Mensch Moormann! Eine ganz persönliche Radtour durch sein geliebtes Kaarst

Kaarst · Begeben Sie sich auf eine ganz persönliche Radtour mit Ex-Bürgermeister Franz-Josef Moormann!

Franz-Josef Moormann hat sich eine schöne Radtour durch Kaarst ausgedacht, Redakteur Rolf Retzlaff hat ihn begleitet.

Foto: Hanna Loll

Wenn Franz-Josef Moormann über Kaarst spricht, gerät er schnell ins Schwärmen: Der frischgebackene Ex-Bürgermeister liebt seine Stadt. Er bescheinigt der "Perle am Niederrhein", wie er sie gerne bezeichnet, ein außergewöhnliches Gefühl des Zusammenhalts. "Wir sind Kaarst" hat er dann auch vor kurzem auf der Kaarst-Total-Bühne den Machern des Stadtfestes stellvertretend für alle engagierten Bürger entgegen gerufen. 16 Jahre lang durfte er an der Kaarster Erfolgsgeschichte mitschreiben, hat diese Stadt maßgeblich mitgestaltet. Gemeinsam mit Stadtspiegel-Redakteur Rolf Retzlaff suchte er mit dem Fahrrad einige Stellen in den Stadtteilen auf, die ihm besonders am Herzen liegen. Dabei ging es nicht nur um "Meilensteine", sondern auch um kleine, aber glänzende "Juwelen". Eine Stadtrundfahrt der ungewöhnlichen Art — Moormann ganz privat.

Treffpunkt vor dem Rathaus: Hier will sich Franz-Josef Moormann nicht lange aufhalten. Los geht die Fahrt, erste Station ist die am Wiegand-Weg aufgestellte Stele der Künstlerin Martel Wiegand mit dem sinnigen Namen "Unterwegs". "Ein zartes Kunstwerk, etwas versteckt gelegen, nicht laut, sondern zart und behutsam, unaufdringlich und auf natürliche Art in die Umgebung passend", erklärt Moormann, warum er die Skulptur "außergewöhnlich schön" findet. "Das leider schon verstorbene Ehepaar Martel und Gottfried Wiegand hat in der Kaarster Kunstszene viel bewegt", weiß er. Martel Wiegand hatte gemeinsam mit Dr. Helmut Blochwitz das Konzept für den Stelenpark entworfen und so den Grundstein für ein außergewöhnliches Kunstprojekt gelegt. "Kunst im öffentlichen Raum ist mir wichtig", weist Moormann auf das vor kurzem eingeweihte rosa Häuschen im Vorster Wald als Beispiel für fortwährende Entwicklung und Kreativität hin.

An der Wiegand-Stele werden Fotos gemacht.

Foto: Rolf Retzlaff

Kreativität ist in den kommenden Jahren auch an der Rathausstraße gefordert. Moormann spricht im Vorbeiradeln von der Schaffung einer Allee, von der wichtigen Funktion des Kirchplatzes und einer Grünverbindung zwischen Romanischer Kirche und neuem Rathaus: Hier möchte Moormann demnächst "zu Fuß oder mit dem Rad Kunst genießen."

Nächster Halt: Romanische Kirche. "Ein Ort, der Ausstrahlung und Zugkraft hat", schwärmt Moormann, "nicht umsonst nutzt ihn die Bruderschaft alljährlich für ihren stimmungsvollen Weihnachtsmarkt." Auch lobt er die tolle Nachbarschaft rund um das historische Gebäude: "Hier engagieren sich die Menschen für ihr ganz besonderes Schätzchen." Das gilt auch für den Kaarster Künstler Burkhard Siemsen. Er war an der Wiederherstellung des Tympanons über der Eingangstür der Kirche beteiligt. Ein Projekt finanziert von der Sparkassenstiftung, "deren Aufbau ich begleitet habe und die jetzt zahlreiche Projekte auch im Kunstbereich unterstützt."

Das Tympanon an der Kirche Romanischen Kirche nimmt Moormann zum Anlass, über die wichtige Rolle der Sparkassenstiftung zu erzählen.

Foto: Rolf Retzlaff

Von der Kunst zum Sozialen: Moormann bremst seinen Drahtesel auf der Heinrich-Lübke-Straße am Haus St. Matthias der St.-Augustinus-Behindertenhilfe. Hier wohnen Menschen mit chronischer Abhängigkeit. "Diese Menschen sind gerne nach Kaarst gekommen. Wir haben in den vergangenen Jahren unsere soziale Kompetenz immer weiter ausgebaut und das ist uns essenziell wichtig", erzählt Moormann, "wir müssen ein offenes Herz für alle Menschen haben."

Moormann an der Kita Bussardstraße: "Wir müssen in unsere Kinder investieren!"

Foto: Rolf Retzlaff

Weiter geht es zur Städtischen Kindertageseinrichtung Bussardstraße. "Hier erkennt man die Orientierung in unserer Stadt: Wir müssen in unsere Kinder investieren", blickt Moormann ein wenig stolz auf das schmucke Gebäude mit einem liebevoll ausgestatteten Außenbereich. Aber er denkt bereits weiter: "Dies könnte die Keimzelle für die Entstehung eines Quartiers sein." Die öffentliche Turnhalle wird zwar zurzeit als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt, soll aber langfristig wieder für den Sport nutzbar sein. In der Nähe des Kindergartens wird ein neues Wohngebäude entstehen, über den Bau einer Einrichtung für barrierefreies Wohnen an der Alten Heerstraße wird nachgedacht. "Hier könnte so etwas wie eine soziale Zentrale des Quartiers entstehen", blickt Moormann in die Zukunft. Rund um St. Aldegundis in Büttgen finde man ein Beispiel für ein intaktes Quartier, "aber die Geschäfte müssen in Reichweite sein. Da muss am Luisenplatz noch etwas passieren. Eigentümer und Stadt müssen intensive Gespräche führen."

Mark Koll: Für Moormann eine wichtige Kreativkraft in der Kaarster Musikszene.

Foto: Rolf Retzlaff

Nach diesem ernsten Thema wird's wieder etwas lockerer: Mark Kolls Musikschule an der Ludwig-Erhard-Straße ist eine weitere Station der Rundreise. "Das ist Kaarst pur", schwärmt Moormann, "Mark Koll ist extrem wichtig für die Kaarster Musikszene. Hier werden junge Menschen für Musik begeistert, hier werden Talente entdeckt, die zum Beispiel bei von der Musikschule aufgeführten Musicals auf der Bühne stehen."

Die Stadtwerke Kaarst - eine Erfolgsgeschichte, an der Moormann kräftig mitgeschrieben hat.

Foto: Rolf Retzlaff

Von der kreativen Energie zur Energiewirtschaft: Das Verwaltungsgebäude der Stadtwerke Kaarst an der Biberstraße ist für Moormann ein Zeichen dafür, dass die Bürger der Stadt die Stadtwerke als kommunales Unternehmen schätzen. Moormann war maßgeblich an der Kommunalisierung der Energiewirtschaft beteiligt, "die Entscheidungen wurden aber immer mit breiter Zustimmung vom Stadtrat getragen." Auch lobt er die gute Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Gelsenwasser.

Bäume statt Aschenplatz: Der Vorster Wald erobert ein Stück Natur zurück.

Foto: Rolf Retzlaff

Und wieder Kunst: Wilhelm Schiefers "Brücken über den Nordkanal" gehören zu den wichtigsten Kunstwerken in Kaarst. Ein schönes Entree in den Vorster Wald. Hier erobert zurzeit die Natur ein großes Stück zurück: Wo bis vor einigen Monaten die Sportfreunde Vorst gekickt haben, wächst jetzt wildes Grün. "Verwaltung und Rat haben konsequent entschieden, das Grundstück der ehemaligen Sportanlage dem Wald zurückzugeben", erklärt Moormann, "man darf nicht immer den Mittelweg suchen, muss auch mal Dinge mit Herz und Nachdruck durchsetzen. Hier gehören keine solitären Gebäude hin." Überhaupt freut sich Moormann, dass der Vorster Wald in den vergangenen Jahren stetig größer geworden sei.

Franz-Josef Moormann liebt die weiten Felder zwischen den Ortsteilen

Foto: Rolf Retzlaff

Raus aus dem Wald, rein ins Zentrum: In der Vorster Ortsmitte sucht Moormann den Flurstein der St.-Eustachius-Bruderschaft auf. Die Schützen hatten ihn vom Vorster Friedhof ins Zentrum geholt. "Das ist ein Zeichen der Wertschätzung der Vorster Mitte, einer guten Akzeptanz und Verankerung in der Bevölkerung." Der Bürgerpark werde bestens angenommen.

Franz-Josef Moormann weiß: "Die Ortsmitte in Vorst wird von den Bürgern bestens angenommen."

Foto: Rolf Retzlaff

Die Fahrt vorbei an einem der zahlreichen Kaarster Hofläden nimmt Moormann zum Anlass, die wichtige Rolle regionaler Vermarktung in der Landwirtschaft heraus zu stellen: "So werden Frische und Qualität gewährleistet." Ganz wichtig seien auch die Wochenmärkte. "Pulsierend und sich stetig weiter entwickelnd" charakterisiert Moormann den Markt vor dem Kaarster Rathaus, "ein toller Treffpunkt, für die Kommunikation enorm wichtig!"

Ländliches Idyll, das Franz-Josef Moormann begeistert: Bei Küppers in Holzbüttgen werden Äpfel geerntet.

Foto: Rolf Retzlaff

Weiter geht's zur Europa-Stele am Kreisel Hubertusstraße. "Öffentliche Ehrenmale richten den Blick zurück, die Europa-Stele blickt nach vorn", lobt Moormann das von BurkhardSiemsen, Rose Köster und Christoph Rehlinghaus konzipierte Kunstwerk, "ein anregender Fingerzeig nach vorn."
Verschnaufpause am Büttgener Kunstrasenplatz: Alle Kaarster Fußballvereine kicken mittlerweile auf diesem komfortablen Untergrund — auch ein Verdienst von Moormanns Sportförderung.

Förderung in anderen Bereichen hat sich der Evangelische Verein für Kinder- und Jugendhilfe auf die Fahnen geschrieben. Vor dem Förderzentrum an der Römerstraße lobt Moormann den Verein als "großen Arbeitgeber" und verweist auf die Relevanz sozialer Aufgaben: "Soziale Einrichtungen sind in Kaarst sehr wichtig!"

Am Hallenbad Büttgen erinnert er sich an die Probleme mit dem undichten Becken, den Lecks in der Blechwanne. "Hier hatte ich ein Schlüsselerlebnis in meiner Amtszeit", so Moormann. Viele Bürger hätten damals Angst gehabt, was denn jetzt mit ihrem Bad passiere. Und so hatte der Bürgermeister kurzerhand zu einer Infoveranstaltung ins Hallenbad eingeladen: "Danach entspannte sich die Diskussion." Dies habe deutlich gemacht, wie wichtig eine offene Kommunikation sei. Auch heute setze er auf Bürgerversammlungen, wie zum Beispiel zur Ikea-Verlagerung oder aktuell den Standort eines Vorster Jugendzentrums. "So haben wir auch bei der Diskussion um den Supermarkt auf dem Berliner Platz letztendlich erreicht, dass die Bevölkerung im Allgemeinen dahinter steht." Auch das Thema Nordkanal werde öffentliche Versammlungen notwendig machen: "Man muss miteinander sprechen, um gute Entscheidungen herbei zu führen." Die Offenheit der Verwaltung gegenüber den Bürgern setzte Moormann auch gleich zu seinem Amtsbeginn im Kaarster Rathaus um: Die Infotheke wurde mit Personal besetzt. Moormann: "So hat das Rathaus wieder ein Gesicht bekommen, Menschen, die uns besuchen, haben einen ersten Ansprechpartner."

Letzte Station Holzbüttgen: Fleißige Erntehelfer pflücken bei Küppers Äpfel. "Einfach toll, so etwas in Kaarst beobachten zu können", freut sich Moormann über echte Holzbüttgener Äpfel. Überhaupt: "Holzbüttgen verdient Anerkennung, hat sich gut entwickelt." "Die Grünentwicklung am Commerhof, das Glockenspiel an der Lukaskirche, der Zugang zur Regiobahn — alles sehr schön", schwärmt Moormann. Den Blick auf den Kirchturm am Bruchweg nimmt der ehemalige Messdiener zum Anlass, die Rolle der Kirchen zu wertschätzen: "Sie stellen ein lebendiges, religiöses Angebot auf die Beine. Kantoren wie Wolfgang Weber spielen in der Musikszene eine große Rolle — ebenso wie die Kirchenchöre."

Und da ist Moormann zum Abschluss der Tour wieder bei einem seiner Lieblingsthemen: "Die absolute Stärke unserer Stadt ist das Ehrenamt!" Freiwillige Feuerwehr, Sport- und Karnevalsvereine, Schützenwesen, Kunstcafé EinBlick, BraunsMühle, Tuppenhof, Kulturförderverein F3K, Flüchtlingshilfe Kaarst, das Büchereiwesen oder das Kaarster Bündnis für Toleranz — Moormanns Liste könnte ganze Seiten füllen. "Sie alle würde es ohne das Ehrenamt nicht geben", ist er sicher. Kaarst sei eine lebendige Stadt — dank der engagierten Bürger. Und damit ist er wieder bei seinem eingangs genannten Ausspruch angekommen: "Wir sind Kaarst!"