Warum auch Schützenfest-Muffel vom Sommerbrauchtum nur profitieren
Neuss · Das Neusser Bürger-Schützenfest ist für die meisten Neusser der Höhepunkt des Jahres — an den Tagen der Wonne wird gefeiert, gelacht und geklönt, aber auch alte Traditionen gut gepflegt: Für den Ur-Neusser das wichtigste Wochenende des Jahres.
Doch zwischen strammen Schützen und euphorischen Nüsser Röskes gibt es noch den ein oder anderen Schützenfest-Muffel. Der Stadt-Kurier erklärt, warum jeder Neusser etwas von der Tradition hat — und zwar das ganze Jahr über.
Wer einmal danach Ausschau hält, wird an allen Ecken und Enden Schützen finden, die sich besonders engagiert für ihre Mitmenschen einsetzen — und zwar ehrenamtlich.
So zeigte sich beispielsweise der Schützenlustzug "De Dolle" zum 20-jährigen Zugbestehen von seiner sozialen Seite und verzichtete bei seiner Jubiläumsveranstaltung auf sämtliche Geschenke. Stattdessen baten die "Dollen" ihre Gäste um Spenden. Viel Geld ist dabei zusammengekommen — der Zug stockte die Summe noch auf und konnte der "Aktion Luftballon" so einen Scheck über 666 Euro überreichen. Mit ihrer Spende unterstützten die heimatverbundenen Schützen den Förderverein der Kinderklinik im Neusser Lukaskrankenhaus. Durch den Verein werden die Leistungen der staatlichen Stellen in den Bereichen therapeutische Begleitung und Ausstattung unterstützt. Dadurch können weitere medizinische Geräte angeschafft und eine kindgerechte Gestaltung der Stationen ermöglicht werden. "Viele von uns und unseren Zugkindern sind in diesem Krankenhaus geboren und unsere Töchter und Söhne werden im Krankheitsfall auch dort behandelt", erläutert Kassenwart Olaf Ziegs. "Wir möchten, dass die Bedingungen dort für alle kleinen Patienten auch langfristig weiter so gut bleiben wie bisher." Bereits zum 15. Jahrestag von "De Dolle" hatten die Mitglieder mit einer Spende den damaligen Neuaufbau des Rheinischen Schützenmuseums auf der Oberstraße gefördert.
Auch die Further Schützen bewiesen im vergangenen Jahr, dass ihre Herzen für die Quirinusstadt schlagen: Nach dem verheerenden Pfingststurm Ela, der das Zelt auf dem Festplatz in der Nordstadt zum Einsturz brachte und in ganz Neuss für Chaos sorgte, musste das Further Schützenfest abgebrochen werden. Da nutzten die Schützen doch gleich ihren übrigen Urlaub, um gemeinsam anzupacken und die Straßen wieder in Ordnung zu bringen. Rund 150 Schützen waren im Einsatz, schleppten und sägten bis in die Abendstunden. Ausgegangen war die Initiative vom Bundesfanfarenkorps (BFK) und den Scheibenschützen 1932, letztendlich beteiligten sich Schützen aus allen Corps.
Wer sich jedes Jahr besonders hervortut, ist außerdem das gesamte Neusser Jägercorps. In diesem Jahr veranstaltete es bereits zum 30. Mal eine "vorschützenfestliche Feier" für die Bewohner des Pflegeheims Herz Jesu. Und die beweisen jedes Jahr aufs Neue: Für Schützenfest ist man nie zu alt! Mit musikalischer Gestaltung, Getränken, lecker Gegrilltem und prominenten Gästen feiern die Bewohner und ihre Angehörigen ausgelassen ihr eigenes Schützenfest im grün-weiß geschmückten Pflegeheim. "Natürlich ist die Veranstaltung immer wieder mit viel Arbeit verbunden", erzählt Hans-Jürgen Hall, Major und Vorsitzender der Jäger. "Aber wenn ich sehe, wie sich die Bewohner seit Wochen auf die Veranstaltung freuen, ist das alle Mühe wert! Das ist einfach klasse." Für alle Beteiligten sind die Feste ein voller Erfolg — die Jäger teilen auf diesem Weg gern ihre Freude mit den durch Krankheit und Alter in ihrer Mobilität eingeschränkten Bewohnern des Pflegeheims Herz Jesu. Das ist wahrer Schützengeist!
Allein diese drei Beispiele an ehrenamtlichem Engagement zeigen, dass die Quirinusstadt ohne ihre Schützen nur halb so schön wäre — vom Schützenbrauchtum profitieren alle.