Interview: Darum macht Geerlings nicht mehr als Vorsitzender weiter
Am Montagabend teilte Dr. Jörg Geerlings dem Neusser CDU-Vorstand mit, dass er nicht mehr als Vorsitzender kandidieren will. Als Nachfolger im Amt kündigte Dr. Jürgen Brautmeier seine Kandidatur an, auch Sebastian Rosen bringt sich ins Spiel.
Dem Stadt-Kurier verriet Geerlings seine Beweggründe und Ziele.
Es wird sicher keine spontane Entscheidung gewesen sein. Wann haben Sie für sich den Entschluss gefällt, als Vorsitzender aufzuhören?
Es gab keinen konkreten Zeitpunkt, den ich benennen könnte, aber ich habe mir das Ganze gut und reiflich überlegt. Natürlich habe ich auch mit Familie und Freunden darüber gesprochen und bin dann zu dem Entschluss gekommen, dass jetzt, nach 13 Jahren im Amt, der richtige Moment ist, den Staffelstab weiterzugeben.
Was waren die Beweggründe, sich nicht mehr zur Wahl zu stellen?
Wir als Vorstand haben die großen Herausforderungen, vor denen wir gestanden haben, mit Bravour gemeistert. Die Partei wurde zusammengeführt und es wurde in Teamarbeit mit voller Energie für die gemeinsamen Ziele gekämpft. Belohnt wurden wir dafür bei der Landtags- und Bundestagswahl. Ich übergebe das Amt in geordneten Verhältnissen. Der neue Vorstand kann sich nun ganz in Ruhe auf die kommenden Aufgaben vorbereiten, die im Jahr 2020 auf uns warten.
Wie hat Ihr Umfeld auf diese Entscheidung reagiert?
Es freut mich natürlich zu hören, dass viele Mitglieder bedauern, dass ich nicht weitermachen werde. Das bestätigt mich und meine Arbeit. Sicher gibt es auch besorgte Stimmen. Immer wieder werde ich gefragt, wie es jetzt nun weitergehen soll. Dazu will ich betonen, dass ich der Neusser CDU natürlich nicht verloren gehe. Ich will im Vorstand weiter machen und zwar mit vollem Einsatz und ganzer Kraft.
Sie schlagen Dr. Jürgen Brautmeier als Ihren Nachfolger vor. Warum hat er das Potenzial, das Amt fortzuführen?
Bevor ich die Entscheidung getroffen habe, als Vorsitzender aufzuhören, habe ich mich parteiintern umgehört, welcher Kandidat als mein Nachfolger geeignet wäre. Dabei ist der Name Brautmeier immer wieder gefallen. Als Wahlkampfleiter bei der Landtags- und Bundestagswahl hat er einen tollen Job gemacht, war mit dafür verantwortlich, dass sich unsere Partei zusammengerauft hat. Auch außerhalb unserer Reihen hat er sich viel Respekt erarbeitet.
Es hat sich noch ein weiterer Kandidat ins Spiel gebracht. Sebastian Rosen will sich ebenfalls dem Votum der Mitglieder stellen. Was halten Sie von diesem Vorstoß?
Es ist selbstverständlich legitim, sich selbst zur Wahl zu stellen und absolut üblich, dass sich mehrere Mitglieder auf die Wahlliste setzen lassen.
Sie sagen, die Neusser CDU hat sich stabilisiert. Doch es stehen große Aufgaben bevor. 2020 wird das Superwahl-Jahr für unsere Stadt. Kommunal- und Bürgermeisterwahlen stehen bevor. Wie muss die CDU vorgehen, um Erfolge einzufahren?
Wir müssen den geschlossenen Geist, den wir uns erarbeitet und gelebt haben, unbedingt weiter erhalten. Wenn wir mit dieser Kraft und dem neuen Mannschaftsgeist weitermachen, sehe ich der Zukunft der Neusser CDU sehr optimistisch entgegen.
Die Stimmen zu Geerlings' Entscheidung
Helga Koenemann, CDU-Fraktionsvorsitzende: "Einerseits bedauere ich diese Entscheidung. Jörg Geerlings hat die Arbeit im Vorstand trotz aller Krisen gut gemanagt bekommen und einen guten Weg gefunden, die Zusammenarbeit — nicht zuletzt auch zwischen Partei und Fraktion — zu verbessern. Auf der anderen Seite kann ich ihn verstehen. Durch sein Landtagsmandat hat er viel Verantwortung. Es ist der richtige Weg, sich nun darauf zu konzentrieren und eine beachtliche Entscheidung."
Sven Schümann, stellvertretender Bürgermeister: "Ich gebe zu: Die Nachricht musste ich bei der Vorstandssitzung erst einmal sacken lassen. Es ist aber eine verständliche Entscheidung und er bleibt uns ja erhalten."
Andreas Hamacher, stellvertretender Vorsitzender: "Ich bedauere diesen Entschluss, weil ich mit Geerlings gut und vertrauensvoll im Parteivorstand gearbeitet habe. 13 Jahre sind aber auch eine lange Zeit, in der Geerlings in ruhigen wie in bewegten Zeiten Verantwortung übernommen hat. Insofern ist es ein nachvollziehbarer Schritt."
Karin Kilb, Stadtverordnete: "Ich bin der Meinung, dass Geerlings eine sehr gute Arbeit gemacht hat. Die dargelegten Gründe kann ich aber gut nachvollziehen und er bleibt uns ja erhalten."
Martin Flecken, Stadtverordneter: "Ich gehörte bei der vergangenen Wahl dem Team Werhahn an, muss aber sagen, dass Geerlings seine Arbeit recht gut gemacht hat. Daher überrascht mich dieser Schritt. Brautmeier halte ich für einen guten Kandidaten, auch wenn er aufgrund seines Alters die Aufgabe haben wird, einen geeigneten Nachfolger für seine Position zu finden."
Jean Heidbüchel, Vorsitzender der Jungen Union: "Geerlings hat das Landtagsmandat zurückgewonnen und seine Aufgabe sehr gut gemacht. Die kommende Vorstandswahl dürfte spannend werden. Mit Brautmeier hätten wir jemanden, der weiter Ruhe in die Partei bringen kann."