Razzia in 18 Objekten Großeinsatz in Neuss: Millionenschaden durch Betrügereien
Neuss · Heute Vormittag haben Polizei und Steuerfahndung 18 Objekte in Neuss durchsucht. Es geht um vermeintliche Betrügereien in großem Stil.
Bereits seit über einem Jahr ermittelt das Kölner Kriminalkommissariat gegen Angehörige einer Großfamilie aus Leverkusen und deren Unterstützer, die unter anderem auch in Neuss leben. Der Bande — insgesamt werden 47 Personen beschuldigt — wird zur Last gelegt, Kreditinstitute im Zusammenhang mit Immobiliendarlehen, Sozialleistungsträger und ältere Menschen betrogen zu haben. In einem Fall wird eine Person beschuldigt, das Sozialamt in Leverkusen veranlasst zu haben, zu Unrecht Sozialhilfe gezahlt zu haben. "Hier geht es um eine sechsstellige Summe", weiß Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer.
Eine weitere Masche: Ältere Menschen wurden unter Vorspiegelung falscher Tatsachen um höhere Summen erleichtert. "Das ging über den Enkeltrick hinaus; die Beschuldigten haben das Vertrauen der Person erschlichen, unter falschen Behauptungen Geld geliehen und nicht zurück gezahlt", erklärt Bremer. Aufgrund laufender Ermittlungen gibt es keine weiteren Details. Allerdings gehen die Ermittler davon aus, dass die vermeintlichen Betrüger allein durch die "Masche" mit den Senioren etwa eine Million Euro erbeutet haben.
Nach derzeitigem Ermittlungsstand soll der einschlägig vorbestrafte Haupttäter (42) über Strohleute mithilfe der Beute aus den genannten Straftaten unter anderem Immobilien im Wert von mehreren Millionen Euro angekauft haben. Zuvor hatte er an Eides statt versichert, kein Vermögen zu haben.
Gegen die vermeintlichen Unterstützer werde wegen des Verdachts der Geldwäsche ermittelt. Sie sollen für die Täter das durch die Straftaten erworbene Vermögen unter anderem durch Kauf von Luxuswagen und Immobilienankäufe in den legalen Wirtschaftskreislauf eingebracht haben.
Polizei und Steuerfahndung untersuchten heute rund 70 Objekte in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Österreich. Neuss ist mit 18 Objekten trauriger Spitzenreiter. Ebenfalls im Einsatz waren die Beamten in Köln und Leverkusen (zusammen 15 Objekte) sowie Mettmann und Wuppertal (jeweils acht Objekte). Dabei wurden unter anderem sieben Luxuskarossen im Wert von etwa 800.000 Euro, mehrere Immobilien, hochwertiger Schmuck und etwa 40.000 Euro Bargeld beschlagnahmt. Neben Wohnungen wurden auch Büros von Steuerberatern und eines Rechtsanwalts sowie Kreditinstitute und Schließfächer durchsucht.
Die Haftbefehle gegen die vier deutschen Tatverdächtigen (42, 51, 52, 54) wurden in Leverkusen, Bergisch-Gladbach, Monheim (Kreis Mettmann) und Dortmund vollstreckt.