Ein Neusser erkämpft sich seinen Weg ins Getränkeregal
Neuss · Nahrungsmittel aus der selbst ernannten „Food-City“ Neuss haben einen guten Ruf. Sauerkraut „Frauenlob“ etwa, der Schokoladenklassiker „Novesia Goldnuss“ oder die „Kappeswoosch von Metzger Büssing kennt man weit über die Stadtgrenzen hinaus.
Auch eine Reihe von Getränken sind untrennbar mit der Stadt verbunden: Quirinus-Sekt, Quirinus-Wein, das Schnäpsken „Kowolli“ oder das hausgebraute, exquisite „Im Dom“ Altbier.
Seit kurzem hat Neuss jetzt auch seinen ersten Energydrink. Guido Tümmers hat ihn entwickelt und möchte die Herzen der Softdrink-Liebhaber erobern, doch der Weg in die Getränkeregale der Republik ist noch lang.
Von seinem Drink „Greenjoy“ ist Guido Tümmers überzeugt: nur aus den besten, natürlichen Materialien hergestellt, in stylische schwarze-grüne Dosen abgefüllt, hätte die Brause die besten Chancen, ein Renner zu werden. Schon allein der Start in der Heimatstadt Neuss ist aber nicht einfach. Bislang erklärte sich nur ein Getränkemarkt bereit, „Greenjoy“ ins Programm aufzunehmen. Der Markt an der Stephanstraße ist bekannt dafür, ein Herz für Neusser Produkte zu haben. Für Marktleiter Johann Hilgers war es keine Frage, dem Start-up eine Chance zu geben. Doch auch hier ist aller Anfang schwer: In den ersten drei Wochen wurden hier nach der ehrlichen Auskunft von Guido Tümmers gerade einmal 15 Dosen verkauft. Er ist jedoch optimistisch, dass sich das bald ändern wird, da er bislang so gut wie gar nicht mit seinem Produkt an die Öffentlichkeit gegangen ist. Nach einer Verkostung im Getränkemarkt am 8. August soll sich das ändern. Doch auch das Thema Werbung ist für ihn noch nicht so unproblematisch - denn wie soll er ein Produkt bewerben, das es noch so gut wie nirgendwo zu kaufen gibt? „Ich bin froh, dass es wenigstens einen Markt gab, der Greenjoy anbieten wollte“, berichtet Tümmers „Viele andere haben mir gar keine Chance gegeben. Es ist schwer, überhaupt in die Regale der Supermärkte zu kommen. Viele sagen mir: Wir haben bereits so viele Energydrinks, da können wir noch eine neue Marke nicht gebrauchen´. Auch Gastronomie ist schwierig - einige Wirte haben mir bereits abgesagt, da sie sich nicht mit dem Dosenpfand abgeben wollen. Darüber hinaus hatte ich darüber nachgedacht, das Getränk zum Beispiel auf Musik-Festivals bekannter zu machen. Doch da gibt es gar kein Reinkommen. Ein großer Energydrink-Riese aus Österreich hat da den Daumen drauf und sorgt dafür, dass kein Konkurrent reinkommt - mag er auch noch so klein sein. “
Dabei ist „Greenjoy“ kein Energydrink im klassischen Sinne. Weit ab vom Klischee des „Gummibärchensaftes“ schmeckt er viel mehr wie eine alkoholfreie Version des Mojito-Cocktails. Zwar kann er mit einem recht hohen Koffein- und Tauringehalt sowie mit einer Prise Guarana punkten, doch dem Konzept seines Schöpfers nach soll er vielmehr Menschen ansprechen, die sich für Yoga und Meditation interessieren, als für solche, die zu lauter Technomusik die Nächte durchtanzen. Tümmers wirbt sogar mit dem Zusatz „Nahrungsergänzungsmittel“.
Entstanden ist das Geschäftsmodell aus einer Schnapsideeheraus, beziehungsweise aus Tümmers’ Vorliebe für Matcha Grüntee, der die Grundlage für Greenjoybildet. Der Entwickler: „Ich wollte einfach, dass noch viel mehr Menschen diesen Tee kennenlernen, der auch bei der japanischen Grünteezeremonie eingesetzt wird. Ursprünglich nutzten buddhistische Mönche das Pulver zur Verbesserung der Wachheit und Konzentration. Dazu kommt Yerba Mate. Das ist in den Anden der traditionelle Tee zur Verbesserung der körperlichen und geistigen Fitness. Calamansi, eine asiatische Zitrusfrucht, verleiht dem Drink eine erfrischende Note. Minze rundet den Geschmack ab.“
Das wirkt leicht esotherisch (insbesondere in Verbindung mit dem schamanisch anmutenden Logo, das einen Mann mit Hirschgeweih zeigt), klingt gesund und schwer nach Wellness, also nach idealem Stoff für Bio-Läden und Refomhäuser.
Doch auch hier hat sich Guido Tümmers ein Stück weit selbst ein bein gestellt: „Mit einem Getränk in Metalldosen muss ich mich bei denen gar nicht erst blicken lassen...“