Das Kurier-Interview mit Katharina Voller „Politik fand bei uns am Küchentisch statt“

Kaarst · „Ich wünsche mir ein gutes Gesamtergebnis für die Grünen und dass wir in den kommenden Jahren gemeinsam ganz viel bewegen können“, hofft Katharina Voller, Kandidatin der Grünen für Kaarst. Was ihre Ziele sind, verrät sie im Interview.

Katharina Voller hat selbst in Kanada, den USA und China gelebt. Klar, dass sie dorthin mit dem Flugzeug geflogen ist. Und sie fährt Auto. „Es ist immer lustig, wie oft man sich als ,Grüne’ erklären muss, dass ich doch auch schon geflogen bin oder mit dem Auto fahre. Das ist alles vollkommen in Ordnung, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Uns geht es viel mehr um einen Ausgleich, der geleistet werden muss. Es muss einen wahren Preis geben. Ich verstehe ja, dass Menschen überlegen zu fliegen, statt die Bahn zu nehmen, wenn es so viel günstiger ist. Deshalb ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, dass wir Maßnahmen finden, wenn der CO2-Wert nicht reduziert werden kann. Das muss sich im Preis eben spiegeln.“

Foto: Kurier Verlag GmbH/Julia Schäfer

Katharina Voller ist noch gar nicht so lange in der Politik tätig. Erst Anfang 2018 trat die 40-Jährige den Grünen bei. „Politik hat mich schon immer interessiert. Ich erinnere mich, dass Politik in unserer Familie am Küchentisch stattfand. Es wurde viel darüber gesprochen. Geprägt hat mich, als mich mein Opa 1989 noch mal geweckt hat, damit ich in der Tagesschau sehe, wie die Menschen über die ungarische Grenze laufen. Da war ich als kleines Mädchen richtig andächtig.“

Als sich die Bilder von Menschen, die über Grenzen gehen in der Hoffnung auf ein besseres Leben, 2015 wiederholten, packte die Mutter zweier Söhne das Thema. „Da zieht sich der Bogen. Zumal ich als freiberufliche Dozentin Integrationskurse leite und so viel Kontakt zu Flüchtlingen habe. Als dann die AfD in den Bundestag einzog, wusste ich, dass ich mich engagieren muss um dagegen zu wirken. Ich war schon immer affin mit den Themen der Grünen, deshalb lag der Weg nahe.“

Dass sie ihr politisches Engagement aber sogar bis zur Kandidatur als Direktkandidatin für den Wahlkreis 110 führen würde, hätte sie selbst nicht für möglich gehalten damals. Mit Herzblut ist Katharina Voller seitdem dabei. „Ich bin nicht über die Umwelt- sondern über die Integrationspolitik zu meiner Partei gekommen.“

Ein Thema, das leider mit Blick auf Afghanistan gerade hochaktuell ist. Eine faire Einwanderungspolitik ist es, wofür sich Voller einsetzen möchte, mit Recht auf Familiennachzug, mit modernen Einwanderungsgesetzen und mit guter Umsetzung von Integration.

Bei der Familienpolitik ist das Ziel der Kaarsterin, dass alle Familienformen unterstützt werden müssen: egal ob alleinerziehend, Patchwork oder Regenbogenfamilien. „Da hinken wir Jahrzehnte hinterher“, so die Politikerin.

Sollte Katharina Voller gewählt werden, wird sie zwischen Kaarst und Berlin pendeln. Eine Entscheidung, die die Familie gemeinsam getroffen hat: „Für die Kinder ist es am besten, wenn sie im gewohnten Umfeld bleiben. Und auch politisch sehe ich den Vorteil, mich in Berlin zwar für die Belange meines Wahlkreises einzusetzen, aber eben auch oft vor Ort zu sein, um zu wissen und zu erleben, was die Menschen hier bewegt!“

Foto: Grüne, Voller/Michael Lübke

Natürlich setzt Voller als Grüne bei Umweltthemen darauf, dass diese Problematiken in jeder politischen Handlung mit einspielen müssen: „Wir müssen jetzt handeln, damit es nicht zu spät ist. Zum Beispiel indem wir deutlich machen, dass CO2 seinen Preis hat. Dabei dürfen wir aber nicht die Menschen treffen, die eh nichts haben. Stichwort wäre da zum Beispiel ein Energiegeld.“

Beim Strukturwandel ist sich die 40-Jährige sicher: „Wir müssen zukunftsführend einwirken – und zwar jetzt! Wir müssen mit der Wirtschaft zusammenarbeiten, gute Fortbildungsprogramme für die Mitarbeiter erarbeiten, schauen, was in die Infrastruktur investiert werden muss, um stark zu sein.“

Katharina Voller weiß, dass sie bei einer erfolgreichen Wahl den Schritt zur Berufspolitikerin gehen wird: „Ich bin bereit dazu. Denn wir möchten noch viel erreichen und umsetzen.“