Bezirksausschussvorsitzende im Interview+++Heute: Juliana Conti (Innenstadt) „Nicht zum ,kleinen Stadtrat’ werden“
Acht Bezirksausschüsse wurden in den vergangenen Wochen als Gremien zur lokalen Interessenvertretung der Menschen vor Ort gebildet. Der Stadt-Kurier stellt in loser Folge die Personen vor, die den jeweiligen Vorsitz übernommen haben.
Diesmal kommt Juliana Conti zu Wort. Die 30-Jährige gehört zu den „jungen Kräften“ der Neusser Sozialdemokraten. Von Beruf Betriebliche Gesundheitsmanagerin und Studentin des Gesundheits- und Sozialmanagements, hat sie sich in ihrer Freizeit der Lokalpolitik verschrieben. Unsere Zeitung sprach mit ihr über die neue Aufgabe als Vorsitzende des Bezirksausschusses I, zu dem auch die Innenstadt gehört.
Frau Conti, ein neuer Posten in einem neu geschaffenen Gremium: Welche Amtshandlungen standen zu Beginn auf Ihrem Plan?
Bei der konstituierenden Sitzung wurden unter anderem die beratenden Mitglieder benannt und dem Rat zur Zustimmung empfohlen. Dies wurde im Vorfeld innerhalb der Kooperation aus SPD, Grünen und UWG/Aktiv für Neuss abgestimmt. Mit Blick auf den Gesundheitsschutz hatten wir interfraktionell abgesprochen, bei der ersten Sitzung auf Anträge zu verzichten. Die CDU hat sich leider nicht daran gehalten.
Die Christdemokraten hatten zehn Anträge gestellt. Was passiert jetzt damit?
Am 7. Juni findet eine Sondersitzung statt. Hier werden wir mit der inhaltlichen Arbeit starten. Außerdem hat der Bürgermeister zugesagt, die Anträge bereits zu prüfen.
Was erwarten Sie vom neuen Bezirksausschuss? Was kann er bewirken?
Der BZA Innenstadt soll nicht zum „kleinen Stadtrat“ werden, sondern wir werden uns hier auf die klassischen Wahlkreis-/Stadtteil-Themen fokussieren, wie zum Beispiel Verkehrsprobleme, Grünflächen, Sauberkeit und Spielplätze.
Beschränkt sich der BZA Innenstadt nur auf die City?
Nein, dazu gehören auch die Bezirke Hammfeld, Hermannsplatz, Stadionviertel, Baldhof, Pomona/Dreikönigenviertel und Obererft/Meertal. All diese Bezirke müssen individuell betrachtet werden. Deshalb haben wir neben der Stadtteilkonferenz Innenstadt und Neuss Agenda 21 auch die Bürger-Initiative „Casa Meertal“ und die Freunde und Förderer des botanischen Gartens & Nachbarschaftsinitiative „Sichere Bergheimerstraße“ als beratende Mitglieder aufgenommen. Das sind Bürger:innen, die vor Ort wohnen und sich in den Ortsteilen auskennen.
Aber auf die Innenstadt als Herzstück von Neuss werden auch Bewohner der anderen Stadtteile blicken. Für Sie eine Herausforderung?
Klar gibt es hier bedeutende Themen wie den Wendersplatz, Rennbahnpark und Landesgartenschau, die ganz Neuss interessieren. Aber wie gesagt stellen wir als BZA die kleinteiligeren Themen in den Mittelpunkt. Und natürlich gibt es auch in der Innenstadt Anwohner:innen, zwischen deren Bedürfnissen und denen der Gewerbetreibenden gilt es, einen Mittelweg zu finden.
Welches Thema steht bei Ihnen ganz oben auf der Agenda?
Als Mobilitätspolitische Sprecherin der SPD bin ich natürlich ganz nah dran an der Mobilitätswende. Meines Erachtens steckt im Radverkehr das größte Potenzial. Wir müssen unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten; dazu gehört jeder neue Radweg, jeder neu gepflanzte Baum, jede Solaranlage.
Und wie kann die Innenstadt attraktiver gestaltet werden?
Das beste Beispiel: Der Markt und die Neustraße sind nach der Verkehrsberuhigung zu beliebten Bürger-Treffpunkten geworden. Ein klares Zeichen, dass wir mehr Plätze und urbane Bereiche schaffen müssen. Den Anfang machen wir mit der Reduzierung des Autoverkehrs auf Sebastianusstraße und Glockhammer. So schaffen wir mehr Flächen für Gewerbetreibende, Gastronomie, Radfahrer und Fußgänger. Es entstehen neue Aufenthaltsräume.
Man merkt, Sie brennen für die Kommunalpolitik...
Das stimmt! Ich war schon immer ehrenamtlich tätig, unter anderem in der Pfarrjugend, als Basketball-Trainerin und -Schiedsrichterin. Über Freunde habe ich dann den Weg zur Politik gefunden.
Was ist das Schöne an der Kommunalpolitik?
Man sieht, was man bewirkt, man kann an Themen vor Ort mitarbeiten. Ich wohne auch in der Innenstadt, kann also mein persönliches Umfeld mitgestalten.
Ein schönes Schlusswort! Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Rolf Retzlaff.