Proteste der Eltern wurden erhört: Ü-3-Plätze sollen ausgebaut werden
Neuss · Nachdem sich zahlreiche Eltern beschwert hatten, gibt es nun Bewegung in Sachen Kita-Politik. Die NRW-Landesregierung stellt 100 Millionen Euro für ein Investitionsförderprogramm zur Schaffung weiterer Kita-Plätze für über dreijährige Kinder zur Verfügung.
Denn gerade die älteren Kinder hatten oft das Nachsehen, wenn es um den Wunsch-Kitaplatz ging.
Der Fall von Familie Veiser (Stadt-Kurier berichtete) schlug hohe Wellen im Netz. Viele Eltern identifizierten sich mit den Uedesheimern, bestätigten, dass es nahezu unmöglich sei, einen Kita-Platz für Kinder Ü3 zu bekommen. "Wir hatten das selbe Problem und mussten dann erstmal einen U3 Platz, der viel teurer ist, nehmen, um in den gewünschten Kiga zu kommen. Eine Riesen-Frechheit, wie diese Situation ausgenutzt wird, um viel Geld zu machen", wetterte Marc R. auf Facebook.
Besserung ist offenbar in Sicht. SPD-Fraktionsvorsitzender Arno Jansen hat es bereits angekündigt: Die NRW-Landesregierung stellt 100 Millionen Euro zur Verfügung für ein Investitionsförderprogramm zur Schaffung weiterer Kita-Plätze für über dreijährige Kinder. Familienministerin Christina Kampmann (SPD) teilte jetzt mit, dass dieses Programm ab sofort gestartet wird. Das heißt, die Jugendämter können jetzt Fördermittel zum Bau neuer Kita-Plätze für die Drei- bis Sechsjährigen beantragen.
In Zahlen bedeutet dies für die Stadt Neuss den ansehnlichen Betrag von rund 950.000 Euro. Diese Mittel können bis Ende 2019 verwendet werden.
SPD-Fraktionsvorsitzender Arno Jansen und SPD-Jugendpolitikerin Claudia Föhr begrüßen dieses zusätzliche finanzielle Engagement der NRW-Landesregierung: "Damit können wir das Betreuungsangebot für die Familien hier vor Ort weiter bedarfsgerecht ausbauen."
Die Ankündigung von NRW-Familienministerin Kampmann, ein Investitionsprogramm für Ü3-Kitaplätze aufzulegen, stößt bei der CDU Neuss auf allerdings auf Kritik. CDU-Vorsitzender Dr. Jörg Geerlings: "Das Investitionsprogramm der Landesregierung ist lediglich die Weiterleitung der frei werdenden Bundesmittel aus dem Betreuungsgeld. Dass Frau Kampmann sich jetzt dafür selbst auf die Schulter klopft, zeigt die Ideenlosigkeit und Dreistigkeit dieser Ministerin. Dass der Ausbau der Kinderbetreuung angesichts steigender Geburtenraten und der Integration von Flüchtlingskindern weiter vorangetrieben werden muss, versteht sich von selbst."
Thomas Kaumanns, Leiter des CDU-Arbeitskreises Familie, Kinder und Jugend, ergänzt: "Immer wieder hören wir in Neuss von Familien, dass sie große Probleme haben, einen Kita-Platz für ihre dreijährigen Kinder zu finden. Oft ist es so, dass die U3-Kinder in einer Einrichtung die freiwerdenden Ü3-Plätze einnehmen. Wenn ein Kind aber ,erst‘ im Alter von drei Jahren in die Kita soll, mangelt es häufig an Plätzen. Es ist längst überfällig, daran etwas zu ändern. Dass die Ministerin nun so tut, als ob es sich um ein neues Phänomen handelt, zeigt nur, wie weit sie von der Wirklichkeit in den Familien entfernt ist."
Ob nun von der Landesregierung finanziert oder vom Bund: Eltern können sich freuen, dass ihre Kritik endlich erhört wurde.