Eltern verzweifelt: Kita schließt plötzlich zum 31. Dezember

Neuss · Es ist die Horrorvorstellung für jedes Elternteil. Vom einen auf den anderen Tag ist der Kita-Platz weg. Mit einem Mal stehen Mütter und Väter vor einer riesigen Herausforderung. In der Kita Alexius-Strolche ist genau das jetzt passiert.

13 Kinder verlieren bis zum Januar ihre Kita Alexius-Strolche. Die Eltern tappen noch immer im Ungewissen und fordern mehr Unterstützung.

Foto: Fotos: Violetta Fehse

Ganz so plötzlich kam die Nachricht über die Schließung der Tagesstätte am Alexianerplatz nicht, immerhin sind dort seit Monaten Bauprojekte geplant. Dass die vom Jugendamt versprochene Alternative an der Kasterstraße in Grimlinghausen weggefallen ist, kam für die Eltern dann aber doch ganz unerwartet. "Ich bedauere diese ungewöhnliche Entwicklung", schreibt Jugendamtsleiter Markus Hübner in einem einseitigen Brief an die Betroffenen und sichert an der Stelle bestmögliche Unterstützung und Beratung zu. Vier Wochen später fühlen sich die Eltern im Stich gelassen. "Wir haben bis heute weder eine schriftliche Kündigung des Trägers noch eine Zusage für eine Notfallgruppe", sagt Fatima Meyer-Hetling.

Betroffen sind 13 Kinder plus drei weitere, die ab Sommer eine Zusage für den Platz bei den Alexius-Strolchen haben. Auf Nachfrage des Stadt-Kuriers sagt Pressesprecher der Stadt Neuss, Michael Kloppenburg: "Der Träger Kinderhut gGmbH hat allen Eltern der Kita Alexius-Strolche angeboten, die Betreuung ihrer Kinder in einer Ausweichgruppe seiner Kita Augustinus-Strolche, Am Hasenberg, befristet bis zum 31. Juli 2018 fortzusetzen." Was zunächst gut klingt, ist für viele Elternteile eine Katastrophe. Denn die Notgruppe liegt rund sieben Kilometer von der jetzigen Tagesstätte entfernt. Hinzu kommt, dass alle Eltern berufstätig und viele alleinerziehend sind. "Gerade zu den Stoßzeiten herrscht auf der Furth Ausnahmezustand. Dort verlieren wir bis zu einer Stunde. Und es darf nicht vergessen werden, dass wir als Eltern diesen Weg vier Mal am Tag zurücklegen. Das sind täglich zusätzliche 30 Kilometer. Für uns unzumutbar", klagt Thorsten Weiler, betroffener Vater.

Ein weiteres Problem: Da das nächste Kita-Jahr erst im August beginnt, haben andere Tagesstätten kaum Kapazitäten frei.

Ein Glücksfall für die Eltern war die Zusage der Kita Hammfeld der Lebenshilfe, nur 800 Meter vom jetzigen Standort entfernt. "Die Leiterin sagte uns zu, unsere Gruppe übernehmen zu können", so Agnieszka Gonsior. Ein Vorhaben, dass das Jugendamt laut Eltern zunächst verhindern wollte. Stadtsprecher Kloppenburg hierzu: "Das Jugendamt hat keine Anmeldung in dieser Kita verhindert. Vielmehr musste es vor der Freigabe auf offene Belegung prüfen, ob die neu geschaffenen Betreuungsplätze an Kinder mit einem vorrangigen Rechtsanspruch zu vergeben waren." Inzwischen können sechs Kinder aus der ehemaligen Gruppe ab April in die nahegelegene Wunsch-Kita ziehen.

Ein Problem bleibt dennoch: "Die ständigen Wechsel tun den Kleinen nicht gut. Wir bitten daher Stadt, Träger und Bauverein, den Betrieb am Alexianerplatz zumindest bis Ende März zu gewährleisten", so Negjnije Tetova. Ein Wunsch, der wohl nicht in Erfüllung gehen wird. Laut Heiko Mülleneisen, Sprecher der Neusser Bauverein AG, beginnen die ersten Abbrucharbeiten auf dem Gelände bereits in der kommenden Woche.

(Kurier-Verlag)