Seit 46 Tagen Gesamtschule: Was sich in der Comenius-Schule verändert hat

Neuss · Exakt 46 Tage ist die Comenius-Gesamtschule in Betrieb. Auf dem Schild am Eingang ist noch immer "Sekundarschule" zu lesen. Die Umwandlung ist vollzogen — viel verändert habe sich am laufenden Betrieb laut Schulleiter Jochen Reif noch nicht.

Karin Steinmann-Exner und Jochen Reif blicken zuversichtlich in die Zukunft der Comenius-Gesamtschule.

Foto: Foto: Violetta Fehse

Deutlich spürbar ist aber die Aufbruchsstimmung von Lehrerschaft und Schülern. Jetzt herrsche endlich Klarheit, jetzt könne am Schulprofil gefeilt werden. Und die ersten Grundsteine für die Zukunft sind schon gelegt.

Pläne schmücken die Bürowand der stellvertretenden Schulleiterin Karin Steinmann-Exner. Viele kleine Puzzleteile, die am Ende ein ganzheitliches Profil bilden sollen. Das Hauptaugenmerk soll auf den Bereichen Sport, Gesundheit und Soziales liegen. Erst vor wenigen Tagen wurde ein Kooperationsvertrag mit dem Unternehmen Deuka Deutsche Tiernahrung GmbH & CO. KG unterzeichnet. Schüler sollen anhand von Praktika hautnah in die Berufswelt hineinschnuppern dürfen.

Weitere Verbindungen bestehen zum Beispiel zu der St. Augustinus Gruppe, Möbel Höffner DVAG oder zum Autohaus Kniest. Einen guten Einstieg in die Arbeits- und Studienwelt schaffen: Dafür setzt sich besonders die Koordinatorin für berufliche Bildung, Elke Meyer-Lens, ein. In der Überlegung sind Konzepte, die Schülern ermöglichen sollen, neben der Oberstufe eine Ausbildung zu beginnen oder Creditpoints für das angestrebte Studium zu sammeln. Um den Bereich Sport abzudecken, bestehen viele Partnerschaften zu lokalen Vereinen, weitere sind bereits in Aussicht — und auch ein Sport-Leistungskurs wird in Erwägung gezogen. Nicht die einzigen Veränderungen: Bisher hatten die Schüler an der Comenius-Sekundarschule nicht die Möglichkeit, dort auch ihr Abitur zu machen. Das änderte sich mit der Umwidmung zur Gesamtschule. Und diese Neuerung spiegelt sich in den deutlich gestiegenen Schülerzahlen wieder.

Wollten zuletzt nur noch 20 Kinder die Comenius-Schule besuchen, sind es jetzt rund 160 Schüler in der Stufe 5. Erst im jüngsten Schulausschuss wurde beschlossen, die neue Gesamtschule auf sechs Züge auszuweiten. Das Gebäude im Schulzentrum an der Weberstraße füllt sich langsam. Bürgermeister Reiner Breuer dachte bei der Schulfeier vor wenigen Wochen sogar laut über eine Erweiterung nach, die Bagger könnten bald anrollen. All das ist aber noch Zukunftsmusik.

Jetzt schon greifbar ist dafür die positive Stimmung der Schüler. "Die Kinder und Jugendlichen freuen sich, dass sie hierbleiben können, wenn sie ihr Abitur machen wollen. Außerdem war es vielen unangenehm, zu sagen, dass sie Sekundarschüler seien. Das hat sich mit der Umwandlung verändert", so Steinmann-Exner. Stolz sind alle auf den gerade verliehenen Titel "Schule ohne Rassismus". 70 Prozent der Schüler und Lehrer haben dafür ihre Unterschrift gegeben und wollen Toleranz im Alltag leben. Ein Erfolg, für den sich Lehrerin Fatima Zahra Nahraoui-Bösche stark gemacht hatte.

Johann Amos Comenius, Namensgeber der Schule, hat schon im 17. Jahrhundert das Leitbild "Alle. Alles. Ganz!" geprägt. Jetzt kann es in dem Zentrum an der Weberstraße vollends gelebt werden. Eine starke, inklusive Schule für jedermann, die durch ein ganzheitliches Konzept besticht.

(Kurier-Verlag)