Junge Flüchtlinge sollen „ein Teil der Nordstadt werden“

Nordstadt · Der Further Hof wird in eine Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge umgebaut. Diese Nachricht verbreitete sich in Windeseile in der Nordstadt und so war bei der Infoveranstaltung am vergangenen Mittwoch der Veranstaltungssaal der ehemaligen Traditionsgaststätte mit rund einhundert Besuchern rappelvoll.

Bis auf den letzten Platz gefüllt; die Infoveranstaltung zur Zukunft des Further Hofs lockte rund einhundert Besucher.

Foto: Foto: Retzlaff

Die Stadtverwaltung hat das komplette Gebäude für fünf Jahre angemietet, Betreiber der Einrichtung ist der Evangelische Verein für Kinder- und Jugendhilfe. 15 männliche Jugendliche werden im Hotelbereich untergebracht. Sie kommen aus Afghanistan (11), Syrien (3) und dem Irak (1). „Sie sind im Durchschnitt drei bis sechs Monate in Deutschland, bevor sie zu uns kommen“, erklärt Detlef Wiecha, Geschäftsführer des Evangelischen Vereins. Hier soll mit Dolmetschern und Pädagogen aufgearbeitet werden, was die Jugendlichen durchgemacht haben und wie weiter mit ihnen verfahren wird. Das Hauptziel: „Die Jugendlichen sollen ganz viel von der Realität und dem Alltag in Deutschland mitbekommen“, sagt Beate Sander vom Evangelischen Verein. So werden die im Schnitt 16- bis 18-Jährigen eine klare Alltagsstruktur erfahren: vom morgendlichen Aufstehen bis zu festen Unterrichts- und Essenszeiten. Auch sollen ihnen ganz alltägliche Dinge vermittelt werden, zum Beispiel wie sie einkaufen oder die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen können. Ganz wichtig: „Wir wollen ein Teil der Nordstadt werden“, macht Sander deutlich, dass mit Jugendverbänden, Organisationen, Kirchengemeinden und Sportvereinen vor Ort zusammen gearbeitet werden soll.

Die Jugendlichen werden rund um die Uhr betreut – auch nachts wird ein Pädagoge vor Ort sein. Im Veranstaltungssaal und dem angrenzenden Durchgangsbereich zum Schankraum sollen Kurse und Freizeitangebote für die jungen Flüchtlinge durchgeführt werden. Angst vor Lärmbelästigung müssten die Anwohner nicht haben, weiß Wiecha. Überhaupt setzt er auf gute Nachbarschaft: „Wenn jemand Beschwerden hat – wir sind immer zu Gesprächen bereit!“

Und was ist im ehemaligen Schankraum der Gaststätte geplant? Hier möchte die Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit Vereinen eine interkulturelle Begegnungsstätte entstehen lassen. Zurzeit läuft ein Antrag des Jugendamtes auf eine Landes-Sonderförderung. Es geht um gemeinwesenorientierte Jugendarbeit im ganzen Stadtgebiet – und der Further Hof wäre ein Teil dieses Konzeptes.

(Kurier-Verlag)