+++Über zwei Millionen Euro Schaden+++30 Fahrzeuge betroffen+++ Die Brandserie auf der Furth ist vorbei: Drei Feuerwehrmänner festgenommen
Furth · Further Autobesitzer können aufatmen: Im Fall der Pkw-Brandserie wurden drei Freiwillige Feuerwehrmänner im Alter von 19, 21 und 22 Jahren festgenommen. Sie sind geständig.
Seit Oktober hielt die Serie der Fahrzeugbrände die Nordstadt in Atem, verursachte in 14 Fällen einen Gesamtschaden von über zwei Millionen Euro und forderte mehr als 30 Fahrzeuge. Am Freitag wurden drei Tatverdächtige festgenommen, die seit Samstag in Untersuchungshaft sitzen. Das Motiv: Lust an Löscheinsätzen. Schließlich waren die Verdächtigen bei 13 der 14 Vorfälle an den Löscharbeiten selbst beteiligt — als Freiwillige Feuerwehrmänner des Löschzuges Furth. Nur ein Mal, am 24. Oktober, kam ihnen der Löschzug Neuss-Mitte zuvor, sodass sie in der selben Nacht einen weiteren Brand legten, den sie löschen konnten.
Kriminalhauptkommissar Dirk Gütte, Leiter der Ermittlungskommission (EK) Furth, die sich mit der Brandserie beschäftigt, erzählt Details: "Nachdem eine Zeugin uns einen Verdächtigen genau beschreiben konnte, veröffentlichten wir ein Phantombild. Daraufhin meldete sich ein 19-Jähriger von der Feuerwehr freiwillig, da er der Abbildung sehr ähnlich sah. Für zwei der Tatzeiten konnte er wasserdichte Alibis vorweisen." Weitere Ermittlungen im Feuerwehrumfeld ergaben dann jedoch zwei weitere Verdächtige. Wie sich herausgestellt habe, hätten die drei Neusser die Brandstiftungen in unterschiedlichen Konstellationen verübt, sodass immer einer ein Alibi gehabt habe. "Dann warteten sie in der Wohnung des 21-Jährigen, der als einziger eine eigene Wohnung hat, auf den Einsatz", so Gütte.
Letzten Dienstag hätten die Ermittlungen den Verdacht erhärtet, am Freitag folgten der Zugriff und Wohnungsdurchsuchungen, bei denen Beweismaterial wie Speichermedien sichergestellt wurden. "Am Samstag wurden die Verdächtigen dem Haftrichter vorgeführt und sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Alle drei sind inzwischen geständig", verrät der EK-Leiter.
Britta Zur, Kapitalstaatsanwältin der Staatsanwaltschaft Düsseldorf, weiß: "Der Haftbefehl lautet auf gemeinschaftliche Brandstiftung. Die Untersuchungshaft ist gerechtfertigt, da bei den Tatverdächtigen Verdunklungsgefahr durch Absprachen untereinander und auch Fluchtgefahr besteht. Keiner geht einer geregelten Tätigkeit nach und die drei müssen mit hohen Haftstrafen rechnen — darin sehen wir einen Fluchtanreiz."
Nur der 22-Jährige sei bisher polizeibekannt wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis, die anderen seien unbeschriebene Blätter gewesen. Zur: "Der Gesetzgeber sieht für jede einzelne der Taten eine Haftstrafe von einem Jahr vor, zumindest im Erwachsenenrecht. Allerdings wird es bei der Straffindung nicht mit reiner Addition zugehen — es ist ein komplexer Prozess, bei dem vieles berücksichtigt werden muss. Außerdem werden die weiteren Ermittlungen ergeben, wer bei welchem Vorfall involviert war und derlei mehr."
Aufgrund seines Alters wird der 19-jährige Verdächtige im Gegensatz zu seinen mutmaßlichen Komplizen vor einen Jugendrichter gestellt werden.
EK-Leiter Gütte falle "ein Stein vom Herzen". Mit sieben, teilweise mehr Mitarbeitern war er seit Oktober an dem Fall dran, habe mit seinen Kollegen viele Überstunden gemacht. Jetzt ist ihm wichtig: "Es sollen nicht alle Feuerwehrmänner in Misskredit fallen! Ich möchte betonen, dass die Kooperation mit der Feuerwehr in diesem Fall sehr gut lief — uns wurden Einsatzpläne zur Verfügung gestellt und all unsere Fragen beantwortet." Auch wenn man bundesweit immer wieder hört, dass Feuerwehrmänner an Brandstiftungen beteiligt sind, beruhigen Gütte und Polizeipressesprecherin Diane Drawe: "Im Rhein-Kreis gab es bisher keine Verurteilung eines Feuerwehrmannes aufgrund von Brandstiftungen." Bürgermeister Reiner Breuer hat gemeinsam mit dem Leiter der Feuerwehr die sofortige Suspendierung der drei Verdächtigen verfügt. Gleichzeitig brachte er seine Erleichterung zum Ausdruck, dass die Ermittlungen der Polizei zu einer Aufklärung der Brandserie geführt haben.
Die Männer werden wohl sobald kein Feuer mehr löschen — geschweige denn legen. Jetzt warten sie auf ihre Verhandlung und Further Autobesitzer können wieder beruhigt schlafen.