Willkommen, kleiner Erdenbürger: wenn Flüchtlinge zu Freunden werden
Kaarst/Neuss · Susanne Enkel ist seit Juli dieses Jahres psychosoziale Beraterin für Flüchtlinge der Stadt Kaarst und liebt ihren Job: "Es macht mir wahnsinnig viel Spaß, mit so vielen verschiedenen Menschen in Kontakt zu treten.
Man erlebt täglich neues!" Sie unterstützt in ihrer Funktion alle Anliegen von Flüchtlingen und koordiniert beispielsweise auch die Geburtsvorbereitung wie bei Becky Godfrey (28).
Becky floh mit ihrem Mann aus Nigeria. Auf dem Weg wurden jedoch beide voneinander getrennt, so dass sie, als sie schließlich in Deutschland ankam, keine Bezugsperson mehr hatte. Susanne Enkel wurde in den anderthalb Monaten, die Becky nun bereits in Kaarst ist, zu einer solchen. Die Neusserin übernahm unter anderem die Koordinierung der Geburtsvorbereitung. "Als sie mir mitteilte, dass sie schwanger sei, setzte ich mich zur Geburtsvorbereitung mit dem Johanna-Etienne-Krankenhaus in Verbindung", berichtet sie. Nach Möglichkeit werden Schwangere immer vor dem Entbindungstermin mit Dolmetscher im Krankenhaus vorgestellt — so ist die Anbindung ans Krankenhaus schon früh gesichert und die Beteiligten kennen sich. Allein wollte Becky allerdings nicht entbinden — daher fragte sie schließlich Susanne Enkel, ob sie bei der Geburt dabei sein könnte, denn die studierte Heilpädagogin sei eine Freundin für sie geworden. So war sie die ganze Zeit an Beckys Seite, als nach einem längeren Geburtsverlauf schließlich doch ein Kaiserschnitt gemacht werden musste. Oberärztin Dr. Margarete Albiez, die sich auch stark für Burundi engagiert, weiß, dass das in manchen Kulturkreisen schwierig für die Frauen zu akzeptieren ist: "Mitunter haben sie das Gefühl versagt zu haben, dabei kann es medizinisch absolut notwendig sein. Das galt auch für Becky Godfrey, deren Becken für Töchterchen Favour Chiomia zu eng war." Gemeinsam mit Hebamme Susanne und Ärztin Meike Mues holte sie das Mädchen zur Welt. "Wenn man Becky nun sieht, strahlt sie richtig", freut sich Susanne Enkel, "sie fühlt sich im Etienne-Krankenhaus gut aufgehoben und ist, dank ihrer Tochter, nicht mehr allein in Deutschland." Flüchtlinge nicht allein zu lassen hat auch im St. Alexius-/ St. Josef-Krankenhaus Priorität: Wenn sie während ihrer Flucht schreckliches erlebt oder geliebte Menschen verloren haben, werden sie behutsam und fachlich kompetent von den Experten des Zentrums für Seelische Gesundheit in dieser schweren Zeit betreut.