Kahlschlag am Nordkanal verhindert: 650 Bäume sollten gefällt werden
Eigentlich verlief die Sitzung des Stadtrates am Donnerstagabend recht ruhig, bis kurz vor Schluss eine Mitteilung der Bezirksregierung für Aufregung quer durch alle Fraktionen sorgte: Im Rahmen von Baumpflegearbeiten sollen an der Neersener Straße entlang des Nordkanals rund 650 Bäume gefällt werden.
Eigentlich sollte es am morgigen Montag losgehen, doch dank Blitz-Initiativen aus Verwaltung und Politik werden die Motorsägen vorerst nicht angeworfen.
Kaarst. "Da droht ein Kahlschlag ähnlich wie an der Büttgener Umgehungsstraße", erinnert Josef Karis, Vorsitzender des Umweltausschusses, an die Baumfällaktion des Landes vor einigen Monaten, "jetzt will die Bezirksregierung unsere Heimat verschandeln!" Er hatte am Freitagvormittag seine Kontakte zum Landtag spielen lassen, ebenso wie Christian Gaumitz von den Kaarster Grünen. Mit Erfolg: Gaumitz hatte gemeinsam mit dem Grünen Hans-Christian Markert (MdL) ein Gespräch mit der Regierungspräsidentin geführt. "Vor der Fällung wird es einen Ortstermin geben", atmet Gaumitz auf. Morgen wird es also nicht losgehen, vorher treffen sich Vertreter des Planungs- und des Umweltausschusses des Rhein-Kreises und der Stadt Kaarst sowie der Verwaltung, um die Bäume vor Ort in Augenschein zu nehmen. Insgesamt sind 800 Bäume von den Pflegemaßnahmen in den Bereichen der Neersener Straße zwischen Schiefbahner- und Gustav-Heinemann-Straße sowie Düsselstraße und A57 betroffen. Rund 150 Gewächse sollen runtergeschnitten werden — dem Rest soll's an den Stamm gehen... Das will auch Bürgermeister Franz-Josef Moormann verhindern: Er ließ der Bezirksregierung Düsseldorf am Freitag einen Eilbrief zukommen. Moormann sieht sich gehalten, "gegen den Umfang der von Ihnen vorgesehenen Maßnahmen deutlich zu protestieren." Er lädt einen entscheidungsbefugten Vertreter der Bezirksregierung und der Unteren Landschaftsbehörde des Rhein-Kreises zur Sitzung des Umweltausschusses am 18. November ein. Auch fragt er nach, ob es wirtschaftliche Hintergründe für den Holzeinschlag gebe. "Gibt es eine Beziehung zu den in der Öffentlichkeit diskutierten Verpflichtungen des Landes NRW gegenüber einer in Österreich ansässigen Holzfirma?"
Auf Anfrage des Extra-Tipp bei der Bezirksregierung war zu erfahren, dass der Beginn der Fällarbeiten vorerst eingestellt wurde. "Es herrscht unter anderem noch Klärungsbedarf bei der Stadt Kaarst", hieß es hier. Nachpflanzungen seien dort vorgesehen, wo große Lücken entstanden seien. Gefällt würden die Bäume nicht etwa wegen Sturmschäden nach Ela, sondern aufgrund von Krankheit, einige seien hohl oder morsch gewesen. Begehungen noch vor dem Pfingststurm hätten gezeigt, dass zum Erhalt der Verkehrssicherheit die Bäume gefällt werden müssten. Ob wirklich 650 Exemplare weichen müssen, wird sich erst herausstellen — dank des schnellen Eingreifens von Politik und Verwaltung. Die Markierungen an den Bäumen sind allerdings schon zu sehen: rot (wird runtergeschnitten), gelb-grün (unter Beobachtung), weiß und blau (werden gefällt).