Statistik zeigt: Kriminalität in Neuss nimmt zu, Aufklärungsquote gesunken Immer mehr Gewalt und Diebstähle

Neuss · „Einbrecher erbeuten Bargeld und Laptop“, „Unbekannte stehlen Navigationssysteme“, „Trickbetrüger kommen mit Schockanruf zum Ziel“, „Versuchter Raub – Polizei sucht Zeugen“, „Mordkommission ermittelt nach körperlichem Angriff“, „Vermeintlicher Wasserwerker in Neuss unterwegs“, „Polizei warnt vor betrügerischen Inkasso-Schreiben“, „Fahrraddiebe sind mit dem Winkelschleifer unterwegs“, „24-Jähriger in Reuschenberg überfallen“: Dies ist eine kleine Auswahl von Überschriften der Polizeimeldungen in den vergangenen Wochen. Und jetzt zeigte eine Pressekonferenz: Die Gesamtkriminalität in Neuss ist so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr – und auch die Aufklärungsquote sank leicht (von 55,7 Prozent in 2023 auf 52,4 Prozent in 2024 – ein „Minusrekord“).

Auch mal eine positive Entwicklung: 2023 wurden sieben Geldautomaten im Rhein-Kreis Neuss gesprengt, 2024 waren es nur noch zwei. „Somit scheinen die polizeilichen Konzepte und Festnahmen zum landesweiten Rückgang der Fallzahlen zu führen“, so Landrat Hans-Jürgen Petrauschke.

Foto: Polizei

Im vergangenen Jahr zählte die Polizei in Neuss 15.030 Straftaten. Den größten Anteil hatten Diebstahlsdelikte mit 6.518 Straftaten (2023: 5.362; Aufklärungsquote: 29,2 Prozent). Dabei wurden besonders häufig Gegenstände aus Kellerräumen (ein Plus von 57,9 Prozent) sowie an und aus Autos (ein Plus von 47,5 Prozent) entwendet. Auf Platz zwei der Kriminalitätsstatistik für Neuss steht die Straßenkriminalität. Dazu zählen Delikte wie sexuelle Belästigung, Straftaten aus Gruppen, exhibitionistische Handlungen, Taschendiebstahl sowie Sachbeschädigung. In Neuss stieg die Zahl derartiger Straftaten seit 2021 stetig: Waren es damals noch 2.580, wurden 2024 4.094 Delikte aufgenommen. Die Aufklärungsquote liegt bei 21,5 Prozent – die höchste im Zehn-Jahres-Vergleich.

Der Diebstahl an und aus Autos ist auf den höchsten Wert seit zehn Jahren gestiegen: von 563 in 2020 auf 1.702 in 2024. Nur 15 Prozent wurden aufgeklärt – dennoch die höchste Quote im Rhein-Kreis.

Die Zahl der Betrugsfälle ist seit 2020 stetig gesunken, 2024 aber wieder angestiegen (1.601). Wurden 2020 noch stolze 82,9 Prozent aufgeklärt, waren es 2024 nur 51,4 Prozent.

In Neuss werden immer mehr Fahrräder geklaut (von 553 in 2020 auf 705 in 2024); vor allem Pedelecs und E-Bikes sind bei den Dieben begehrt. Die Aufklärungsquote sank auf 9,9 Prozent – der niedrigste Wert seit fünf Jahren. Es ist also wichtig, sein Rad entsprechend zu sichern – gute Schlösser verhindern so manchen Radklau.

Erschreckend: Die Gewaltkriminalität in Neuss nimmt immer mehr zu. 2020 waren es 355 Fälle, 2024 563 – die höchste Fallzahl der vergangenen zehn Jahre. Ein Trost: 75,3 Prozent der Taten wurden aufgeklärt.

Beim Wohnungseinbruch blieb die Fallzahl nahezu konstant (2023: 307, 2024: 311). Allerdings konnte die Aufklärungsquote von 5,3 Prozent auf 9,3 Prozent verbessert werden. 42,8 Prozent der Einbrecher scheiterten wegen der guten Sicherheitsmaßnahmen an Türen und Fenstern. Hier bietet die Polizei regelmäßig kostenlose Beratungen an (Terminanfrage per E-Mail an poststelle.rhein-kreis-neuss@polizei.nrw.de).

Die Zahl der Autodiebstähle nahm leicht zu (von 76 in 2023 auf 81 in 2024), die Aufklärungsquote liegt bei 22,2 Prozent.

Einzig beim Diebstahl von Krafträdern ist die Fallzahl leicht gesunken (von 77 in 2023 auf 74 in 2024), aber auch die Aufklärungsquote ist zurückgegangen (von 14,3 auf 13,5 Prozent).

„Die Kriminalitätsstatistik bietet nicht nur eine Bestandsaufnahme, sondern auch einen Ausblick auf zukünftige Herausforderungen und Chancen im Bereich der Kriminalprävention und Kriminalitätsbekämpfung“, macht Landrat Hans-Jürgen Petrauschke als Chef der Kreispolizeibehörde deutlich. „Mir ist besonders wichtig, dass wir diesen Weg als Gesellschaft gemeinsam gehen. Es braucht jeden einzelnen von uns und Ihnen, um unsere Heimat noch sicherer und lebenswerter zu machen.“