Das Kurier-Interview mit Otto Fricke Wahlkampf wird auch in Freiburg gemacht

Kaarst · Otto Fricke geht für die FDP als Bundestagsabgeordneter ins Rennen. In Berlin will er unter anderem Kaarst und Jüchen vertreten. Doch der Wirkungskreis des Krefelders ist noch viel größer.

Otto Fricke ist im Wahlkampf nicht nur in Jüchen, Kaarst und Krefeld unterwegs.

Foto: FDP, Fricke

Jüchen, Kaarst und Krefeld sind nicht die einzigen Städte, in denen Otto Fricke in den vergangenen Wochen Wahlkampf gemacht hat. Häufig traf man ihn auch in Freiburg im Breisgau, wo er während seines Studiums Mitte der 80er Jahre zum ersten Mal in den Dunstkreis der Liberalen geriet. Deren Ideen von Freiheit und Selbstbestimmungen überzeugten den gebürtigen Krefelder, so dass er dort 1989 in die Partei eintrat.

Heute ist Fricke Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis 110 (Krefeld I – Neuss II). Haushaltspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. Nach dem Abitur 1985 in Krefeld zog es Otto Fricke zum Studium der Rechtswissenschaften nach Freiburg. Nach dem Abschluss des zweiten juristischen Staatsexamens in Düsseldorf als Rechtsanwalt in Krefeld tätig. Seit 1989 Mitglied der FDP. 1996 bis 2002 parlamentarischer Berater in Bonn und Berlin. 2002 bis 2013 und seit 2017 Mitglied des Bundestages, von 2005 bis 2009 Vorsitzender des Haushaltsausschusses, von 2009 bis 2013 und seit 2017 haushaltspolitischer Sprecher der FDP.

Auch wenn er von Berlin aus nicht jedes Detail im heimischen Wahlkreis kennt, ist es ihm wichtig, „das ganze Bild im Blick zu haben. Schließlich leben wir in einem wirtschaftlich sehr interessanten Gebiet Mit dem Chempark Ürdingen im Norden und der Braunkohlegewinnung im Süden. Von städtischen bis zu ländlichen Regionen ist da alles dabei.“

„Seit 1995 bin ich Rechtsanwalt und seit 2002 streite ich im Bundestag für eine vernünftige und generationengerechte Haushaltspolitik und eine Wirtschaftspolitik, die unternehmerische Freiheit und Verantwortung in den Mittelpunkt stellt. Darüber hinaus setze ich mich bei ethischen Fragen für Selbstbestimmung in allen Lebenslagen, wie bei den Themen Suizidassistenz und Organspende, ein“, stellt er sich selbst vor.

Ein Aspekt seiner persönlichen Interessen ist ihm dabei besonders wichtig: „Meine private Leidenschaft gilt den Niederlanden, denn von unserem liberalen Nachbarstaat können wir noch viel lernen.“ Auf Nachfrage, was uns die Niederländer voraus haben, antwortet er wie aus der Pistole geschossen: „Pragmatismus! Wenn es in den Niederlanden ein Problem gibt, wird sofort gehandelt, man bemüht sich, Lösungen zu finden. In Deutschland wir erst einmal ein Schuldiger gesucht.“ Zudem sei ein gemeinsamer Austausch mit den europäischen Nachbarn von grundlegender Bedeutung für eine stabile Wirtschaft und für unsere Arbeitsplätze. Allerdings liebt er Holland auch in gastronomischer Hinsicht, denn Fricke ist bekennender Lakritz-Fan.

Liberal zu sein bedeutet für ihn: Mit Allen über Alles reden können. und damit versucht er auch, so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Etwa über die sozialen Medien, über die er auch sein persönliches Video-Podcast „Berlin 11011“ featured. Eine Folge trägt sogar den Titel „Mit Linken reden“ in dem Fricke sich mit Dr. Dietmar Bartsch, dem Fraktionsvorsitzenden der Linksfraktion im Deutschen Bundestag ein freundschaftliches Rede-Duell liefert.

„Linke und FDP machen gemeinsame Sache? Das ist eher selten, kommt aber ab und an mal vor“, kommentiert der Liberale, „etwa bei der Wahlrechtsreform. Da haben FDP, Linke und Grüne gemeinsam einen Gesetzentwurf vorgelegt. Denn bei so grundsätzlichen Fragen der Gestaltung unserer Demokratie steht die Sach- über der Parteipolitik.

Aber wie läuft das im politischen Alltag? Böse Kapitalisten und blöde Kommunisten? Wie kann da eine Zusammenarbeit funktionieren? Darüber habe ich für ,Berlin 11011’ mit Dr. Dietmar Bartsch gesprochen. Am Ende habe ich dabei sogar noch etwas über Trotzki gelernt.“ Sich selbst inszenierte Fricke als schneidigen Anzugträger und erklärten „Zahlenmenschen“ – ein Image, das so zementiert ist, dass es auf „facebook“ und Co. zu lebhaften (teils empörten) Diskussionen und Spekulationen kommt, wenn Fricke mal auf Fotos oder Videos im Kapuzenpulli zu sehen ist.

Ein Image, das passt und zusammen mit seiner Arbeit offensichtlich überzeugt, denn auf dem Internetportal „abgeordnetenwatch.de“, auf dem die Bundestagsabgeordneten im Wahlkreis 110 Noten für ihr Antwortverhalten auf Bürgeranfragen bekamen, schnitt Fricke mit einem „sehr gut“ ab.

„Ich kämpfe für eine vernünftige und generationengerechte Haushaltspolitik und eine Wirtschaftspolitik, die unternehmerische Freiheit und Verantwortung in den Mittelpunkt stellt. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen die Regierung Schuldenberge auftürmt und der Wirtschaft immer neue Hürden baut, braucht es eine starke, liberale Stimme.“

So freue es ihn, dass sich die FDP gerade flächendeckend im Aufwind befinde, wie es seiner Meinung nach gerade deutschlandweit zu spüren sei. Dass mit Ursula Baum in Kaarst eine FDP-Bürgermeisterin an der Spitze ist, freut ihn besonders. „Ich kenne Ursula Baum ja schon etwas länger“, erinnert er sich zurück, „und schon zu Zeiten, in der sie noch bei der CDU war, habe ich ihr immer gesagt: ,Uschi, du bist in der falschen Partei!’ Die Fähigkeit, auf jeden Menschen zuzugehen, sich in jede Position hineinzuversetzen und schnelle Lösungen zu finden, das sind Eigenschaften, mit denen man in die FDP muss.“

Sein Wahlkampf wird bestimmt von den drei großen Ds: Digitalisierung, Demografie, Dekarbonisierung. Während die ersten zwei Themenschwerpunkte mehr oder weniger selbsterklärend sind, nimmt sich Fricke gern Zeit, auch auf das Schlagwort Dekarbonisierung, also Schaffung einer kohlenstoffarmen Industrie, einzugehen. Gerade in Bereichen wie Jüchen muss man sich fragen: Was kommt nach der Braunkohle? Wie schaffen wir neue Arbeitsplätze? Wenn wir hier neue Industrie ansiedeln, müssen wir uns fragen: Woher bekommen wir die dafür benötigte Energie? Ist es möglich, das über Energiespiecher zu regeln – oder produzieren wir die Energie vor Ort. Essenziell wichtig für mehr Klimaschutz seien technische Innovationen. „Wir müssen die Unternehmen dabei unterstützen und mehr Anreize geben, keine Verbote“, betont er.