Das zweite Zuhause: So wichtig ist das Zug-Lokal!

Neuss · Der zweitwichtigste Ort für einen Neusser Schützen ist neben dem Festplatz und dem Zelt das eigene Wach- beziehungsweise Zug-Lokal. Hier trifft sich der Zug das ganze Jahr über und hier werden die wegweisenden Entscheidungen getroffen.

Detlef Foullong und Günter Ludwigs gönnen sich nach dem Fackelbau gerne noch die eine oder andere Erfrischung im Biergarten.

Foto: Foto: Thomas Broich

Hier werden die Versammlungen abgehalten, aber hier verbringt man auch einen großen Teil der gemeinsamen „Freizeit“. Doch nicht jede Kneipe eignet sich dafür.

Der 18-Mann-starke Grenadierfahnenzug hat in dieser Beziehung einige Erfahrung. Erst vor kurzem musste er sein Domizil im „Lindenhof“ aufgeben und hat seine neue Heimat in der Taverna Saloniki am Herrmannsplatz gefunden. Für den Stadt-Kurier analysieren Zugführer Detlef Foullong und Ehrenzugführer Günter Ludwigs (ebenfalls Schützenpräsident der Erfttaler Schützen), was ein ideales Zug-Lokal ausmacht.

Günter Ludwigs legt vor: „Um das direkt klarzustellen: Das wichtigste ist immer die menschliche Komponente, die Chemie zwischen den Schützen und den Gastronomen muss einfach stimmen. Es gibt zwar auch andere wesentliche Komponenten, die gegeben sein müssen, aber die sind alle nicht so wichtig, wenn das Persönliche stimmt!“ Detlef Foullong ergänzt: „Als wir auf der Suche nach einem neuen Wach-Lokal waren, war für uns zunächst einmal zwar wichtig, dass wir eine geeignete Lokalität finden, die möglichst citynah gelegen ist, und in dem man gut essen kann. Aber wir haben schnell festgestellt, dass wir uns hier auch sonst sehr wohl fühlen.“

Die Taverna Saloniki ist neben dem Grenadierfahnenzug auch noch Wach-Lokal der Neusser Artillerie, der Hubertuszüge „Adlerhorst“ und „Luschhönches“ (Hauptmannszug), der Schützenlustzüge „Himmel und Ääd“ und „Ohne Jedöns“ sowie der Grenadierzüge „In Treue fest“ und „Mer send wer do“.

Die Wirtseheleute Irini und Georgios Apostolidiou haben ein großes Herz für das Brauchtum, und überall im „Saloniki“ haben die Schützen ihre Spuren hinterlassen. Wimpel, Banner, Bilder, Pokale, geschnitzte, großformatige Holz-Wappen und natürlich die Metallschilder an der Hausfassade, die die Taverna als offizielles Wach-Lokal ausweisen. Das Bekenntnis zu den Schützen ist natürlich wichtig, doch auch eine andere Qualität ist sehr wichtig: „Vertrauen ist unentbehrlich“, so Günter Ludwigs. „Es ist beinahe selbstverständlich, dass man als Schütze mal einen Deckel machen kann, wenn er nicht genügend Geld dabei hat. Andersrum muss es aber auch so sein, dass sich der Gastronom blind auf seine Schützen verlassen kann. Da ist es einfach wichtig, dass die Chemie stimmt.“ „Und die Stimmung muss ja auch gut sein, wenn wir unsere zahlreichen Veranstaltungen abhalten“, ergänzt Detlef Foullong, „Versammlungen, Krönungen, Neujahrsempfänge und so weiter. Wir sind ja sehr oft hier. Kurz vor dem Schützenfest genehmigen sich viele von uns auch nach dem Fackelbau hier noch ein Feierabendbierchen. Wir bleiben ja nicht nur als Schützen unter uns, sondern oft haben wir ja auch unsere Frauen dabei und laden Gäste ein – wie etwa beim Neujahrsempfang. Da müssen sich einfach alle wohlfühlen!“ Einmal im Monat trifft sich der Grenadierfahnenzug mindestens im Wach-Lokal. Es wird streng darauf geachtet, dass möglichst viele Mitglieder auch anwesend sind, denn: „Wir nehmen unsere Sache schon ernst. Wir sind keine Schönwetterschützen, sondern wollen das Schützenwesen mit Sinn füllen, wollen die Kameradschaft pflegen, so Foullong.

Der Altersdurchschnitt liegt bei 40, die Bandbreite reicht von 22 bis 77 Jahren – auch da müssen Kompromisse gefunden werden. Eine Altherren-Kneipe käme also ebenso wenig infrage wie ein Szenelokal mit lauter Musik.

„Man muss sich mit allen Beteiligten auf so ein Lokal einigen können“, bekräftigt Günter Ludwigs, „zumindest für eine Zeit lang. Wenn das Wichtigste besprochen und erledigt ist, können die jungen Leute ja weiterziehen, wenn ihnen nicht mehr genug los ist, aber bis dahin sollen sich alle zusammen wohlfühlen. Wir haben ja teilweise auch noch ältere Herrschaften dabei: So kümmern wir uns zum Beispiel auch um die Witwen unserer verstorbenen Mitglieder. Sie sind ganz selbstverständlich mit dabei, sind ein Teil unserer Familie.“

Da ist es gut, dass die Wirtin, „Mama Irini“, alles im Griff hat, fast jeden ihrer Gäste persönlich kennt und für Jeden jederzeit ein gutes Wort parat hat. Detlef Foullong fasst die Suche nach dem perfekten Domizil so zusammen: „Man erkennt, dass man das richtige Lokal gefunden hat, wenn sich das Gefühl einstellt: Hier bist Du zuhause!“

(Kurier-Verlag)