Comenius-Schule: Eltern entscheiden sich für Bürgerbegehren zur Umwandlung

Neuss · Tief saß der Schock, als eine knappe Ratsmehrheit die Umwandlung der Comenius-Schule zur Gesamtschule ablehnte. Jetzt krempeln die Eltern ihre Ärmel erneut hoch und nehmen sich einer Mammutaufgabe an.

Eltern und Schüler müssen bis zum 15. Dezember 6.000 Unterschriften sammeln.

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Sie wollen ein Bürgerbegehren erreichen.

Gisela Hohlmann (SPD).

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Am Montagabend fiel der Entschluss in einer Elternversammlung. "Wir wollen es zumindest versucht haben", sagt Schulpflegschaftsvorsitzende Silke Welter. Am gestrigen Dienstag meldete sie das Bürgerbegehren zur Überprüfung bei der Stadtverwaltung an. Dass sie und die anderen Befürworter nun vor einer großen Herausforderung stehen, ist ihr bewusst. 6.000 Unterschriften müssen bis zur kommenden Ratssitzung am 15. Dezember gesammelt werden.

Stephanie Wellens (CDU).

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Sollten die Eltern dieses Ziel erreichen, würde sich der Rat dann erneut mit der Frage zur Umwandlung befassen. Stimmt er dafür, müsste noch im Dezember der Antrag auf Umwandlung an die Bezirksregierung gesendet werden. Stimmt der Rat wiederholt gegen den Elternwunsch, würde es einen Bürgerentscheid geben. In diesem Fall könnten die Neusser an der Wahlurne über die Zukunft der Comenius-Schule abstimmen. Erfolgreich wäre der Bürgerentscheid, wenn zehn Prozent der Einwohner — rund 16.000 Neusser — teilnehmen und mehrheitlich mit "Ja" stimmen.

Bis es dazu kommt, wird den Eltern ein Kraftakt abverlangt. "So viele Unterschriften zu sammeln, wird keine leichte Aufgabe sein. Wir hoffen auf den Schneeballeffekt und bitten alle Befürworter, unsere Unterschriftenlisten weiterzuleiten", so Welter. Unterstützung sichert die Neusser SPD zu. "Wir werden helfen, wo es nur möglich ist. Geplant sind Infostände in der Innenstadt. Dann wollen wir unser Netzwerk nutzen und die Unterschriftenlisten über E-Mail-Verteiler verbreiten", sagt Gisela Hohlmann, Vorsitzende des Schulausschusses.

Dass die Eltern nun vor dieser schier unlösbaren Aufgabe stehen, sei der "Hinhaltetaktik" der CDU zu verdanken. "Seit Juli sprechen wir über dieses Thema. Weil die CDU es aber immer wieder vertagt und sich nie richtig positioniert hat, ist es nun so gekommen, dass uns die Zeit davon läuft", kritisiert Hohlmann. "Schade ist auch, dass die CDU erst nachträglich verlauten lässt, dass das Bürgerbegehren an den geplanten sechs Klassenzügen der Gesamtschule scheiterte. Hätte sie das bei der Ratssitzung erwähnt, wären wir bereit gewesen, auf vier Züge zu gehen, aber das ist nie passiert", so die Schulausschussvorsitzende.

Stephanie Wellens, schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, fasste das Ergebnis der Ratssitzung wie folgt zusammen: "Die SPD setzte im Stadtrat ihren ewigen Kampf gegen die Gymnasien und für die Einheitsschule weiter fort. So stimmte sie auch gegen

einen weiteren Zug an der Realschule Holzheim und einen weiteren Zug an den Gymnasien." Gisela Hohlmann dazu: "Frau Wellens behauptet, dass eine Comenius-Gesamtschule andere Schulen, insbesondere Gymnasien, schwächen würde. Dies ist mitnichten der Fall. Schließlich haben sich auch die Schulleiter aller Neusser Gymnasien und Gesamtschulen für die Umwandlung ausgesprochen! Nach wie vor werden in Neuss jedes Jahr Eltern und Kinder mit Gesamtschulwunsch wegen fehlender Plätze abgelehnt." Das letzte Wort zum Thema Comenius-Schule ist noch lange nicht gesprochen. Aber jetzt haben es die Bürger in der Hand.

(Kurier-Verlag)