Für Nager im Einsatz Eichhörnchen in Not: Norferin rettet Nager in ihrem Garten
Neuss · In ihrer Nachbarschaft wundert sich niemand mehr, wenn Claudia Peeters mit einem Eichhörnchen auf der Schulter spazieren geht. Schon seit zwölf Jahren betreibt die Norferin ehrenamtlich bei sich zu Hause eine Eichhörnchen Notfall-Station, pflegt kranke Tiere gesund und zieht Findlinge auf, bis sie allein zurechtkommen.
Wer ihr ein verwaistes Eichhörnchen-Baby vorbei bringt merkt sofort: Hier ist eine ganze Menge Herzblut im Spiel.
Claudia Peeters hat ein großes Herz für Tiere. Allein im vergangenen Jahr kümmerte sie sich um 34 Eichhörnchen, die besorgte Bürger gefunden und zu ihr gebracht hatten. "Alle sind durchgekommen", freut sich die Tierschützerin, denn das sei keinesfalls selbstverständlich. "In den meisten Fällen sind die Tiere, die zu mir kommen, sehr jung — zwischen drei Tagen und einer Woche alt", berichtet sie. Wenn die kleinen Nager auf die Welt kommen, sind sie nur etwa so groß wie ein Daumen, haben noch kein Fell und die Augen fest verschlossen. Erst in den darauffolgenden Wochen wächst ihnen das üppige Fell, mit vier Wochen öffnen sie die Augen.
Kein Wunder, dass sie in dieser Zeit noch sehr anfällig sind. "Vor allem die kleinen Lungen sind oft ein Problem. Wenn ein Eichhörnchen-Baby erst einmal eine Lungenentzündung hat, kann man kaum noch etwas tun", weiß Peeters, die als Tierarzthelferin in einer Praxis arbeitet. Besonders froh ist sie daher über einen Fall aus dem Sommer vergangenen Jahres. "Ein kleines Hörnchen war in Köln in einen Pool gefallen. Der Finder hat es schnell zu mir gebracht und ich konnte es wieder aufpäppeln. Das war ein tolles Gefühl", freut sich die Norferin.
Vor gut zwölf Jahren fand das erste Eichhörnchen seinen Weg zu Claudia Peeters. Ein Bekannter von ihr, der auf dem Kinderbauernhof arbeitete, kam zu Besuch und hatte ein kleines Eichhörnchen-Baby dabei, das Spaziergänger ihm anvertraut hatten. Da er weder viel Zeit noch Erfahrung im Umgang mit dem Nagernachwuchs hatte, nahm sich Peeters des Tiers an und fand viel Hilfe in Onlineforen, Facebook-Gruppen und beim Eichhörnchen Schutz e.V.. Der Nager konnte wegen eines Hüftschadens nicht ausgewildert werden und fing an, die Möbel der Familie anzuknabbern. "Also hat mein Mann ein Außengehege gebaut und wir haben bei einem Züchter Gesellschaft für das Hörnchen gekauft. So ging alles los", erzählt die Norferin.
Inzwischen hat sie eigenen Schätzungen zufolge bereits um die 500 Eichhörnchen versorgt. Von den 34 Tieren, die 2018 bei ihr Zuflucht fanden, konnte Peeters im vergangenen Jahr bereits 24 Tiere erfolgreich wieder auswildern. Zehn leben derzeit noch im Gehege in ihrem Garten, gemeinsam mit Mucky und Bella, den beiden Eichhörnchen, die ihr gehören. "Die zehn Hörnchen waren noch nicht bereit, deshalb überwintern sie bei mir. Im Frühling werden dann auch sie ausgewildert", verrät die engagierte Tierschützerin. Mit 34 Eichhörnchen war das Jahr 2018 das arbeitsintensivste Jahr für Peeters, seit sie für die Nager im Einsatz ist.
Sich um ein junges Eichhörnchen zu kümmern und es aufzuziehen, ist harte Arbeit. "Es braucht viel Wärme und muss jede Stunde Tropfen für Tropfen mit einer Spritze gefüttert werden, später dann mit der Flasche", weiß sie. Daher trägt sie die kleinen Nager häufig in einem Brustbeutel vor dem Körper und nimmt sie mit, wenn sie zum Beispiel Freunde besucht oder einen Ausflug mit der Familie macht — natürlich nur nagergerechte Aktivitäten. Ein Urlaub war für sie 2018 nicht drin; zu viel hatte sie mit der Rettung der Wildtiere zu tun, die nicht selten durch Stürze verletzt oder von Krankheiten geschwächt sind. "Allerdings nie von Tollwut, die gibt es in Deutschland nicht mehr", betont die Norferin, "das wissen viele nicht."
In der Tierarztpraxis, in der sie tätig ist, kann sie die Tiere röntgen oder andere größere Behandlungen vornehmen, die ihr zu Hause nicht möglich sind, und durch ihren Beruf kommt sie auch an die nötigen Medikamente heran. Ein großes Problem sei, dass sich die meisten niedergelassenen Tierärzte nicht mit der Behandlung von Wildtieren auseinandersetzen beziehungsweise auskennen würden, bedauert sie. Es kommt vor, dass Tierärzte sie um Rat fragen, sollte ein Eichhörnchen zu ihnen in die Praxis gebracht werden. Natürlich hilft Peeters auch in diesem Fall gern weiter.
Neben Eichhörnchen hat sie regelmäßig Igel und Kaninchen zur Pflege im Garten, momentan kurieren zwei Alexandersittiche je einen gebrochenen Flügel in einer Voliere im Büro des Hauses. Im vergangenen Jahr hatte sie für kurze Zeit sogar einen jungen Fuchs bei sich zu Gast. "Das war nicht so einfach wie man sich das vorstellt und nochmal mache ich das sicher nicht", erinnert sich Peeters mit einem Schmunzeln. Bei den Eichhörnchen und Igeln im Garten konnte sie ihn nicht unterbringen, also lebte der Fuchswelpe im Haus. Das Tier sei so scheu gewesen, dass man es kaum je zu Gesicht bekam und das "Gassigehen" gestaltete sich besonders schwierig. "Schließlich habe ich ihn zum Retscheider Hof gebracht, einer Wildtierauffangstation, die sich mit Füchsen gut auskennt", so die Norferin.
Eine befriedigende, wenn auch harte Arbeit, findet die Norferin. "Ich stecke mein ganzes Herzblut hinein", verrät sie, "es macht mir einfach Spaß." Ihren Einsatz für die Nager einzugrenzen oder diesen schönen Job gar völlig an den Nagel zu hängen — für die engagierte Eichhörnchen-Freundin keine Option. Weitere Informationen gibt es unter eichhoernchen-mit-herz.de.tl, erreichbar ist die Eichhörnchen Notfall-Station unter Tel. 0172/5 23 29 01.