Nach fünf Jahren Abstinenz ist das Tanzbattle Urban Champs wieder da
Neuss · Joao Ronaldo Kanga steht auf der Bühne im Greyhound, hunderte Augenpaare sind auf den Tänzer gerichtet. Dem 29-Jährigen ist bewusst, dass er nur 30 Sekunden Zeit hat, um sein ganzes Können zu zeigen.
Er weiß nicht, welchen Song der DJ gleich auflegen wird. Und wenn Ronaldo sich nur einen Patzer erlaubt, ist er vermutlich raus. Dennoch zieht es den Nordstädter immer wieder auf die Bühne. Jetzt ist das beliebteste Tanzformat aus Neuss zurück. Urban Champs ist wieder da.
Vor fünf Jahren legten die Veranstalter der Reihe eine Pause ein. Zu dem Zeitpunkt war Urban Champs am Zenit seiner erfolgreichen Laufbahn. Nachdem der Tanzwettbewerb immer größer und beliebter wurde, zogen die Macher die Reißleine, um zu vermeiden, dass das Event zu kommerziell wird. "Was Urban Champs ausmacht ist eben das Feeling vom Untergrund, wie man es aus bekannten Tanzfilmen wie ,Street Style' kennt", sagt Ronaldo. Es sei eine ganz bestimmte Atmosphäre, ein Feeling, das man nur versteht, wenn man selbst dabei gewesen ist. Und jetzt gibt es wieder die Chance dazu.
Pünktlich — kurz vor dem zehnten Geburtstag der Tanzreihe — ist Urban Champs wieder da. Am 16. Dezember geht es mit den Qualifikationen los. Und die Anmeldezahlen sind schon jetzt vielversprechend. "150 Interessenten haben sich gemeldet. Wir rechnen mit bis zu 200 Tänzern", sagt Hamdi Berdid, Vorsitzender des Raums der Kulturen und Mitbegründer der Veranstaltungsreihe. Bereits beim Auftakt im September, bei dem nur geladene Gäste anwesend waren, zeigte sich die Qualität. Hochkarätige Tänzer aus sieben Nationen bewiesen ihr Können. Richtig los gehen die Wettbewerbe dann am kommenden Wochenende, wenn die Teilnehmer in den Kategorien "HipHop", "Breaking", "Locking", "Popping" und "Krump" abliefern müssen.
Stars aus der Szene haben ihr Kommen zugesagt, etablierte Künstler, die in Neuss erst groß geworden sind. Unter anderem wird Majid als Jurymitglied dabei sein. Der Got-to-Dance-Gewinner hat seine ersten Tanzerfahrungen ebenfalls in der Quirinusstadt gesammelt und ist jetzt ein gefeierter Künstler.
"Wir freuen uns, dass viele, die mit Urban Champs groß geworden sind, wieder zu ihren Wurzeln zurückkehren und bei unserer Veranstaltung dabei sind", sagt Ronaldo. Der 29-Jährige hat selbst vor rund zehn Jahren mit dem Tanzen angefangen, nachdem er verletzungsbedingt die Fußballschuhe an den Nagel hängen musste. Es war sein Bruder Alberto, der ihn zu einem Festival ins Rheinische Landestheater mitgenommen hatte. Dort entdeckte Ronaldo Tanzstile, die er zuvor nicht kannte und die ihn inspirierten. "Die Richtung ,Krump' war der Grund, warum ich dann selbst angefangen habe. Diese Tanzart ist sehr impulsiv, aggressiv und erinnert an Kämpfe", erklärt Ronaldo. Heute ordnet er sich eher in der HipHop-, House-Richtung ein, entwickelt sich aber gerne bei Workshops weiter.
Eine von vielen Besonderheiten bei Urban Champs sind die Freestyles. Die Zuschauer bekommen keine einstudierten Choreografien zu sehen. Innerhalb von 30 Sekunden müssen die Teilnehmer zu unbekannten Musikstücken performen, bevor es dann in die Battles geht. "Es ist hart, wenn man monatelang trainiert hat und es dann nicht in die nächste Runde schafft. Wenn es aber nur einmal geklappt hat, will man immer wieder auf die Bühne", weiß Ronaldo.
Neu bei Urban Champs ist die vierte Stimme. Nicht nur eine dreiköpfige Fachjury entscheidet — auch das Publikum hat per App die Möglichkeit, seine Stimme abzugeben. Und das funktioniert weltweit. Geplant ist, dass die Events per Livestream online übertragen werden. Die entsprechende App dazu hat Erwin Musagic entwickelt, der ebenfalls auf eine Tanzgeschichte bei Urban Champs zurückblicken kann.
Mitmachen kann jeder, der den Mut aufbringt und Lust dazu hat — egal über wieviel Tanzerfahrung er verfügt. Auf der Facebookseite Urban Champs finden Interessenten alle Informationen. Einlass im Greyhound an der Batteriestraße ist am kommenden Samstag um 17 Uhr. Karten gibt es zum Preis von 10 Euro, damit sind gerade die Kosten gedeckt. "Unser Anspruch war es nie, Profit zu machen. Das ist eines unserer Prinzipien", sagt Berdid.