König Gerd Philipp Sassenrath gibt Wahl-Empfehlung für Geerlings ab Er unterstützt seinen CDU-Parteichef +++ Arno Jansen ist gelassen

Neuss · Das gibt es auch nur in Neuss: Gegen die Läuteordnung der katholischen Kirche lässt Pastor Korfmacher am Königsehrenabend gegen Mitternacht die Glocken von St. Marien ertönen. Eigentlich haben Schützenkönige nichts mit der Kirche zu tun...

CDU-Mitglied Gerd Philipp Sassenrath (links) will, dass Dr. Jörg Geerlings in den Landtag von NRW einzieht und Arno Jansen (SPD) schlägt. Dies sagt er auch öffentlich. Die Schützen mit SPD-Parteibuch sind gelassen und jubeln Seiner Majestät trotzdem zu.

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Es war wieder ein grandioses Fest und zu später Stunde geleiteten die Schützen ihren König am Samstagabend heim. Zuvor hatte Gerd Philipp I. rund 100 Kilogramm Orden verteilt und den Königsehrenabend in der Stadthalle wie einst Kuhlenkampf seine Live-Sendungen derart überzogen, dass die Traditionshüter nahezu alle Fässer „Schützenbräu“ vertilgen mussten und dem Verein somit ein dickes Umsatzplus bescherten. Allerdings lachten Passanten am Straßenrand, die noch nie ein solch „lustiges“ Wackel-Regiment bewundert haben. Klar: Zwei Stunden länger Bier trinken als sonst – das bleibt nicht ohne Folgen...

König Gerd Philipp Sassenrath ist ehrlich und beliebt. So spricht er nach Mitternacht beim Königsempfang in der Pegelbar aus seinem Herzen: „Ich entschuldige mich jetzt schon mal bei Reiner (Bürgermeister Breuer, SPD, Anm. d. Red.)“, begann König Gerd Philipp seine launige Rede und fuhr fort: „Dir, lieber Jörg (Dr. Jörg Geerlilngs, CDU, Anm. d. Red) wünsche ich, dass Dir alles gelingt, was du dir vorgenommen hast.“

Darf ein Neusser König Werbung für einen Politiker machen, der sich im Frühjahr um einen Sitz im Landtag bewirbt? SPD-Landtagskandidat Arno Jansen, der nicht anwesend war: „Der König präsentiert bisher eine so glänzende und tolle Amtszeit. In Neuss gilt zum Schützenfest der Burgfrieden. So wie Jörg Geerlings es selbst in einer Pressemitteilung mal erklärte: aus Verpflichtung zum Fest und aus guter Tradition.“

Das Schützenfest sei nicht für Parteipolitik zu missbrauchen, dies sollten Parteien und alle anderen Funktions- und Würdenträger des Neusser Schützenfestes beherzigen.

„Das Scheinwerferlicht soll auf unseren König und unsere Königin gerichtet sein“, zitiert Jansen den CDU-Vorsitzenden und ergänzt: „und nicht auf Landtags- oder Bundestagskandidaten.“ Dass dies natürlich quatsch ist, weiß jeder. Alle Politiker nutzen das Fest, um mit den Bürgern und Schützen ins Gespräch zu kommen. „Völlig in Ordnung“, sagt auch Bürgermeister Reiner Breuer.

Der Schützenkönig hat in der CDU seine Heimat und sagt seine Meinung. Und: Jeder wählt, wie er will.

Frank Möll

(Kurier-Verlag)