Leser fragen: „Muss das sein?“

Neuss · Liebe Leser, melden Sie uns Dreckecken in der Stadt und andere Orte, an denen offensichtliche Missstände herrschen. In der Rubrik „Muss das sein?“ stellen wir diese vor.

Wolfgang Schmidt fegt die Straße vor seinem Haus. Das ist seine Pflicht. Nun erwartet er, dass auch die Stadt Neuss ihre Reinigungspflicht wahrnimmt.

Foto: Fotos (3): Thomas Broich

Die Stadt Neuss spart, wo sie nur kann. Das führt leider dazu, dass sie manchmal ihren Verpflichtungen nicht nachkommt. Diese Erfahrung hat

Wolfgang Schmidt

aus Reuschenberg, Anwohner der Veilchenstraße, gemacht. Seit 2006 zofft er sich mit der Verwaltung – auch im Namen vieler Nachbarn. Stein des Anstoßes: Die Veilchenstraße ist eine „Bürgerstraße“, das heißt, sie muss auch von den Bürgern sauber gehalten werden. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Im Endbereich mündet die Straße in einen Wendehammer, in dessen Mitte sich eine Grüninsel mit Bäumen, Sträuchern und anderen Pflanzen befindet. Dieser Bereich ist städtischer Grund und liegt auch im Verantwortungsbereich der Stadt. Die kommt ihrerseits laut Schmidts Erfahrungen der Pflege und Reinigungspflicht nicht nach. „Das Grün wird nicht gepflegt, nicht geschnitten und vor allem werden die anfallenden Pflanzenprodukte nicht entfernt. Äste, klebende Blüten und im Herbst natürlich Laub liegen in Massen auf der Straße und werden einfach nicht entfernt. Als Begründung gibt die Stadt an, dass sie schlicht und einfach kein Geld habe, um ihren Verpflichtungen nachzukommen. So etwas sollte sich ein Bürger mal herausnehmen!“ Nach langem Hin und Her und einem ausführlichen Schriftwechsel konnte Schmidt im November den Kompromiss abringen, dass sich die Stadt wenigstens zwei Mal pro Jahr um das betreffende Stück kümmert. „Das wäre zwar immer noch viel zu wenig, aber immerhin besser als nichts“, sagt der Reuschenberger, „doch seitdem hat sich nichts getan, niemand hat sich blicken lassen!“ Nachdem er auch alle zuständigen Lokalpolitiker angeschrieben hat, gibt es jetzt immerhin einen Lichtblick, Dr. Jörg Geerlings (CDU) sagte ihm zu, sich der Angelegenheit anzunehmen und Bürgermeisterkandidat Thomas Nickel (CDU) hat sich für den 18. Juni sogar zum Ortstermin angesagt. „Nur von der SPD bin ich ein wenig enttäuscht“, gibt Schmidt zu, „von Bürgermeisterkandidat Reiner Breuer habe ich keine Reaktion bekommen, nicht einmal eine Eingangsbestätigung meines Schreibens!“

Michael Kapdor

fühlt sich von der Stadtverwaltung abgezockt: „Wenn am Mittwoch, 24. Juni, der Johannismarkt stattfindet, werden – wie immer – die Bewohnerparkplätze entfernt! Anstatt dann einen Ersatz für diese fehlenden Bewohnerparkplätze zu schaffen – für welche die Anwohner eine Gebühr zahlen – schwärmen die Überwachungskräfte aus, um fleißig abzukassieren! Wir wissen nicht, wo wir unsere Fahrzeug abstellen können! Dabei wäre es doch so einfach: Parkuhren für diesen einen Tag abdecken! Und beim Mittelaltermarkt: da sind die ,fleißigen Bienchen’ sogar am Samstag total hysterisch unterwegs... Ein Ersatz wäre da wohl zu viel verlangt – denn der Euro muss ja rollen? Auf unsere Kosten..., ,pfui’ sage ich nur...“

„Mit traurigen Grüßen“ macht

Christiane Moll

ihrem Ärger Luft: „Ich habe ihren Artikel ’Dreckecken in unserer Stadt’ mit großem Interesse gelesen. Leider kann ich Ihnen kein Foto zukommen lassen, da müsste man quasi die ganze Stadt fotografieren. Es ist erschreckend, wie die Stadt Neuss ihre öffentlichen Anlagen nicht unterhält. Überall wächst das Unkraut, die Treppen vermüllen und wuchern zu (Treppenabgänge Friedrichstraße am Nordkanal zum Beispiel). In den Böschungen stehen meterhoch Gras, Disteln, Brennnesseln und wilde Wurzeltriebe der Bäume. Müll wird vom Wind durch die Anlagen getrieben. Dazu muss ich allerdings sagen: Es ist eine Unart, wo man geht und steht, seinen Abfall hinzuwerfen. Als Hundegänger kommt man schon viel in der Stadt rum und sieht ihre Grünanlagen. Es ist sehr schade, dass anscheinend die Personalpolitik diesbezüglich in die falsche Richtung betrieben wird. Da wir sehr viel reisen, kann ich deutliche Unterschiede in der Stadtpflege anderer Städte zu unserer Stadt sehen. Unserem allgemein guten Ruf – sauber und ordentlich – werden wir nicht mehr gerecht.“

(Kurier-Verlag)