Werden im Sportforum Büttgen Flüchtlinge untergebracht?
Büttgen · Die Stadtverwaltung bereitet sich darauf vor, sehr kurzfristig zusätzlich Flüchtlinge aufnehmen zu können. 150 Betten wurden bereits gekauft und bei der Feuerwehr eingelagert, die beste Unterbringungsmöglichkeit für die Menschen ist zurzeit laut Verwaltung das Sportforum in Büttgen.
Die Kapazitäten der zentralen Unterbringungseinrichtungen zum Beispiel in Neuss reichen nicht aus, der Flüchtlingsstrom bricht nicht ab. Und so hatte die Landesregierung in zahlreichen Städten ein Amtshilfeersuchen gestellt. Grevenbroich, Dormagen, Meerbusch und Dormagen mussten jeweils 150 Flüchtlinge aufnehmen. Und das sehr kurzfristig — zum Teil hatte die Verwaltung nur einige Stunden Zeit, bis der Bus mit den Asylbewerbern vor der Tür stand. Diese Menschen müssen nicht nur untergebracht und verpflegt werden, wie es bei "normalen" Zuweisungen der Fall ist. Die jeweilige Stadt muss auch die Registrierung und Erstuntersuchung organisieren — eigentlich eine Landesaufgabe, wenn die Flüchtlinge in den zentralen Unterbringungseinrichtungen ankommen.
Die Stadt Kaarst möchte nicht von einem Amtshilfeersuchen — das übrigens nicht abgelehnt werden kann — überrascht werden und hat sich auf die Suche nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten gemacht. Ganz oben auf der Liste möglicher Notunterbringungseinrichtungen steht das Sportforum an der Olympiastraße. "Sanitäranlagen sind vorhanden, es gibt Tageslicht und Platz für zusätzliche Zelte, die Räumlichkeiten sind für Sicherheitsdienste gut kontrollierbar, eine Aufteilung der Menschen ist hier besser als in anderen Hallen", erklärt Sport- und Sozialdezernent Dr. Sebastian Semmler.
Das Problem, dass die Halle im Winter in der Regel trotz Heizung kaum 14 Grad Innenraumtemperatur erreicht, soll mithilfe eines Wärmegebläses in den Griff bekommen werden. Aber es gibt noch ein weiteres Problem: Die Halle ist für das Bundesschützenfest in Büttgen vom 18. bis 20. September fest eingeplant. Sollte also vor diesem Termin ein Amtshilfeersuchen Kaarst erreichen, soll die Dreifachhalle des Georg-Büchner-Gymnasiums die Flüchtlinge bis zum 21. September unterbringen.
Der Vorstand des Trägervereins Sportforum sieht eine eventuelle Nutzung des Sportforums als Unterbringungseinrichtung für Flüchtlinge sehr kritisch. Die Halle sei nur schwer für diesen Zweck nutzbar. Auch ständen die Chancen zurzeit sehr gut, dass das Sportforum zum Bundesleistungszentrum für den Radsport erhoben wird. Der Radsportverband NRW hat signalisiert, dass sich ohne Nutzung des Sportforums die nordrhein-westfälischen Hallenradsportler von nationalen und internationalen Wettbewerben, unter anderem Olympia, verabschieden müssten. Und nicht nur der Radsport müsste zurückstecken, auch andere Kaarster Vereine nutzen die Halle. "Wir wissen, dass der Vereinssport beeinträchtigt werden würde", so Semmler. Deshalb sei die Stadt weiter auf der Suche nach Alternativlösungen, wie zum Beispiel Gewerbehallen; doch die müssten kostspielig umgebaut werden. Eine Maßnahme, für die man Zeit benötigt — und die hat die Stadt nicht, wenn das Amtshilfeersuchen kommt.
Die Verwaltung wird weiter im Unklaren gelassen. Von der Landesregierung gibt es keinerlei Informationen, ob und wann dieses Ersuchen gestellt werden könnte, wieviel Personen und welche Altersgruppen in unsere Stadt kommen und wie lange die Flüchtlinge in Kaarst bleiben sollen. Semmler: "Vielleicht erreicht uns auch kein Amtshilfeersuchen — aber wir wollen darauf vorbereitet sein!"