Fallah Sänger: War seine Eifersucht der Grund für die Bluttat auf der Furth?
Neuss · Wie kann ein Familienvater zum mutmaßlichen Mörder seiner eigenen Frau und Kinder werden? Dass Fallah Sänger seine Familie auf dem Gewissen hat, daran zweifeln weder die Staatsanwaltschaft noch die Hinterbliebenen.
Nach der Tat setzte sich der damals 35-Jährige sofort in den Irak ab, ist seit zwei Jahren auf der Flucht. Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Im Gespräch mit Stadt-Kurier verrieten die Hinterbliebenen wie Fallah Sänger vom Charmeur zum eifersüchtigen Monster wurde.
Kennengelernt hatten sich Saskia Sänger und Fallah (damals Omar) vor rund zehn Jahren im Further Hof. Sie war Kellnerin, er zu Gast. Aus der ersten Begegnung wurde schnell Liebe. "Fallah wusste genau, wie er jemanden um den Finger wickeln konnte. Wenn er was wollte, war er unheimlich charmant", erinnert sich die beste Freundin der getöteten Saskia Sänger. Aus der Liebesbeziehung wurde schnell etwas Ernstes, die beiden zogen zusammen in eine Wohnung, heirateten und bekamen Kinder. Fallah nahm sogar Saskias Familiennamen Sänger an — es schien eine harmonische kleine Familienidylle zu sein. Doch dann bröckelte die Fassade und der Familienvater zeigte ein anderes, vielleicht sein wahres Gesicht.
"Fallah war extrem eifersüchtig. Selbst wenn ich mit Saskia zum Supermarkt gegangen bin, der nur fünf Minuten zu Fuß entfernt war, hatte sie auf dem Hinweg schon drei Anrufe", berichtet Nathalie Delise, damals Saskias engste Vertraute. Bald konnte sich die junge Mutter nicht mehr frei bewegen, war eingesperrt in der eigenen Wohnung. "Manchmal sagte Fallah unter einem Vorwand, er ginge arbeiten. Tatsächlich beobachtete er Saskia von draußen, stellte ihr nach. Wann immer ein Mann in das Mehrfamilienhaus ging, kamen Anrufe, ob das eine neue Affäre sei. Selbst wenn Saskia nur aus dem Fenster schaute, vermutete Fallah, dass sie anderen Männern hinterherschaute", berichtet Delise. Die krankhafte Eifersucht gipfelte darin, dass Fallah seinen eigenen Schwiegervater wegen Kindesentführung anzeigte. "Wir wollten nur ein paar Tage Urlaub in Belgien machen. Fallah war sogar von Anfang an eingeladen, mitzukommen, er wollte aber nicht. Als wir dann losfuhren ist er, angestachelt von seiner irakischen Mutter, hinterhergefahren, hat mich bei der Polizei angezeigt", berichtet Opa Kurt Langer. Wegen seiner psychischen Störungen ließ sich Fallah eine Zeit lang im Alexius behandeln, ihm wurde Schizophrenie attestiert — all das kam erst nach der Tat ans Licht. Später wurde Fallah gewalttätig, schlug seine Frau mehrfach. Auch in kriminelle Machenschaften soll der Deutsch-Iraker verwickelt gewesen sein. Drogen waren ebenso sein Laster wie seine Spielsucht. Saskias Freunde und Familie wurden dagegen immer deutlicher. Sie baten Saskia, sich von ihrem Mann zu trennen. "Noch eine Woche vor der Tat war Saskia bei mir in Berlin zu Besuch. Da bat ich sie darum, mit den Kindern bei mir zu bleiben und nochmal von vorne anzufangen", so der Großvater. "Sie war kurz davor die Beziehung zu beenden", weiß Delise. Aber dazu kam es nicht mehr. "Wir hätten ihm zugetraut, dass er die Kinder entführt, aber nicht, dass er sie umbringt", so die bestürzte Freundin.