Sportler-Frust: Kunstrasenplätze kommen doch erst nächstes Jahr
Neuss · Der Plan klang für die Vereine TSV Norf und DJK Gnadental vielversprechend. Noch in diesem Jahr sollten die lang ersehnten Kunstrasenplätze fertiggestellt sein. Jetzt die große Ernüchterung. "Daraus wird nichts mehr", teilte Sportdezernent Dr. Matthias Welpmann beim jüngsten Sportausschuss mit.
Dafür schwebt der Verwaltung im Norfer Fall Größeres vor.
Bereits im Mai äußerte sich TSV-Vorsitzender Dr. Hermann-Josef Baaken skeptisch gegenüber dem Stadt-Kurier. "Geplant war eigentlich, dass der Kunstrasenplatz noch in diesem Jahr bespielbar ist. Das glaube ich jedoch erst, wenn es soweit ist", sagte der Vorsitzende des Sportbundes Rhein-Kreis Neuss im Interview. Nun bewahrheitet sich diese Befürchtung.
Grund für die Verzögerungen seien laut Stadtverwaltung Gutachten zum Bodenmaterial. Demnach sei auf beiden Sportanlagen bei der Erstellung der Tennenplätze Anfang der 70er Jahre Hochofenschlacke verwendet worden — damals die Regel. Heute gelten jedoch andere Richtlinien. Die Untere Wasserbehörde fordert deshalb von der Stadt Neuss den Nachweis, dass von den in den Böden befindlichen Stoffen keine Gefahr für das Grundwasser ausgeht. Und das dauert. Derzeit laufen die Genehmigungsanfragen beim Rhein-Kreis-Neuss als Untere Wasserbehörde zum Umgang mit dem dort vorhandenen, eingebauten Bodenmaterial.
Sollte keine Gefährdung bestehen, wird die Verwaltung die Ausschreibungen der Gewerke vornehmen, die Bauzeit selbst beträgt dann im Normalfall vier bis fünf Monate. Und da die generell nur in der wärmeren Jahreszeit möglich ist, müssen sich die Sportler weiter in Geduld üben. Dafür dürften sich die Norfer über die aktuellen Pläne der Verwaltung freuen. Denn der Sportplatz im Von-Waldt-hausen-Stadion soll im Zuge der aktuellen Entwicklungen nicht nur einen neuen Kunstrasenplatz, sondern auch eine neue Kunststofflaufbahn mit einer Weitsprunganlage in Verlängerung bekommen — für einen im Verhältnis geringeren Kostenaufwand von 90.000 Euro.
Die in die Jahre gekommene Asche-Laufbahn soll weichen. Nicht zuletzt für den Schulbetrieb des angrenzenden Norfer Gymnasiums wäre das eine große Erleichterung, denn die Schüler müssen oft einen weiten Weg auf sich nehmen, um ihren Sportunterricht zu absolvieren. Für Prüfungen müssen die Norfer Gymnasiasten sogar nach Dormagen ausweichen. Schulleiter Stefan Kremer forderte bereits vor einem Jahr im Stadt-Kurier bessere Bedingungen. Und die sollen zumindest teilweise erfüllt werden. Sportdezernent Dr. Welpmann bewarb die Idee vorm Sportausschuss und sprach von einer Chance. Immerhin sei das Gymnasium in Norf die einzige Schule in Neuss, die Sport im Abitur anbiete.
Viel Überzeugungsarbeit musste nicht geleistet werden. Fraktionsübergreifend waren sich die Entscheidungsträger einig, dass der Umbau vorangetrieben werden sollte. Schulleiter Kremer zeigt sich darüber erfreut: "Auch wenn wir natürlich gerne eine komplette Rundbahn mit Tartanbelag in direkter Nähe hätten, sind wir mit der gefundenen Lösung sehr zufrieden. Für die Ausdauertests des Sport-abiturs und die unmittelbare Vorbereitung dazu müssen wir zwar immer noch ausweichen, aber insgesamt verbessern sich unsere Bedingungen entscheidend. Wenn jetzt noch, wie bereits mit dem Sportamt erörtert, ein Diskuskäfig am Rasenplatz des Von-Waldthausen-Stadions installiert wird, können wir unserem Auftrag sehr gut gerecht werden", so Kremer.