„Ich bin total beeindruckt von der absoluten Vielschichtigkeit dieses Werks“, schwärmt Ursula Platen, Dezernentin für Jugend, Bildung und Kultur. Dr. Uta Husmeier-Schirlitz, Direktorin des Clemens Sels Museums Neuss, und Dr. Jens Metzdorf, Leiter des Stadtarchivs, haben im Auftrag der Stadt erneut zahlreiche Texte namhafter lokaler Gastautoren zusammengetragen. „Die Themenpalette reicht von der Pflege lokaler Identität bis zur Aufarbeitung jüngerer Geschichte“, sagt Metzdorf. Da beleuchtet Reinhold Mohr die Geschichte der Bewohner des „Marienbild“-Gebäudes vom 18. bis 21. Jahrhundert. Das Jahnstadion, das aktuell wieder auf Vordermann gebracht wurde, feierte 2024 sein 100-jähriges Bestehen, damals gebaut zum Wohl „Der Neusser Jugend, wie Volker Koch schreibt. Die Kunst des Schleuderns und Handschlaufenschleudern – militärische Waffen mit enormer Durchschlagskraft – stellt Jost Auler dar. Carl Pause und Andreas Wegert gehen der Frage nach, ob es ein römisches Übungslager in Reuschenberg gegeben haben könnte. Jürgen Brautmeier wagt sich an ein kritisches Thema: Euthanasiepolitik im Krieg. „Schutzlos ausgeliefert?!“ lautet die Überschrift zur Geschichte des St-Josef-Krankenhauses der Neusser Augustinerinnen in der NS-Zeit. Brigitte Zeman macht in ihrem Beitrag den hohen Stellenwert der CSM-Ausstellung „Gewagte Visionen – George Minne und Léon Spillaert. Vom Symbolismus zum Expressionismus“ deutlich. Und es folgte der Ankauf eines von Spillaerts Werken – einmalig in Deutschland. Uta Husmeier-Schirlitz erzählt im Jahrbuch die spannende Geschichte eines Werks von Édouard Vuillards – von der Restitution (Rückerstattung geraubter, unrechtmäßig enteigneter, erpresster oder zwangsverkaufter Kulturgüter an die legitime Voreigentümerschaft oder deren Rechtsnachfolge) bis zum Rückkauf. Hans-Theo Forst begibt sich auf die Spuren des Neusser Malers und Radierers Franz Bender. Cornelius Hopp hat neue Erkenntnisse zum wohl ältesten Bauwerk in Neuss zu vermelden: Wo begann der Bau des Quirinusmünsters im Jahre 1209? Jens Metzdorf beleuchtet die Übernahme der Sammlung Schram ins Stadtarchiv: Hier handelt es sich um mehr als 200 Jahre alte Handschriften, von Neusser Geistlichen zusammengestellt, und jetzt im Besitz der Stadt Neuss. „Neues aus einer unbekannten Quelle“ weiß Ulrich Helbach zur Kölner Erzbischofswahl 1941/42 zu berichten: „Wie Josef Frings zur Lichtgestalt seiner Heimatstadt wurde“. Annika Dötsch, Lehrerin am Marie-Curie-Gymnasium, hat mit ihren Schülern die Kriegsgräberstätten auf dem Hauptfriedhof als Lern- und Erinnerungsorte unter die Lupe genommen. Martin Kotthaus macht sich Gedanken zur belgisch-deutschen Erinnerungskultur. Sophie Mertens, Linda Reckmann und Aleksandrea Wiese entwerfen ein 3D-Bild eines Tribunenhauses im Legionslager Novaesium. Auf 125 Jahre Kloster Kreitz in Holzheim blickt Thilo Zimmermann.
Claudia Chehab, Jens Metzdorf und Annekatrin Schaller präsentieren in der Chronik 2024 einen Überblick über das Geschehen in der Quirinusstadt. Das Jahrbuch endet mit der Zusammenfassung von Neuerscheinungen zur Stadt Neuss.
Besonders erfreut sind die Herausgeber des Jahrbuchs über den „parlamentarischen Abschiedsgruß“ (Metzdorf) des scheidenden Bundestagsabgeordneten Hermann Gröhe. Die Demokratie sei in der Bewährungsprobe, aber: „Entscheidend ist vor Ort!“, weiß Gröhe. „Er macht deutlich, dass Kultur so wichtig ist für den demokratischen Zusammenhalt. Kinder und Jugendliche sollen ihr Wissen nicht nur über Social Media erhalten, sondern durch Erfahrungen vor Ort“, so Ursula Platen. Und Metzdorf führt aus: „Museen, Archive und ähnliches sind Orte des Vertrauens und der Authentizität, die verlässlich Wissen vermitteln – und Vertrauen ist in dieser Zeit eine wichtige Währung!“
Das Jahrbuch „Novaesium 2024“ ist für 22 Euro zu haben im Clemens Sels Museum, im Stadtarchiv an der Oberstraße, in der Tourist Info neben dem Rathaus und im Buchhandel.