Vom Ehrenamtler zur Festanstellung: So gut kann Integration funktionieren

Kaarst · Zurzeit beherrschen eher Negativ-Schlagzeilen die öffentliche Diskussion um den Flüchtlingszustrom. Es gibt aber auch positive Meldungen, die zeigen, dass Integration funktionieren kann: Der Syrer Ahmed Haj Staifi hatte sich einige Monate lang ehrenamtlich im integrativen Kunstcafé EinBlick engagiert, jetzt konnte er als Servicekraft fest angestellt werden.

Ahmed Haj Staifi ist Teil des Kunstcafé-Teams geworden, hat viele deutsche Freunde gewonnen — und das nur durch seine ehrenamtliche Eigenintiative.

Foto: Foto: Rolf Retzlaff

Die Schrecken des Krieges waren es, die Haj Staifi aus seiner Heimat vertrieben hatten. Mehrfach wurde sein Haus bombardiert, auf den Straßen lagen Tote — ein Anblick, mit dem seine fünf Kinder im Alter von vier bis 15 Jahren aufwachsen mussten. Seit rund eineinhalb Jahren lebt die Familie in Kaarst, hat mittlerweile eine Wohnung in Driesch bezogen. Die Kinder gehen in Kindergarten, Grund- und Realschule, träumen davon, in Zukunft Berufe wie Apothekerin, Arzt und Polizist ausüben zu können. Zurück nach Syrien wollen sie nicht: "Sie haben zuviel Angst", sagt ihr Vater.

Eine Tochter wacht noch immer nachts auf, weil sie von Bombenangriffen träumt. Und so setzt die Familie alles daran, möglichst gut integriert zu werden. Dabei zeigen sie Eigeninitiative, machen deutlich, dass Integration keine Einbahnstraße ist. "Das erste halbe Jahr habe ich kaum deutsch gesprochen", erinnert sich Haj Staifi. Schließlich suchte er Möglichkeiten, sich in Kaarst zu engagieren und so mit Deutschen in Kontakt zu kommen. Im Kunstcafé EinBlick wurde er fündig. Hier arbeiten behinderte Menschen als Servicekräfte, nehmen die Bestellungen mithilfe von bildlichen Darstellungen auf — auch für Haj Staifi eine Chance, der deutschen Sprache näher zu kommen. Mittlerweile hat er fleißig deutsch gelernt; ebenso wie seine Frau und Kinder bekommt er zusätzlich Sprachunterricht von ehrenamtlichen Kräften. "Es ist toll, dass er bei uns arbeitet", sagt Brigitte Albrecht, ehrenamtliche Geschäftsführerin des Kunstcafés EinBlick. Der 39-Jährige hat sich bestens ins Team eingefunden. In Syrien war er unter anderem als Kfz-Mechaniker, Taxifahrer und Lkw-Fahrer tätig, hatte sich ehrenamtlich beim "Roten Halbmond" (ähnlich dem DRK in Deutschland) engagiert. "Wir sind froh, dass wir einen kleinen Beitrag zur Integration leisten können", so Albrecht. Aber sie macht auch deutlich, dass Haj Staifi nur durch Eigeninitiative den "Stein der Integration" ins Rollen gebracht hatte — eine Einstellung mit Vorbildcharakter.

(Kurier-Verlag)