Spendenaktion für verfolgte Christen in Nordafrika Flüchtlinge im Alex brauchen Wintersachen und Kinderwagen

Exklusiv | Neuss · Christen waren immer auch Flüchtlinge. Maria und Josef flüchteten mit dem Christkind nach Ägypten. Auch heute flüchten Christen vor Tod und Folter. Diesmal aus Nordafrika nach Neuss. Der aus Neuss stammende Historiker und Kenner Nordafrikas, Michael Hesemann, fordert alle auf, zu helfen.

Im Flüchtlingsheim "Alex" mit Sachspenden und auch mit einer Geldspende an den katholischen Geistlichen Msgr. Joachim Schroedel, der in Nordafrika segensreich Hand in Hand mit der verfolgten koptischen Kirche arbeitet. Sein Ziel ist es, den Flüchtlingsstrom nach Deutschland zu stoppen.

Der prominente Neusser Architekt Rudolf Welzel und der Rechtsanwalt Dr. Jörg Geerlings gehen mit gutem Beispiel voran, spenden für die Kinder, die derzeit im Alex untergebracht sind. Die Menschen dort brauchen Winterkleidung, warme Stiefel, Taschen, Koffer aller Art und Kinderwagen. "Jedes Kind, egal welchen Glaubens, freut sich auf ein Weihnachtsgeschenk. Und warum laden wir nicht einfach die Familien ein, mit uns zuhause Weihnachten zu feiern", so der Historiker Michael Hesemann bei seinem Vortrag im voll besetzten Saal der VHS. Er hat die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten eindrucksvoll rekonstruiert.

In Ägypten harrt der mit der Stadt-Kurier-Redaktion befreundete katholische Prälat Joachim Schroedel aus. Gemeinsam mit den Kopten hält er die Fahne des Christentums in Nordafrika hoch und hofft, dass die Lage besser wird und der Flüchtlingsstrom abreißt. Er schreibt den Stadt-Kurier-Lesern einen Brief:

Christen im Nahen Osten mit dem Mut zur Begegnung

Seit fast 20 Jahren lebe ich in Ägypten; von hier aus konnte ich weitere Länder des Nahen Ostens und Ostafrikas betreuen. Nachdem die Deutsche Bischofskonferenz beschlossen hatte, "wegen der schwierigen Lage" in Ägypten keinen Priester mehr nach Kairo zu senden, hat mich mein Heimatbischof Karl Kardinal Lehmann auf meine Bitte in den Ruhestand versetzt; somit kann ich auch weiter in Ägypten tätig sein und mich im Auftrag des Ortsbischofs Adel Zaki um die Katholiken und andere Christen kümmern. Nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mursi konnten wir alle wieder aufatmen; auch viele ägyptische Muslime hatten Angst vor einer Rückkehr in ein islamistisches Mittelalter. Die Zukunft Ägyptens liegt derzeit in den Händen des Militärs, das versucht, Ordnung in das zerklüftete System Ägyptens zu bringen. Dabei kann man nicht mit allen Entscheidungen zufrieden sein, doch wie sollte ein Volk von 90 Millionen Menschen, von denen fast 50 Prozent Analphabeten sind, etwas im "westlichen Stil" geleitet werden? Wir als Christen spüren Erleichterung und ein besseres Verständnis für unsere Minderheiten-Situation. Ägyptische Muslime sind meiner Erfahrung nach ohnehin tolerante Menschen. Freilich können auch sie schnell aufgehetzt und manipuliert werden.

Was Christen hier in Nordafrika brauchen, ist die Aufmerksamkeit und Solidarität von Seiten der Christen Europas.

Christen in Ägypten werden nicht verfolgt; aber auf ganz subtile Weise sind und bleiben sie zunächst "Bürger zweiter Klasse". Wir müssen ein "Nischendasein" führen, obwohl zugleich die Christen keine "Duckmäuser" sind, sondern sich mutig zu Christus bekennen. Von ihrer Bekenntnishaltung könnten wir lau gewordenen Christen des Westens durchaus lernen. Die wirtschaftliche Situation Ägyptens ist derzeit sehr schlecht. Die Inflationsrate liegt bei über zehn Prozent, Dinge des täglichen Bedarfs werden immer teurer, und das wirkt sich für viele verheerend aus. Täglich werde ich um Hilfe ersucht — aber wir haben ja nun auch keinerlei finanzielle Hilfe mehr von der Bischofskonferenz, so dass wir auf Spenden angewiesen sind. Es ist gut, dass die etwa 1800 deutschsprachigen Katholiken in Ägypten bereit sind, zu helfen. Ich bin aber auch dankbar für jede Solidaritätsaktion aus Deutschland. In Zeiten der Not müssen wir kreativ sein — und uns nicht zurückziehen. Ich danke für die schon erfahrene Hilfe der Leser dieser Zeitung und versichere alle meines Gebets in dem Land, das der Heiligen Familie dereinst Zufluchtsort war!

Ihr

Msgr. Joachim Schroedel

Wer für das Hilfsprojekt vor Ort in Nordafrika von Pastor Schroedel spenden möchte, kann das gerne tun. Jeder Euro ist wichtig! Konto:

Deutsche Bank

Msgr. Joachim Schroedel

Stichwort

"Stadt-Kurier-Leser helfen"

Konto: 3599008

Blz.: 54570024

(Kurier-Verlag)