Forderungen des Bürgermeisters an den Landrat Mehr Polizei für Kampf gegen Dealer und Co.

Neuss · „Ich habe meine Hausaufgaben für die Stadt gemacht, für den Rhein-Kreis mache ich sie nicht – und darf sie auch nicht machen!“ Bürgermeister Reiner Breuer wirft Landrat Hans-Jürgen Petrauschke als Chef der Kreispolizeibehörde vor, bei der Bekämpfung der Drogenkriminalität in Neuss nicht ausreichend Engagement zu zeigen.

Breuer fordert: Öffnungszeiten der gemeinsamen Anlaufstelle von KSOD und Kreispolizeibehörde ausweiten.

Foto: Kurier Verlag/Thomas Broich

Das „Fass zum Überlaufen“ brachte offenbar eine Schwerpunktkontrolle der Polizei am 14. März rund um die Stadthalle, die nicht mit der Stadt abgesprochen war und bei der sich Petrauschke medienwirksam in Szene gesetzt habe. „Das hat den Eindruck erweckt, als sei es inszeniert gewesen, um darüber hinwegzutäuschen, dass der Landrat schlechte Noten für seine Arbeit bekommen hat“, so der Stadtchef mit Blick auf die aktuelle Kriminalitätsstatistik.

„Ich bedauere, dass die Stadtverwaltung Neuss im Sinne einer gelebten Ordnungspartnerschaft nicht für diesen Einsatz informiert wurde. Dies hätte für mich eine Selbstverständlichkeit dargestellt“, heißt es in einem Schreiben von Breuer an Petrauschke. Und er fordert den Landrat auf, seinen Einsatz für Bekämpfung der Drogenkriminalität deutlich zu verstärken. Breuer verweist auf aktuell fünf neue Stellen beim Kommunalen Service- und Ordnungsdienst (KSOD). Überhaupt: „In meiner Amtszeit ist die Zahl der KSOD-Mitarbeiter von acht auf 25 gestiegen.“ Und wie sieht es mit der Polizeipräsenz aus? In seinem Brief empfiehlt Breuer „verstärkte Aufmerksamkeit“ in den Bereichen um die Stadthalle, am Rheinischen Landestheater sowie an der Rheintorstraße. „Ich würde es außerordentlich begrüßen, wenn sich diese Aufmerksamkeit noch stärker auf die Nacht- und Wochenendstunden fokussiert, wo die Kontrolle durch die aufmerksame Öffentlichkeit nur eingeschränkt stattfindet.“ Apropos Einsatzzeiten: Die gemeinsame Anlaufstelle von Polizei und KSOD auf der Krefelder Straße ist lediglich montags bis samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet, „während in der Bevölkerung eine verstärkte Erwartungshaltung nach einer polizeilichen Präsenz in den Abend- und Nachtstunden bestand“, so Breuer.

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke macht auf Anfrage unserer Redaktion deutlich, dass es sich am 14. März um einen Schwerpunkteinsatz der Polizei gehandelt habe. „Einige dieser Einsätze werden kurzfristig geplant und durchgeführt und können nicht immer vorher abgestimmt werden. Dies hat insbesondere taktische Gründe.“ Auf seinen Impuls befinde sich die Koordination für eine Verstetigung gemeinsamer Einsätze mit der Stadt Neuss aktuell in der Abstimmung. „Nur durch einen Ansatz, der das gesellschaftliche Problem von Sucht und Abhängigkeit, Obdachlosigkeit und Verwahrlosung als gemeinsame Aufgabe versteht, kann eine Wende an sich bildenden Angsträumen und Orten mit erhöhter Kriminalitätsbelastung auch nachhaltig herbeigeführt werden“, so Petrauschke. Seit 2022 habe seine Behörde rund um die Stadthalle einen strategischen Schwerpunkt unter anderem zur Bekämpfung der Drogenkriminalität gesetzt, der auch seine Wirkung entfalte. „Die Deliktzahlen im Bereich der Drogenkriminalität sind dort gesunken“, erklärt der Landrat.

Die Kräfte der Polizei im Rhein- Kreis Neuss seien über die Schwerpunkteinsätze hinaus auch in den Abend- und Nachtstunden regelmäßig in den Bereichen unterwegs und für die Bürger ansprechbar. Mit Blick auf die Öffnungszeiten der gemeinsamen Anlaufstelle macht er deutlich, dass nach einer einjährigen Probephase, die im Juni 2025 endet, entsprechende Anpassungen mit KSOD und Kreispolizeibehörde geprüft und bewertet werden sollen. Viele Bürger würden sich garantiert ein schnelleres Handeln wünschen – denn gerade abends und nachts fühlen sich viele Menschen – nicht nur – rund um den Bahnhof nicht sicher ...

Rolf Retzlaff