Fahrradwerkstatt im Haus Regenbogen: Hier helfen Flüchtlinge Flüchtlingen

Kaarst · Auch in schwierigen Zeiten neue Hoffnung schöpfen: Trotz ihres beschwerlichen Wegs nach Deutschland und trotz der Szenarien, die sich in ihren Heimatländern abspielten wollen drei junge Flüchtlinge einen neuen Versuch wagen — dem Nichtstun im Flüchtlingsheim die Stirn bieten, etwas Gutes für die Gesellschaft und gleichgesinnte Asylbewerber tun.

Aminu Yunus, Herbert Palmen, Moro Seded und Michael Okoduwa (von rechts) reparieren ihr erstes Fahrrad in der neuen Fahrradwerkstatt.

Foto: Foto: Mimosa Fetahi

Das Trio aus Afrika engagiert sich ehrenamtlich in der Fahrradwerkstatt im Haus Regenbogen.

Das ehrenamtliche Leitungsteam Herbert Palmen und Jochen Hotstegs repariert Hand in Hand mit den Flüchtlingen von Kaarster Bürgern gespendete Fahrräder und gibt diese an andere Flüchtlinge weiter. Schon in den 80er Jahren setzte sich der ehemalige Chef der Kaarster Feuerwehr für die Versorgung von Flüchtlingsunterkünften ein. ,,Wir haben Flüchtlingsunterkünfte in ganz Kaarst mit Möbeln ausgestattet'', erzählt der 63-Jährige, der damals auch im Sozialamt tätig war. Gerade weil er in ein paar Monaten in Rente geht, freut er sich ganz besonders auf sein neues Aufgabenfeld: ,,Ich werde unverschämt viel Zeit haben um Gutes zu tun.'' In Sachen Radwerkstatt wird er von der Stadt Kaarst, der Evangelischen Kirche, dem Arbeitskreis Asyl und von Flüchtlingen selbst unterstützt. Mehr als 80 Fahrräder spendeten die Kaarster Bürger, 40 davon haben lediglich kleinere Macken. Für den Rest sind größere Reparaturen notwendig — doch für die drei Flüchtlinge aus Afrika ist das kein Problem, eher im Gegenteil: Sie freuen sich über ihre Arbeit, die sie ehrenamtlich in der Fahrradwerkstatt ausüben. ,,Ich war in Ghana Automechaniker'', erzählt der 34-jährige Moro Seded. Er bringt die passenden Voraussetzungen für seine Arbeit mit.

,,Die Flüchtlinge erzählen uns, dass sie in Kaarst auf viel Liebe und Wertschätzung gestoßen sind und unbedingt etwas zurückgeben möchten'', berichtet Susanne Enkel, die sich um die Psychosoziale Betreuung der Flüchtlinge kümmert. ,,Uns wurde letztens ein sage und schreibe vier Monate altes E-Bike gespendet. Wir bekommen jeden Tag weitere Anfragen'', erzählt Palmen. ,,Es wollen viele Flüchtlinge helfen und arbeiten, die Warteliste ist enorm lang. Doch auf Grund unserer Räumlichkeiten können wir nicht alle arbeiten lassen'', berichtet Ute Walter, Ansprechpartnerin des Arbeitskreises Asyl.

Michael Okoduwa, Moro Seded und Amine Yunus sind froh, ehrenamtlich in der Werkstatt tätig sein zu dürfen. ,,Uns war in den ersten Wochen extrem langweilig, da wir auf Grund unseres Status nicht arbeiten durften. Es tut gut, etwas Beschäftigung zu haben und gleichzeitig Gutes zu tun'', erzählen die drei jungen Männer aus Afrika.

(Kurier-Verlag)