König: Warum auch provokante Beiträge beim Song-Contest zugelassen wurden
Neuss · Ein bisschen an den European Song Contest erinnert der Musikwettbewerb, den das Schützenkönigspaar Gerd Philipp I. und Stefanie Sassenrath ins Leben gerufen hat. Denn es ist wirklich alles dabei — auch der obligatorische Aufreger.
Und den bringt "Reimund Rhein" — in der Neusser Musikszene völlig unbekannt. Die Jungs singen von "Saufen" und "Pissen" und der Zuhörer fragt sich: "Muss das sein?" Denn immerhin ist es bekannt, dass die Schützen mit dem Image zu kämpfen haben, nur feiern und trinken zu wollen.
Dass das nicht zutrifft, stellt das aktuelle Schützenkönigspaar mit seinem kreativen Wettbewerb unter Beweis. Denn Neuss hat jetzt schon 45 komplett neu komponierte Songs gewidmet bekommen — zumindest teilweise. Es sind auch Stücke dabei, die an bekannte Lieder erinnern.
Seine Majestät Gerd Philipp I. erklärt, wie die Jury bei der Vorauswahl vorgegangen ist. "Wir sind ja nicht die Polizei. Ganz wenige Beiträge, die ganz offensichtlich komplett gecovert wurden, haben wir nicht zugelassen", erklärt der Schützenkönig. Den provokanten Beitrag von "Reimund Rhein" sieht Sassenrath dagegen mit Humor: "Wir haben uns im Vorfeld vorgenommen, diskriminierende oder beleidigende Beiträge nicht mitzunehmen. Hier ist es aber so, dass es um eine augenscheinlich überspitzte Darstellung der Schützen geht und das Ganze mit einem Augenzwinkern betrachtet werden muss", beschwichtigt der Neusser.
Kritische Töne gibt es auch von den Interpreten "Mit Verlaub & Zapfenstreich", die den Gebrauch von Pferden beim Schützenfest in Frage stellen. "Das ist verkehrt mit dem Pferd. Geht lieber mal zu Fuß, oder nehmt zur Not den Bus, damit das Tier nicht leiden muss", heißt es im Songtext. "Wo kämen wir hin, wenn wir sowas verbieten würden?", so Sassenrath.
Details zum Beratungsprozess der Jury gibt der Schützenkönig nicht preis, "das ist streng geheim!" Es handele sich aber um einen längeren Prozess und werde nicht bei nur einer Sitzung entschieden. "Was ich auf alle Fälle sagen kann: Die Entscheidung fällt der Jury nicht leicht. Auch sie ist von der Vielzahl und Vielfältigkeit der Beiträge überrascht", so der Neusser. Und es gebe Stücke, die mit anderen nicht zu vergleichen seien.
Da wären die professionellen Musiker, die Songs in bester Aufnahmequalität abliefern und Amateure, die Zuhause aufgenommen haben. "Eben das macht den Charme unseres Wettbewerbs aus", so Sassenrath.
Die Stadt-Kurier-Redaktion hörte in alle Beiträge rein und bildete sich eine Meinung. Hervor stechen unter anderem die Nummer von Ötte, die mit viel Herz und Gefühl entstanden ist und der Partykracher von Titschy, der gemeinsam mit The Fantastic Company einen Gute-Laune-Hit mit Ohrwurm-Garantie komponierte. Wie die Redaktion alle weiteren Beiträge bewertet, erfahren Sie demnächst auf www.stadt-kurier.de. Zum Voting geht es hier.