern.
"Es geht uns nicht primär um die Tatsache, dass hier künftig halal geschlachtet werden soll. Nichtsdestotrotz sehen wir das Schächten mit vorheriger Elektro-Kurzzeitbetäubung genauso kritisch wie die Jagd oder das Töten der Tiere in einem herkömmlichen Schlachthof", so Thomas Schwarz.
Eingeladen waren auch die Parteien — gezeigt hat sich: Niemand. Schwarz: "Wir werten dies als Zeichen des Desinteresses an Themen, die Bürger aufwühlen, verunsichern und die das Potenzial besitzen, Ressentiments zu schüren und Hass zu erzeugen."