Interview mit CDU-Vize Tobias Goldkamp „Asylrecht ist Menschenrecht“
Tobias Goldkamp (36) ist Rechtsanwalt und stellvertretender Vorsitzender der CDU Neuss. Der Stadt-Kurier führte mit ihm ein Interview zum Thema "Flüchtlinge in Neuss".
Herr Goldkamp, reiche Bürger aus Selikum protestieren gegen das Flüchtlingsheim dort. Sie meinen, ihre Häuser sind dann weniger wert und die Flüchtlinge sollten den Wohlstand der Selikumer nicht sehen. Knickt die CDU ein?
Diese Argumente finde ich verstörend. Wir bleiben bei dem Prinzip, die Flüchtlingsheime über das Stadtgebiet zu verteilen. Auch nach Selikum. Die Stadt muss jetzt die Bürger informieren und ernsthafte Fragen ernsthaft beantworten. Das schließt ein, innerhalb eines Stadtteils nach besseren Standorten zu suchen. Für Erfttal hat die Stadtteilkonferenz einen Alternativstandort vorgeschlagen, den die Verwaltung nun prüft. Wenn anderswo Bürger Ideen entwickeln, müssen die genauso gehört werden.
Warum nehmen wir nicht vor allem die Flüchtlinge auf, die unserer Kultur besonders nahe stehen, zum Beispiel syrische Christen?
Wir in Neuss haben keinen Einfluss darauf, wie viele und welche Flüchtlinge uns das Land zuweist. Asylrecht ist Menschenrecht für alle, die politisch verfolgt werden. Es ist unabhängig von der Religionszugehörigkeit, und das finden wir auch richtig. Das Bundesamt für Flüchtlinge und Migration entscheidet über die Asylanträge. Die Flüchtlinge werden von Bund und Land den Städten zugewiesen. Wir können zwei Dinge tun: Fordern, dass die Asylverfahren beschleunigt werden. Und diejenigen, die zu uns kommen, möglichst verträglich aufnehmen. Für beides setzen wir uns ein.
Viele Menschen äußern Angst um ihre Sicherheit.
Wir haben Erkenntnisse über Gewalt in der vom Land NRW betriebenen Flüchtlingsunterkunft am Alexianer. Dem gehen wir nach. Es ist zynisch, dass das rot-grün regierte NRW von den Bürgern Willkommenskultur fordert, aber die Bundesmittel für die Flüchtlinge teilweise einbehält und an der Polizei spart.
Was bedeutet christliche Verantwortung in dieser Situation?
Christliche Verantwortung heißt, anzupacken und nicht schönzureden. Mit offenem Herz, aber auch mit klarem Kopf. Ich bin vor allem den Ehrenamtlichen dankbar, die sich dafür engagieren, dass wir die Flüchtlinge verträglich aufnehmen.