Deren Leiterin Susanne Helpenstein zieht eine Bilanz für das Jahr 2024. Und sie weiß: „Wir brauchen weiterhin engagierte Ehrenamtler!“
Bisher besteht das Team aus 70 Ehrenamtlern, die im vergangenen Jahr 10.053 Anrufe aus ganz Deutschland, aber vornehmlich aus dem Rhein-Kreis Neuss entgegengenommen hatten. Der Hauptgrund für die Menschen, verzweifelt zum Hörer zu greifen, sind Einsamkeit und Isolation (19,2 Prozent). Dabei kommt es immer wieder vor, dass auch Suizidgedanken oder akute Selbstmordabsichten geäußert werden (1,2 Prozent). Wie kann der Ehrenamtler in solch einer Situation reagieren? „Den Gesprächspartner sehr ernst nehmen, ruhig bleiben und versuchen herauszufinden, wie es zu der Notlage gekommen ist“, erklärt Ehrenamtlerin Katrin (Name der Redaktion bekannt, sie möchte anonym bleiben), „und dann im Gespräch Anknüpfungspunkte suchen, damit der Suizidplan überdacht wird“.
Weitere Hauptthemen am Seelsorge-Telefon sind „Körperliche Beschwerden, Erkrankungen, Behinderungen“ (18,5 Prozent), „Depressive Stimmung“ (15,6 Prozent) und familiäre Beziehungen (15,3 Prozent). Aber es ging auch um „Aktuelle Krisen und Kriegssituationen in der Welt“. Das Team der TelefonSeelsorge ist dabei an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr erreichbar. Damit dieses Angebot aufrecht erhalten bleibt, sind weitere Ehrenamtler erforderlich. Welche Anforderungen müssen sie erfüllen? „Sie müssen sich auf andere Menschen einlassen und zuhören können. Auch sollten sie Lebenserfahrung mitbringen“, erklärt Susanne Helpenstein. Interessenten sollten mindestens 25 Jahre alt und bereit sein, sich mit rund 15 Stunden pro Monat einschließlich acht Nachtdiensten im Jahr einzubringen sowie zuvor in einer kleinen Gruppe eine neunmonatige Ausbildung sowie eine sechsmonatige Praxisphase zu absolvieren. „Das hilft einem, auch sich selber besser kennenzulernen, neue Lebenswelten zu erfahren“, so Katrin. „Und in der Regel gehe ich mit einem guten Gefühl nach Hause.“ In den meisten Fällen würden sich die Menschen am Telefon am Ende des Gesprächs bedanken. „Ich erzähle aber auch schon mal einen Witz und wir lachen zusammen“, macht Katrin deutlich.
Eine weitere wichtige Voraussetzung für das Ehrenamt ist, offen gegenüber allen Menschen zu sein. Schließlich ist die TelefonSeelsorge, ein ökumenisches Angebot vom Evangelischen Kirchenkreis Gladbach/Neuss und katholischen Kirchengemeindeverband im Kreisdekanat Rhein-Kreis Neuss, „für alle Menschen offen, egal welcher Religion, Nationalität oder sexueller Ausrichtung“, so Helpenstein.
Ein weiteres Angebot der TelefonSeelsorge ist die MailSeelsorge. Auch hier gelten – wie bei der Telefon-Variante – Grundsätze wie Anonymität und absolute Verschwiegenheit. 2024 wurden in Neuss 1.221 Mail beantwortet. Dieses Angebot wird verstärkt von jüngeren Menschen in Anspruch genommen. Hauptthemen waren „Ängste“ (25,1 Prozent), „Depressive Stimmung“ (23,5 Prozent), „Suizidalität“ (17,9 Prozent), „Familiäre Beziehungen“ (15,6 Prozent) und „Einsamkeit“ (13 Prozent). In der Regel wird die Erstmail innerhalb von 48 Stunden beantwortet.
Die TelefonSeelsorge bietet am 5. Mai, 18 Uhr, im Familienforum Edith Stein, Schwannstraße 11, einen Infoabend für an der ehrenamtlichen Mitarbeit Interessierte an. Anmeldung per E-Mail an buero@tsneuss.de. Ausbildungsbeginn ist am 20./21. September. Weitere Informationen gibt es auch unter Tel. 02131/2 35 75 oder unter www.telefonseesorge-neuss.de.