Kunstschenkung abgelehnt! Was passiert jetzt mit der Sammlung?

Neuss · Diese Abstimmung war denkbar knapp. Die umfangreiche Jugendstil-Schenkung wurde am Freitag vom Rat der Stadt Neuss abgelehnt. Die damit verbundene Erweiterung des Clemens Sels Museums in Millionenhöhe wollten die Lokalpolitiker in Zeiten klammer Haushaltskassen nicht verantworten.

Die Kunstschenkung stieß auf großes Interesse, wurde in den überregionalen Medien thematisiert.

Foto: Foto: Violetta Buciak

Was passiert jetzt mit der 35-Millionen-Euro-Sammlung?

Vier Enthaltungen, 31 Ja-Stimmen, 33 Nein-Stimmen — selten fällt eine Entscheidung so knapp im Neusser Stadtrat aus. Zweifelsohne hätten alle Anwesenden die Kunst gerne in Neuss gesehen. Die Bedingungen eines Anbaus in Höhe von rund 16 Millionen Euro und die Folgekosten in unbestimmter Höhe ließen die Mehrheit dann doch zweifeln. Im voll besetzten Ratssaal — selbst die Besuchertribüne war bis auf den letzten Platz besetzt — war die Stimmung nach der Entscheidungsverkündung verhalten. In der Presselandschaft macht sich mitunter Unverständnis breit. "Chance vertan" titelt der WDR, "Neuss schlägt Kunstsammlung aus", heißt es im Hamburger Abendblatt.

Dabei haben die Kritiker immer wieder auf die Finanzlage der Stadt Neuss verwiesen. "Ich respektiere die Entscheidung des Stadtrates und kann gut damit leben", so Bürgermeister Breuer.

Ratsherr Heinrich Thiel macht deutlich, dass er keine andere Wahl hätte treffen können: "Die Entscheidung wurde uns von unseren Vorgängern abgenommen. Der über Jahrzehnte angehäufte Schuldenberg machte eine Zustimmung unmöglich. Ich wollte die nächste Generation nicht noch weiter in ihren Handlungsmöglichkeiten beschränken. Daher freue ich mich, dass die Vernunft sich durchgesetzt hat", so der junge SPDler.

Jetzt stellt sich die drängende Frage: Was passiert mit der umjubelten Kunstsammlung? Überregionale Medien berichten, dass die Stücke nun in die USA verkauft werden sollen. Dagegen weiß Breuer: "Die Kulturstaatsministerin Monika Grütters kündigte an, dass sie die Sammlung gerne in Deutschland halten will und dafür auch entsprechende Gelder zur Verfügung stellen will. Schade, dass diese Bemühungen nicht schon vor der Abstimmung stattgefunden haben", bedauert der Bürgermeister. Für die Quirinusstadt gäbe es keine Hoffnung mehr. "Neuss steht nicht mehr zur Diskussion", so der 47-Jährige.

Unter den Bürgern macht sich Erleichterung aber auch Enttäuschung breit. "Ein schwarzer Tag für die Stadt Neuss und die Kultur. Provinz bleibt nun mal Provinz. Damit dürften sich auch alle, die dagegen waren, als Kunstbanausen entblößt haben", postet Ulrich W. auf Facebook. "Da wurde endlich mal eine Entscheidung getroffen, die jeder Bürger, der auch nur annähernd mit Geld umgehen kann, gut nachvollziehen kann. Wenn kein Geld in der Kasse ist, kann ich auch keins ausgeben", lobt dagegen Birgit I. Jetzt will sich Bürgermeister Breuer mehr auf die bestehende Kultur in Neuss konzentrieren. "Wir haben gute Angebote, die durch die Diskussion aus dem Blick geraten sind. Hier will ich in den kulturpolitischen Dialog treten", verspricht Breuer.

(Kurier-Verlag)