Nordkanal: Karis sieht eine „180-Grad-Drehung der CDU“
Kaarst · Die Entschlammung des Nordkanals rückt in greifbare Nähe: Die Bezirksregierung stellt Fördermittel in Aussicht, falls diese Maßnahme zu einer Verbesserung des ökologischen Zustandes führt. Die Kaarster CDU stellt in der kommenden Ratssitzung einen Antrag auf Erstellung eines Gesamtkonzeptes für eine ökologische Verbesserung des Nordkanals – sehr zum Ärger anderer Ratsparteien.
Der Vorstoß der CDU bringt die UWG-Fraktionsvorsitzende Anja Rüdiger auf die Palme: „Die Idee den Nordkanal in ein Naherholungsgebiet zu integrieren, das in seinen Ausläufern bis zum Kaarster See reicht, wurde von Seiten der UWG bereits vor mehr als zehn Jahren vorgeschlagen.“ Ein Konzept zur ökologischen Verbesserung unter naturschutzfachlichen Aspekten sei bereits in dem Gutachten von Sijben-Müller, das 1989 von dem Staatlichen Amt für Wasser- und Abfallwirtschaft in Auftrag gegeben wurde, detailliert beschrieben worden. Neben allgemeinen Sanierungsmaßnahmen sei darin bereits damals zur ökologischen Aufwertung des Kanals dringend eine Entschlammung und Sohlregulierung empfohlen worden. „Alle Anträge und Vorstöße in dieser Richtung in der Vergangenheit wurden nicht nur von dem Wasser- und Bodenverband Nordkanal und seinem Verbandsvorsteher, unserem Bürgermeister Moormann, abgelehnt, sondern auch vehement von der Bezirksregierung“, ärgert sich Rüdiger, „und die Zuständigkeit lag bei Frau Dr. Nienhaus (Leiterin der Abteilung für Umwelt und Arbeitsschutz der Bezirksregierung Düsseldorf, Anm. der Red.), der Bürgermeisterkandidatin der CDU.“
Auch Josef Karis, Chef der Kaarster Zentrumspartei, macht seinem Ärger Luft. Er verweist auf ein Wassergutachten zum Nordkanal, das er bereits in den 1990er Jahren auf eigene Kosten in Auftrag gegeben habe. Seitdem stellte Karis zahlreiche Anträge auf Entschlammung des Nordkanals – ohne Erfolg. Er erinnert an eine Verpflichtung zur Pflege des Nordkanals entsprechend einer Schiedsvereinbarung vom 19. April 1950 zwischen der Stadt Neuss und dem Verband. „Allerhöchste Zeit also, die Sanierung des Nordkanals endlich in die Tat umzusetzen“, so Karis, zumal gemäß den Europäischen Rahmenrichtlinien bis spätestens 2018 ein Gesamtkonzept für den Nordkanal umgesetzt werden müsse. „Ansonsten werde ich klagen“, kündigt Karis an. „Alles und jedes sind von der CDU und ihren Vasallen sowie dem Vorsitzenden des Verbandes und den Aufsichtsgremien auf Kommunal-, Kreis- und Landesebene in der Vergangenheit sträflich ignoriert worden“, wettert Karis, „und jetzt? Eine 180-Grad-Drehung der CDU.“ Dr. Nienhaus solle ihre Rolle als zuständige Abteilungsleiterin in der Bezirksregierung vor und nach ihrer Kandidatur zur Bürgermeisterin der Stadt Kaarst klären.
„Wir können die Aufgeregtheiten nicht nachvollziehen. Über zehn Jahre war es die Haltung der kompletten – mal rot, mal grün geführten – Bezirksregierung in Abstimmung mit der Landesregierung, dass keine Fördermöglichkeiten bestehen. Frau Dr. Nienhaus ist erst seit 2011 Abteilungsleiterin“, sagt Lars Christoph. Und weiter: „Wenn ihr Wirken in neuer Position mit dazu beigetragen hat, dass sich die Haltung der Landesbehörden unter dem Blickwinkel eines Gesamtkonzeptes geändert hat, ist das ein für die Stadt Kaarst äußerst positiver Umstand, über den wir uns alle freuen können und sollten.“