Herzliche Freundschaft: Türken und Deutsche lieben unser Neuss

Neuss · Dunkle Staatskarossen und Polizei in Neuss. Was war da los am Montag? Der türkische Botschafter Hüseyin Avni Karslioglu (59) hat der Quirinus-Stadt einen Besuch abgestattet. Er ist im Diplomaten-Corps als „bunter Vogel“ bekannt, trägt rote Krawatten und rote Socken (oder gelbe Krawatten und gelbe Socken).

Er trinkt Wein, ist keinesfalls ein strenger Moslem. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan schätzt ihn dennoch. Deutschland ist für die Republik ein wichtiger Partner. Und die Türkei gibt sich gerne lockerer und liberaler als erwartet.

Er sieht aus wie Winnie Schäfer, nimmt sich Zeit und ist total interessiert. So war es sein Wunsch, auch das Quirinus-Münster zu besuchen. „Wir sollten es uns nicht immer so schwer machen, sondern die Freundschaft pflegen“, spricht er Konflikte offen an und lobt Rektorin Florence Kostrzewa von der Geschwister-Scholl-Grundschule in Derikum, die ihren türkischen Kindern neben der wichtigen Integration ihre Kultur lässt und das Einstudieren von türkischen Volksliedern fördert. „Integration und Respekt vor der jeweiligen Kultur ist uns wichtig und für alle Kinder eine Bereicherung“, so die Pädagogin. „Es war eine emotionale Stunde bei den Kindern. Ich selber habe an meine Zeit in der Volksschule in Deutschland denken müssen“, erinnert sich der Herr Botschafter. Der kleine Hüseyin Avni Karslioglu wunderte sich damals über den „Krieg“ zwischen protestantischen und katholischen Kindern in der fränkischen Kleinstadt, wo er als Sohn eines türkischen Arztes aufwuchs. „Während er als neutral galt, machten sich die anderen Kindern das Leben schwer. Ich kenne das von früher. Da haben Katholiken am für Protestanten Heiligen Karfreitag laut den Rasen gemäht oder die Straße gekehrt“, erzählt Thomas Nickel. Der Besuch kam auf Initiative des Schützenpräsidenten zustande, der den außenpolitischen Berater Merkels, Christoph Heusgen, gut kennt und dessen Chef im Neusser Regiment ist. Dieser wiederum überzeugte den türkischen Botschafter von der Idee, die Stadt zu besuchen.

Neben der Fahrschule I-Drive von CDU--Mann Yasar Calik sah sich Karslioglu auch die „Tip-Top Autoaufbereitung“ an, die von Turabi Yildiz geleitet wird. Mittlerweile ein Großunternehmen mit Weltruf, das im Neusser Hafen ansässig ist.

Einen ganzen Tag lang spazierte der Botschafter durch Neuss und sprach mit vielen Landsleuten. Fazit: Türken gehören zu Neuss!

(Kurier-Verlag)