Alles unter einem Dach: Neuss als Pionier für vernetzte medizinische Hilfe
Neuss · Es sind Beispiele aus dem Leben: Ein Rentner wird vergesslich, hat Beschwerden. Seine Ehefrau bringt ihn zum Hausarzt, er bekommt Medikamente verschrieben, die nicht helfen. Nächste Station Krankenhaus: Hier gibt es neue Tabletten, die ihre Wirkung verfehlen.
Wochen später schlägt der Neurologe die Hände über den Kopf, als er sieht, was der Mann verschrieben bekommen hat. Solche Situationen sollen in Zukunft gar nicht mehr zustande kommen. Als eine der ersten Kliniken Deutschlands sorgen die Augustinuskliniken für maximale Beratung durch vernetzte Versorgung.
„Es ist mir eine große Freude, zu sehen wie Pioniere neue Projekte verwirklichen und mit Leben füllen“, sagt Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe zu den beiden Leuchtturmprojekten der Augustinuskliniken. Am Freitag stellte das Team ihm und der Öffentlichkeit das innovative Vorhaben vor. Qualifiziertes Personal diverser Fachrichtungen zieht an einem Strang, arbeitet Hand in Hand: eine Idee die so gut aber auch so naheliegend ist. Dass sie erst jetzt realisiert werden kann, hängt mit der Gesetzeslage des Bundes zusammen. Die notwendigen Rahmenbedingungen stehen in Berlin nun kurz vor der Beschlussfassung. Der Startschuss von etwas ganz Großem. Maximale individuelle Beratung und vielseitig vernetzte, regionale Versorgung bei altersbedingten psychischen Erkrankungen und vor allem bei Demenz: das vereint das neue St. Augustinus Memory-Zentrum ab Dezember dieses Jahres erstmals unter einem Dach. Damit setzt das innovative 20-Millionen-Euro Großprojekt der St. Augustinus-Kliniken bundesweit Maßstäbe. Das neue Kompetenznetzwerk stellt Betroffene wie Angehörige in den Mittelpunkt – und das von der Diagnose über ambulante Therapien bis hin zu Wohnangeboten. Beispielhaft sind Hunde- oder Lichttherapien, aber auch Kabinette als Inseln des Erinnerns und Erfahrens sollen geboten werden. Dabei werden verschiedene Themenzimmer entstehen, die an schöne Dinge wie den Urlaub, Fußball, Musik oder – speziell in Neuss – an Schützenfeste anknüpfen sollen. Eine Idee, die Gröhe mit Beifall honorierte.
Das Zentrum versteht sich als regionaler Innovationsmotor, der durch vielfältige Kooperationen und Dienstleitungen vor Ort Lösungen für die sich verändernden gesellschaftlichen Strukturen bietet. Schließlich wird sich bis zum Jahr 2030 die Zahl der von Demenz Betroffenen nahezu verdoppeln – eine große Herausforderung für Politik und Gesundheitswesen, dem sich das St. Augustinus Memory-Zentrum beispielhaft mit einer optimalen regionalen
Verzahnung stellt.