Jetzt wird’s ernst: Erste Turnhalle wird am 15. Dezember bezogen

Neuss · Bereits in seiner ersten Ratssitzung als Bürgermeister prophezeite Reiner Breuer, dass die Lage ernst werde — jetzt wird seine Aussage konkret. Rund 100 Flüchtlinge werden der Stadt Neuss inzwischen wöchentlich zugewiesen — heißt, dass dringend Platz geschaffen werden muss.

Foto: Violetta Buciak

In Allerheiligen wird in den kommenden Tagen die erste Turnhalle bezogen. Dezernent Stefan Hahn informierte die Bürger bei einer Informationsveranstaltung — die Stimmung war durchwachsen.

Rund 200 Menschen drängten sich am Dienstagabend in die Allerheiligener Sporthalle, lauschten gebannt den Ausführungen des Dezernenten Hahn. Ein Raunen ging durch die Menge, als er erklärte, dass rund 300 Flüchtlinge in den kommenden Tagen in direkter Nachbarschaft Einzug halten. Hier — wo kaum Tageslicht in die Räume eindringt — sollen notdürftig Bauzäune mit bespannten Laken aufgestellt werden, um ein bisschen Privatsphäre zu schaffen. Jeder "Gast" — so nennen die Helfer die Flüchtlinge — bekommt ein Bett und einen Stuhl. Nicht die komfortabelsten Wohnbedingungen, aber momentan offenbar die einzige Möglichkeit, der großen Zahl an Flüchtlingen gerecht zu werden. "Wir haben alle Hinweise aus der Bevölkerung geprüft, aber es ist sehr schwer, geeignete Unterkünfte zu finden. Wichtig ist, dass sie beheizbar sind und über sanitäre Möglichkeiten, also auch Duschen verfügen und das ist oft nicht der Fall", erklärte Hahn die Wahl auf die Turnhalle. Dass gerade Allerheiligen ausgewählt wurde, lag an zwei Kriterien: Der Schulsport müsse hier im Vergleich zu den anderen Neusser Sporthallen am wenigsten leiden und es ist Platz für besonders viele Menschen da.

Das DRK übernimmt die Betreuung der "Gäste" an diesem Standort. Vorstandssprecher Marc Dietrich erklärt, dass die Flüchtlinge nicht eingesperrt sind, sondern auch raus gehen können, dass sein Team versuche, den Wünschen der Menschen nachzukommen. Drei Mal am Tag soll es Mahlzeiten geben, die in einer separaten Halle ausgeteilt werden, dazu den ganzen Tag über Wasser und etwas Obst. Zehn Waschmaschinen und Trockner stehen bereit, sodass sich die Flüchtlinge ihre Wäsche selbst waschen können, sanitäre Anlagen sind genügend vorhanden.

Zur Hilfsbereitschaft der Allerheiligener Bürger mischte sich Skepsis. Fragen nach der Sicherheit der einheimischen Kinder und Frauen wurden oftmals mit Applaus begleitet.

Sorgen, denen Dezernent Hahn und Dietrich mit Verständnis begegneten. Dennoch betonten beide: "Es sind in der Regel nicht die einheimischen Bürger, die Opfer von Straftaten werden, sondern die Flüchtlinge selbst."

Eine 100-prozentige Sicherheit könne nicht gewährleistet werden, "wenn aber erst die ersten Kontakte zu den Flüchtlingen entstehen, wird die erste Unsicherheit weichen", ist Hahn sicher.

(Kurier-Verlag)