Endstation für den Bürgerbus: Ehrenamtler steigen aus Verein wird aufgelöst+++Stadt nimmt dies zur Kenntnis

Kaarst · "Wir haben fünf Jahre lang vergebens gekämpft!" Manfred Stranz und Albert Butzmühlen vom "Bürgerbus e.V." ziehen die Notbremse und steigen aus: Sie sehen keine Chance mehr, eine Ergänzung zum öffentlichen Personen-Nahverkehr zu schaffen und werden den gemeinnützigen Verein auflösen.

Jetzt ist Schluss: Manfred Stranz und Albert Butzmühlen /v.l.) werden den Verein „Bürgerbus“ auflösen.

Foto: Foto: Rolf Retzlaff

"Wir haben jede Menge Zeit und rund 5.000 Euro verschwendet", fühlt sich sich Butzmühlen von Politik und Verwaltung im Stich gelassen. Vier Routen für den Bürgerbus wurden selbst abgefahren und festgelegt. "Routen, die nicht vom ÖPNV-System abgedeckt werden", weiß Stranz, "diese haben wir — im naiven Glauben — an die Politik verteilt in der Hoffnung, man würde sich aktiv für die Bürgerbelange einsetzen. Leider begann hier eine Hängepartie. Niemand traute sich, öffentlich positiv oder negativ für die Bürger Stellung zu nehmen." Und auch die Stadtspitze habe die Argumente für einen Bürgerbus zum Wohle der Bürger nicht bei den ÖPNV-Unternehmen vertreten. Dabei lassen Stranz und Butzmühlen das Argument knapper Kassen nicht gelten: "Der Bürgerbus hätte rund 35.000 Euro pro Jahr gekostet. Bei nur einem Fahrgast pro Tour hätten wir die Kosten bereits ausgeglichen", rechnet Stranz vor.

Was die beiden Vereinsvositzenden besonders ärgert: Ihre Busrouten-Vorschläge seien immer wieder mit dem Argument abgelehnt worden, die Bürgerbus-Haltestellen seien weniger als 300 Meter weit von den ÖPNV-Haltestellen entfernt. "Doch dafür gibt es keine gesetzliche Regelung", sagt Stranz.

Die Stadt Kaarst nehme zur Kenntnis, dass es zu keiner Einigung zwischen dem Bürgerbusverein und den Anbietern des ÖPNV gekommen sei, heißt es in einer Stellungnahme der Stadtverwaltung. "Diese Einigung wäre nötig gewesen, um den Betrieb eines Bürgerbusses auf den Strecken des bestehenden ÖPNV zu ermöglichen", so Stadtsprecher Peter Böttner. Kaarst sei bereits durch den ÖPNV in allen Ortsteilen gut erschlossen, der Taxibus biete abseits der stark frequentierten Zeiten eine zusätzliche Transportmöglichkeit.

Böttner: "Das Beispiel Korschenbroich, wo ein Bürgerbus erfolgreich betrieben wird, ist nicht auf Kaarst übertragbar, da Korschenbroich deutlich größere Distanzen zwischen den kleineren Ortsteilen aufweist als Kaarst. Die Standortvorteile von Kaarst machen also die Realisierung eines grundsätzlich sehr interessanten Vorhabens schwierig."

(Kurier-Verlag)