„Das Schicksal von Flüchtlingen in den Blick nehmen“: Kaumanns setzt auf Begegnung
Neuss · Seit rund anderthalb Jahren gibt es kaum ein Thema, das heißer diskutiert wird — der Grexit und die Krim-Krise scheinen vergessen: Flüchtlinge kommen in unser Land, suchen Sicherheit und Schutz bei uns.
Damit die Neusser die Neuankömmlinge besser verstehen, kämpft der Pfarrgemeinderat Neuss-Mitte Tag für Tag.
An der Spitze Thomas Kaumanns, CDU-Ratsherr und Kümmerer, und Dieter Krüll, beide im Vorstand des Gemeinderates. Die vergangene Woche haben sie mit Hilfe zahlreicher Ehren- und Hauptamtler für eine Themenwoche unter dem Motto "Menschen auf der Flucht" genutzt.
"Wichtig für gelungene Integration ist vor allem, dass die einheimischen Deutschen verstehen, warum die Menschen überhaupt fliehen, was ihnen auf der Flucht geschieht und welche Ängste sie durchleiden mussten", weiß Krüll, der durch verschiedene Projekte wie Sprachkurse für Schüler oder eine Gesprächsrunde für Männer Begegnungen schaffen möchte. Der sogenannte "Missio-Truck", der durch die gesamte Bundesrepublik fährt, hatte für die Themenwoche ebenfalls Halt in Neuss gemacht — ein Lkw, der eine multimediale Ausstellung enthält, in der Schüler einmal in die Rolle von Flüchtlingen schlüpfen konnten.
"Es war schlimm", findet Fiona Ludwig (17) vom Berufskolleg Marienberg, "Dass auch viele Menschen aus dem Kongo fliehen, war mir gar nicht so bewusst." Auch Helin Bingöl (18) hält den Besuch des Trucks für eine wertvolle Erfahrung: "Es ist bedrückend zu sehen, was die Leute erleben mussten, obwohl sie gar nichts mit dem Krieg zu tun haben. Für mich war das die Bestätigung, mich weiterhin für Flüchtlinge zu engagieren."
Dass man auf diese Weise nicht jeden erreichen kann, ist Kaumanns klar. Der Politiker klagt: "Es gibt Menschen, die wollen gar nichts davon wissen und bei ihrer vorgefertigten Meinung bleiben. Wie zum Beispiel diejenigen die glauben, sie könnten die Welt verändern durch das, was sie auf Facebook schreiben", ärgert sich der Ratsherr.
"Deutschland ist nicht der Retter der Welt", meint Krüll, "aber ich glaube, wir haben noch sehr viel Spielraum..."