Überlastetes Bauamt: So will die Stadt Neuss Personal halten
Neuss · Verzögerte Bauaufträge sorgten in den vergangenen Ausschüssen für Diskussionen. Personalmangel und eine hohe Auftragslage sollen das Bauamt an die Belastungsgrenze bringen. Bürgermeister Breuer erklärt, wie die Stadt mit der Lage umgeht und wie er seine Mitarbeiter halten will.
Für viele Kinder war die Nachricht der Bauverzögerung der Bolzplätze eine herbe Enttäuschung. Daneben sorgen eine Vielzahl von weiteren verzögerten Bauprojekten (der Stadt-Kurier hat berichtet) für Unmut in der Bürgerschaft. Bürgermeister Reiner Breuer erklärt, wie es zu den Verschiebungen kam: "Aufgrund der Projektfülle und der damit verbundenen Arbeitsspitzen im Bereich der Planung und Bauabwicklung von Stadtgrün und Landschaftsplanung kommt es insbesondere für das in 2016 neu aufgelegte Jahresprogramm der Bolzplätze zu Verschiebungen. Die Erneuerung der Bolzplätze wird zur Zeit planerisch vorbereitet und 2017 gestartet."
Der 47-Jährige verweist dagegen auf die Vielzahl gelungener Projekte: "Die Bauverwaltung hat in den letzten Jahren eine Vielzahl von Sportstätten wie das Leichtathletikzentrum Ludwig-Wolker-Anlage, Freizeit- und Grünanlagen wie den Insel- und Uferpark sowie sehr viele neue Kindertagesstätten und eine neue Schule realisiert."
Dennoch zeigen sich Ratsmitglieder und Bürger unzufrieden. Laut Quartalsbericht des Gebäudemanagements zum 30. Juni wurden bis zu diesem Zeitpunkt Bauaufträge mit einer geplanten Bausumme von rund 53,4 Millionen Euro nicht erfüllt. Offenbar aufgrund von zu wenig Personal.
Dazu erklärt Breuer: "Im technischen Bereich gibt es bedingt durch die hohe Nachfrage nach Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt eine natürliche Fluktuation von Mitarbeitern. Daneben sind Beschäftigte zu ersetzen, die altersbedingt ausscheiden. Die dadurch freiwerdenden Stellen werden kontinuierlich wiederbesetzt; in den nachgefragten technischen Berufen ist jedoch oft eine zweite Stellenausschreibung notwendig, um zum Erfolg zu kommen."
Dennoch hat die Stadt Neuss in diesem Bereich vorgesorgt. 2015 ist der technische Bereich des Gebäudemanagements (zum Beispiel Architekten und Ingenieure) um elfeinhalb Stellen aufgestockt worden, 2016 nochmals um dreieinhalb Stellen. Der Stellenplan für 2017 sieht eine weitere Aufstockung um drei Stellen vor.
Und wieso gibt es Mitarbeiter, die die Stadt Neuss verlassen? "Die Bezahlung ist durch einheitliche Tarifverträge beziehungsweise Besoldung umfassend geregelt und daher vergleichbar mit denen der anderen Kommunen. Sie scheidet damit als ,Motivationsfaktor' aus", erklärt der Bürgermeister. Eine große Rolle spiele deshalb das Thema "attraktiver Arbeitgeber Stadt Neuss".
Die Stadt versuche, sich dabei in vielen Belangen deutlich von den übrigen Kommunen abzuheben. So seien zum Beispiel moderne Arbeitsplatzeinrichtungen, flexible Arbeitszeiten mit Möglichkeiten zur Teilarbeit, ein aktives Gesundheitsmanagement, Führungspositionen in Teilzeit, ein Betriebsrestaurant, ein betrieblicher Kindergarten und die Bereitstellung eines Eltern-Kind-Büros wichtige Faktoren, um Bewerber zu gewinnen und zu halten. Auch Kooperationen mit Hochschulen sollen dazu dienen, ausgebildete Fachkräfte, wie zum Beispiel Bauingenieure, zu gewinnen.