Geschäftsleute sammeln mehr als 500 Unterschriften+++CDU stellt einen Antrag zur Umgestaltung Fahrradstreifen auf Neusser Straße sorgt für Ärger
Kaarst · Der vor kurzem auf Initiative von SPD und Grünen installierte Fahrradstreifen auf der Friedens- und Neusser Straße sorgt bei den dort ansässigen Geschäftsleuten für Ärger. Sie befürchten einen extremen Kundenrückgang, da Autofahrer zurzeit nicht mehr kurz vor den Geschäften halten können, um schnell einen Einkauf zu tätigen.
Ortstermin: Der CDU-Bürgermeisterkandidat Lars Christoph und Ingo Kotzian, für die CDU im Stadtentwicklungs-, Planungs- und Verkehrsausschuss, rückten mit Zollstock an, um nach Lösungen zu suchen. Nach Gesprächen mit Kunden und Geschäftsleuten formulierten sie einen Antrag, demnach die Verwaltung beauftragt werden solle, eine Umgestaltung der Verkehrssituation vor dem Gebäude Friedensstraße 4 (Apotheke) sowie dem Gebäude Neusser Straße 3 (Kiosk) dergestalt vorzunehmen, dass hier jeweils zwei bis drei Kurzzeitparkplätze eingerichtet werden könnten. Dabei sei anzustreben, neben dem Fußgängerweg und den Kurzzeitstellplätzen auch den Schutzstreifen auf der Fahrbahn weiterhin zu erhalten. Der Antrag soll im Verkehrsausschuss am 24. Juni behandelt werden.
Acht Geschäftsleute haben bereits einen Brief an Bürgermeisterin Dr. Ulrike Nienhaus geschrieben. Hier machen sie deutlich, dass sie einen starken Kundenrückgang befürchten, wenn die Kunden nicht – wie gewohnt – mit dem Auto kurz vor den Geschäften halten können, um ihre Besorgungen zu erledigen. Auch sei ein Lieferverkehr nicht mehr möglich. Im Kiosk bei Apostolos Elefteriadis liegt eine Unterschriftenliste aus, die für die Schaffung eines Kurzzeitparkens plädiert. „Rund 500 Unterschriften habe ich bereits gesammelt“, erklärt Elefteriadis.
„Wir sind nicht gegen den Schutzstreifen an sich. Dieser bringt unzweifelhaft eine deutliche und von uns begrüßte Verbesserung der Situation mit sich für die Radfahrer. Bei der Apotheke und dem Kiosk besteht aber Nachsteuerungsbedarf, weil hier die berechtigten Belange der Gewerbetreibenden bisher keine Berücksichtigung finden“, sind sich Christoph und Kotzian einig.
Die SPD und ihr Bürgermeisterkandidat Lars Kuhlmeier begrüßen, dass mit dem Schutzstreifen die Sicherheit für die Radfahrer an der Neusser Straße verbessert worden sei. „Seit der Streifen angelegt wurde, ist zu beobachten, dass er gut angenommen wird und viel mehr Radfahrer als bisher dort fahren“, erklärt Kuhlmeier. Er unterstütze ausdrücklich die Haltung des Fahrradbeauftragten Horst Luhmer, dass die Sicherheit der Radfahrer und insbesondere der Kinder und Jugendlichen auf dem Schulweg als besonders hohes Gut zu bewerten sei. „Das sollte auch Autofahrern ein paar Schritte wert sein.“ Es sei aber mehr als bedauerlich, dass die Verwaltung den Schutzstreifen angelegt habe, ohne die Anlieger und auch die Politik darüber zu informieren. „Immerhin hat es seit dem Beschluss über die Errichtung des Schutzstreifens eine Änderung der Rechtslage gegeben, die auch ein kurzzeitiges Halten untersagt. Dies hätte dringend vorher kommuniziert werden müssen, so dass die von dem Halteverbot betroffenen Gewerbetreibenden Gelegenheit gehabt hätten, Lösungsmöglichkeiten wie etwa das Aufstellen von Hinweisen zum nächsten Parkplatz zu erarbeiten“, so Kuhlmeier.
Anja Weingran (SPD), planungspolitische Sprecherin der Ratsfraktion, hat schon einige Vorschläge parat. „Möglicherweise wäre es für den Anlieferverkehr eine Lösung, den Parkhof neben den Geschäftsgebäuden zu nutzen. Das Parken für Kunden ist auf dem Raiffeisen-Parkplatz, aber auch auf der gegenüberliegenden Straßenseite möglich.“
Nina Lennhof, Bürgermeisterkandidatin der Kaarster Grünen, macht deutlich: „Zwei Jahre nach dem Beschluss des Verkehrsausschusses ist der Fahrradstreifen auf der Neusser Straße umgesetzt worden. In dieser Zeit hatten alle Betroffenen Gelegenheit, sich auf die neue Situation einzustellen.“ Dass es in den ersten Wochen einer Gewöhnung an die neuen Begebenheiten bedürfe, sei zu erwarten gewesen. Es sei bedauerlich, wenn darunter inhabergeführte und kleinere Läden leiden müssten. „Auf Dauer wird der Fahrradstreifen, der zu einem sicheren Radverkehr in diesem Bereich beiträgt, zu einer Verhaltensänderung der Kunden führen. Erfahrungen von Städten, die vermehrt Fuß- und Radverkehr fördern, zeigen, dass diese Maßnahmen letztendlich sogar meist zu einer Zunahme des Kundenverkehrs führten. Als Grüne sind wir offen, mit den betroffenen Gewerbetreibenden und Gastronomen eine Lösung zu finden, die selbstverständlich eine Belieferung und auch einen kurzen Halt mit dem Pkw ermöglicht“, so Lennhof.
Die Bürgermeisterkandidatin der FDP, Ursula Baum, sagt dazu, dass Ansatzpunkt in diesem Fall ganz klar die Kaarster Autofahrer sind, die gewillt sein müssten, 50 Meter zu Fuß zu gehen. Wenn dieses Umdenken stattfinde, sei den Geschäftsleuten und den Fahrradfahrern geholfen. Baum positioniert sich klar für einen „Vor-Ort-Termin“ und eine gemeinsame Suche nach Lösungen mit den betroffenen Geschäftsleuten, den Radfahrern, der Politik und der Stadt. „Wir stehen in Deutschland und in Kaarst am Anfang des Weges, das Auto und die Fahrradfahrer gleichzustellen, diesen sollten wir gemeinsam gehen und nicht die Karte Auto versus Fahrrad spielen. Der Ausbau und die Verbesserung des Fahrradverkehrs ist wesentlicher Bestandteil der künftigen Verkehrsplanung hier in Kaarst. Sowohl im Klimaschutzkonzept als auch im Mobilitätskonzept der Stadt ist der Ausbau des Radverkehrs fest verankert.“
Baum sieht aber auch, dass die Geschäfte unterstützt werden müssen: „Es kommt teilweise zu großen Umsatzeinbrüchen. Hier stehen Existenzen auf dem Spiel da können wir nicht einfach drüber hinwegsehen. Deshalb müssen schnelle Lösungen her! Eine Möglichkeit kann es übergangsweise sein, einen kurzen Halt vor den Geschäften zuzulassen. Das müssen wir schnell prüfen.“