Narren feiern 2018/2019 unter dem Motto "Et jeht immer wigger!" Ein Blick zurück, ein Blick nach vorn: So lief der Umzug — und so wird es 2019
Neuss · Petrus hat es mit den Karnevalisten am Sonntag nicht allzu gut gemeint: Hagelschauer, Regen und Kälte konnten den Narren die Laune allerdings nicht trüben! Der Karnevalsausschuss Neuss zieht Bilanz — und weil nach der Session vor der Session ist, gibt es auch schon eine kleine Vorschau auf 2018/2019...
Mehrere Zehntausend Narren zogen gestern durch die Neusser Straßen, ließen sich die Stimmung vom schlechten Wetter nicht verhageln. Der Karnevalsausschuss (KA) um den scheidenden Präsidenten Jakob Beyen und seinen ebenfalls abdankenden Vize Reiner Franzen ist zufrieden. "Die Stimmung war gut und die Stadt rappelvoll. Allen Verantwortlichen gilt ein großes Lob für die gute Organisation und den reibungslosen Ablauf. Ein Dank gilt auch dem Himmel, der geweint hat, weil Reiner und ich nach dieser Session aufhören", erzählt Beyen schmunzelnd. Er zieht Bilanz: "Während des Zuges ist nichts Wesentliches passiert, das die Rettungskräfte auf den Plan gerufen hätte — in meinen zehn Jahren als KA-Präsident ist nie etwas Schlimmeres passiert. Das macht uns stolz, liegt aber auch daran, dass wir in Neuss einen der höchsten Sicherheitsstandards haben. Rund 900 Personen schützen den Zug, das Glasverbot wird eingehalten und mehr. Die Disziplin der Karnevalisten ist sehr groß geworden."
Und auch die Kreativität kommt nicht zu kurz — eine geheime Jury hat sich wieder für die schönsten Fußgruppen und die kreativsten Wagen entschieden.
Die Gewinner der Fußgruppen:
1. Jecke us alle Ecke, verkleidet als Tintenfische;
2. Sahnebällchen, verkleidet als Weather Girls;
3. Fünkcheneltern, verkleidet als Bienen;
4. Blau Rot Gold, verkleidet als Disneyfiguren.
Die Gewinner der Wagen:
1. Pudelbande mit dem Wagen "Dat Motto es Kappes";
2. Edelreserve mit dem großen Safarijeep;
3. Grün Weiß Gelb mit dem Motto Karneval in Schwarz.
Auch die Polizei blickt auf den Kappessonntag zurück. Übermäßiger Alkoholgenuss sei oft der Auslöser von Streitigkeiten gewesen, bis 18 Uhr haben die Beamten im Umfeld des Kappessonntagszuges 24 Platzverweise erteilen und drei randalierende Personen in Gewahrsam nehmen müssen.
Neun Strafanzeigen wurden vorgelegt — in drei Fällen kam es nach Schlägereien zu Anzeigen wegen Körperverletzungen, dabei wurden vier Personen leicht verletzt. Fünf Diebstahlsdelikte wurden bislang bei der Polizei angezeigt. Offensichtlich hatten Langfinger das Gedränge am Rande des Kappessonntagszuges für zwei Handy- und drei Taschendiebstähle genutzt. In einem Fall leistete ein betrunkener Mann im Rahmen einer Ingewahrsamnahme Widerstand gegen die Ordnungshüter. Die eingesetzten Polizisten blieben unverletzt.
Von Seiten der Rettungsdienste heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung des Deutschen Roten Kreuzes, der Malteser und der Johanniter: "Schon während des laufenden Kappessonntagszuges wurden zwölf Betroffene in der Unfallhilfsstelle am Freithof behandelt. Vier von diesen Personen mussten nach der Erstbehandlung zur weiteren Versorgung einer Klinik zugeführt werden. In einigen Fällen war Alkohol mit im Spiel, so dass es sowohl Kreislaufprobleme als auch chirurgische Verletzungen gab. Auffällig häufig in diesem Jahr: Verletzungen direkt am Auge, die dazu führten, dass zur Abklärung und Behandlung die Patienten in die Augenklinik gebracht wurden." Viele der Verletzungen sollen durch Faustschläge verursacht worden sein. Davon hat auch eine Helferin der Johanniter einen abbekommen — dies sei aber aus Versehen während einer Behandlung geschehen.
Mit dem Aschermittwoch kehrt bald erst einmal wieder Ruhe ein — und für Beyen und Franzen endet die letzte Session im KA-Vorstand. Noch ist viel zu tun: "Bisher hat sich die Wehmut noch nicht richtig eingestellt, aber wir sind ja noch mittendrin", verrät Franzen, "momentan bin ich eher erleichtert und habe bereits die nächste Session im Kopf." Das neue Prinzenpaar und dessen Proklamation stünden bereits fest, verrät der stellvertretende Vorsitzende.
Er und Beyen legen ihre Ämter im Juni nieder, bereiten bis dahin zu etwa 95 Prozent die Session 2018/2019 bereits vor. "Die Frage nach dem neuen Präsidium mussten wir etwas nach hinten verschieben, denn viele fühlen sich berufen, als nächster Präsident zu kandidieren", weiß Beyen, dass die Nachfolge noch nicht fest steht. Bisher habe sich jedoch noch kein Interessent als geeignet erwiesen. Das KA-Präsidium brauche hoch qualifizierte Leute, zumal die Anforderungen an den Karneval wachsen: steigende Kosten, immer mehr Sicherheitsvorkehrungen, der Terrorschutz und vieles mehr. "Zum Glück können wir auf die Unterstützung der Stadt bauen", meint Beyen mit einem kurzen Blick nach Büttgen, wo die Zukunft des Rosenmontagszuges auf der Kippe steht (lesen Sie hier die Hintergründe). Nur das Amt des Justiziars sei bereits neu besetzt.
"Ich hoffe, unsere Nachfolger leben den Verein und den Karneval — so wie ich es seit 50 Jahren mache", meint Franzen. Auch Beyen hofft auf ein kreatives neues Präsidium mit vielen innovativen Ideen. Schließlich ist nach der Session vor der Session — da passt das neue Motto für 2018/2019 gut, das sich Beyen und Franzen vor ihrem Abschied überlegt haben: "Et jeht immer wigger!"