Stadt Neuss schlägt Alarm: Es gibt aktuell viel zu wenig Kitaplätze
Neuss · Damit hatte offenbar niemand gerechnet. Entgegen aller Bevölkerungsprognosen gibt es einen deutlichen Anstieg von Kindern (plus 319 seit 1. Januar 2017). Das Problem: Dadurch gibt es aktuell zu wenig Kitaplätze.
Im U3-Bereich geht es konkret um 213 Plätze, die fehlen könnten.
Nach aktuellem Stand könne Sozialdezernent Ralf Hörsken nicht versprechen, dass ab dem 1. August jedes Kind einen Platz bekomme. Er und Planungsdezernent Christoph Hölters seien mit Hochdruck daran, das "Problem" in den Griff zu bekommen. Sie arbeiten seit Wochen hauptsächlich an diesem Thema. "Mehr Kinder — das ist eigentlich eine schöne Nachricht", sagt Sozialdezernent Ralf Hörsken, der vor fünf Monaten selbst Opa geworden ist. Nur ganz offensichtlich war dieser Anstieg in Neuss eben nicht eingeplant. Jetzt steht die Stadt Neuss vor einer Mammutaufgabe.
Dabei hat sie in den vergangenen Jahren viel getan, um dem Bedarf von Eltern gerecht zu werden. "Die Kitaplanung hat seit 2012 Top-Priorität", betont der Planungsdezernent. Von 2012 bis 2018 konnte ein Plus von 766 U-3-Plätzen verzeichnet werden. Das entspricht einer Steigerung von 76 Prozent. Allein vom Gebäudemanagement Neuss wurde in den letzten fünf Jahren Raum für neue 56 Kindergartengruppen neu geschaffen. Von privaten Investoren wurden im gleichen Zeitraum 31 Gruppen neu errichtet.
All das hat nach aktuellem Stand nicht ausgereicht. Laut Hörsken gibt es nun gleich mehrere große Herausforderungen. Denn neben der extrem hohen Nachfrage hat das Gebäudemanagement viele weitere Bauaufträge in der Warteschleife. "Oft unterschätzt wird außerdem das Thema Personal. In Gesprächen mit den Trägern erfahren wir, dass es schon jetzt zu Engpässen kommt", erklärt der Sozialdezernent.
Was also tut die Stadt Neuss, um schnellstmöglich für mehr Plätze zu sorgen? "Es sollen möglichst kurzfristig sechs neue Provisorien zur Abdeckung der zusätzlichen Bedarfe errichtet werden. In Abstimmung mit allen Akteuren wird zudem nach Übergangslösungen zur Kindertagesbetreuung gesucht", erklärt Hörsken. Zusätzlich werden geeignete Grundstücke für die in Zukunft erforderlichen Kitas ausgemacht: Acht Kitas sind bereits in Auftrag plus sechs Kitas als Ersatz für die neuen Provisorien. "Wir arbeiten in alle Richtungen, sprechen mit Kirchen, Krankenhäusern und Trägern, versuchen alles, um allen Eltern einen Kitaplatz anbieten zu können", verspricht Hörsken. Ob die Anstrengungen ausreichen, bleibt abzuwarten. Bisher musste kein Erziehungsberechtigter von seinem Rechtsanspruch Gebrauch machen, weil genug Kita-Plätze zur Verfügung standen.