Kultur in der Stadt Viel los beim Kaarster Kunstverein

Kaarst · Der Kunstverein Nordkanal hat ein aufregendes Jahr hinter sich: Gleich drei Kunstwerke im öffentlichen Raum standen im Mittelpunkt.

Der Kunstvereinsvorsitzende Markus Albiez (l.) und Künstler Wilhelm Schiefer bei den „Türhütern“.

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

„Brücken über den Nordkanal“ saniert

Seit 14 Jahren ist die Großplastik „Brücken über den Nordkanal“ des Kaarster Künstlers Wilhelm Schiefer ein Markenzeichen der Stadt Kaarst. In diesen 14 Jahren war die Holzkonstruktion Wind und Wetter ausgesetzt. Der Kunstverein Nordkanal, der das Kunstwerk nicht nur gebaut hat, sondern auch die Verantwortung über die Pflege und den Erhalt übernimmt, hat in diesem Sommer gehandelt. Gemeinsam mit dem Bildhauer Wilhelm Schiefer, dem Architekten Rochholl und der Zimmerei Drossard hat sich der Vorstand des Kunstvereins entschlossen, die Kunstinstallation gründlich zu sanieren. Dann ging es los: Zimmermänner haben im Juli die gesamte Holzkonstruktion zunächst abgeschliffen und mit Holzschutzmittel gestrichen. Für diese Arbeiten war ein mobiler Schwerlastkran mit Personenkorb nötig, um die 14 Meter hohe Kunstinstallation überall zu erreichen. Bei dieser Gelegenheit bekamen die Türme auch neue Dächer. In einem zweiten Sanierungsabschnitt wurden viele der rund 80 Kilogramm schweren Querbalken der Türme, die marode geworden waren, ausgetauscht.

Die Kosten für diese umfangreichen Sanierungsarbeiten liegen bei knapp 27.000 Euro. Diese Summe wäre durch die Rücklagen des Kunstvereins allein nicht zu stemmen gewesen. Deshalb haben viele Förderer dem Kunstverein Nordkanal unter die Arme gegriffen. Zu den größten finanziellen Unterstützern dieses Projekts gehören die Sparkasse Neuss, die Regiobahn und die Sparkassenstiftung Kaarst-Büttgen. Weitere Förderung erhält der Kunstverein von der Bürgerstiftung Kaarst, vom Land NRW durch den „Heimat-Scheck“ sowie von Vereinsmitgliedern und privaten Spendern. „Die Finanzierung,“ sagt der Vereinsvorsitzende Markus Albiez, „hat uns schlaflose Nächte bereitet. Leider war eine unvorhergesehene Finanzierungslücke entstanden, weil die Holz- und Metallpreise im vergangenen Jahr explodiert sind. Doch dank der vielen Sponsoren ist die Summe nicht nur beisammen, vielmehr sind alle Rechnungen bezahlt“. 

Rosa Waldhütte jetzt gelb

Die ehemalige Waldarbeiterhütte wurde ebenfalls saniert. Diese hat die Krefelder Künstlerin Monika Nelles in 2015 zu einer architektonischen Kunstinstallation verwandelt. Leider wird das Kunstwerk immer wieder Opfer von sinnlosem Vandalismus. Zwischenzeitlich wurden die Wände mit Graffitizeichen übersät und die Glastür durch massive Gewalt zerstört. Trotzdem hat sich der Kunstverein Nordkanal gemeinsam mit der Künstlerin entschlossen, die Glastür zu ersetzen und die Außenmauern neu zu streichen. Doch hat sich die Künstlerin für eine neue Farbe entschieden. In Zukunft ist die rosa Waldhütte gelb. An einer Ecke bleibt die Ursprungsfarbe aber sichtbar. So werden sich alle erinnern können, wie die Waldhütte ursprünglich aussah. Nach Albiez‘ Meinung ist die „Waldhütte nicht nur ein märchenhafter Kunstschrein, sondern ein Chamäleon, das sich verwandeln kann, aber nicht versteckt“. Einziger Wermutstropfen: Vandalen hatten die Waldhütte bereits kurz nach der Sanierung mit Farbschmierereien verschandelt und die neu eingebaute Glastür demoliert. 

„Türhüter“ – neu im Vorster Wald

Bei so vielen Sanierungs- und Renovierungsaufgaben gerät fast in Vergessenheit, dass der Kunstverein erst im April die neue Figurengruppe „Türhüter“ von Wilhelm Schiefer im Vorster Wald eingeweiht hat. Bei dieser Gelegenheit fand die Kulturausschussvorsitzende Dagmar Treger lobende Worte für das langjährige Engagement des Vereins. Sie hob vor allem den gelungenen Einklang von Kunst und Natur hervor. Anschließend schärfte Helmut Blochwitz in seinen Erläuterungen den Blick auf die „Türhüter“, indem er auf den Zusammenhang des Kunstwerks mit Kafkas kurzer Geschichte „Vor dem Gesetz“ hinwies, worin ebenfalls Türhüter vorkommen. –etR

(-etB)