Flächendeckende Baumfällungen: Bürger sollen besser informiert werden

Neuss · Trauriges Bild an der Klever Straße. Dort, wo noch vor wenigen Tagen meterhohe Pappeln in den Himmel ragten, zeigt sich ein ähnliches Bild, wie nach dem verheerenden Sturm Ela: Dicke Stämme liegen auf dem Boden.

Ein Resultat von erneuten Fällarbeiten der Stadt Neuss. Die Anwohner im Stadionviertel sind entsetzt, initiierten eine Protestaktion. Derweil befürchten Anwohner des Jostensbuschs eine weitere Fällaktion — zahlreiche Bäume sind hier mit Markierungen gekennzeichnet.

Noch im Januar versprach Umweltdezernent Dr. Matthias Welpmann im Stadt-Kurier-Interview, dass es keine unrechtmäßigen Baumfällungen mehr geben solle.

"Umso mehr verwundert es, dass die Stadt anscheinend gesunde Pappeln im Stadtwald rigoros fällen lässt", ärgert sich Thomas Rheidt, Anwohner und Unterstützer der Protestaktion.Besorgte Nachbarn haben Plakate an den noch übrigen Bäumen befestigt, ihrem Unmut Luft gemacht. "Warum?", ist auf Großbuchstaben über dem Schreiben zu lesen.

Nach Aussage der Stadtverwaltung ist der Baumbestand in den betroffenen Bereichen so stark geschädigt, dass ein erheblicher Teil der Bäume aus Sicherheitsgründen zurückgeschnitten oder entfernt werden musste. Im Bereich der Klever Straße sind bereits rund 20 Pappeln und drei Kastanien gefällt worden. Insgesamt werden im Neusser Stadtgebiet rund 300 Bäume gefällt. Bleibt der Kritikpunkt der fehlenden Transparenz.

Viele Anwohner an der Klever Straße sind von den Fällarbeiten überrascht worden, wünschen sich in Zukunft, besser informiert zu werden. Ein Thema, das die SPD beim jüngsten Umweltausschuss aufgegriffen hatte — mit Erfolg. Bis zur nächsten Sitzung des Gremiums soll die Verwaltung unter der Leitung von Dr. Welpmann Ideen entwickeln, wie die Bürger bei größeren Baumfällungen detailliert informiert werden können. Bürgermeister Reiner Breuer hat dies ebenfalls deutlich eingefordert.

Eine bessere Informationspolitik hätte auch Anwohner des Jostensbuschs beruhigen können: Hier sollen keine Fällungen vorgenommen werden — obwohl die Mehrzahl der Bäume mit Markierungen versehen wurde. Das Waldstück diente bisher dem Forstbetrieb, jetzt soll hier ein Park entstehen. Laut Verwaltung wird der Bestand zur Planungsvorbereitung vermessen und katalogisiert — deshalb auch die Markierungen auf Bänken und Pollern.

Gefällt wird allerdings im Waldbereich zwischen Steinhaus- und Broichstraße: Hier müssen 30 Bäume wegen mangelnder Standsicherheit weichen — wie die Verwaltung mitteilt: Mit rotem Kreuz markierte Bäume werden gefällt, mit rotem Punkt versehene Bäume werden kontrolliert, aber nicht gefällt. Im Kruchensbusch wurden rund 50 Bäume entlang der Bahntrasse gefällt. "Weitere Fällungen sollen hier nicht vorgenommen werden", verspricht Breuer.

(Kurier-Verlag)