Grüner Daumen, Imkerfreuden und Familienspaß So ist das Leben in der Kleingartenanlage

Kaarst · Überall grünt und blüht es, Blumen sorgen für Farbtupfer, "Naschsträucher" wie Heidel- und Johannisbeere versüßen die kleine Pause — genau die richtige Zeit, den Garten zu genießen. Aber was soll man machen, wenn man kein Grundstück vor der Haustür sein Eigen nennt?

Bilderstrecke: So schön ist die Kleingartenanlage
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In Kaarst gibt es zwei Kleingartenanlagen: "Am Nordkanal" und "Holzbüttger Haus" — letztere feiert in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag.

Kaum ein Kaarster kennt die idyllisch am Waldrand gelegene Anlage an der Grenze von Holzbüttgen zu Vorst. "Dabei handelt es sich um eine öffentliche Grünanlage" betont Anneliese Siebrands, Kassiererin des Kleingärtnervereins "Holzbüttger Haus". Viele Schüler nutzen das Stück Natur als Weg zum Georg-Büchner-Gymnasium, der ehemalige Bürgermeister Franz-Josef Moormann radelte hier von seinem Häuschen in Vorst zum Kaarster Rathaus, ansonsten verirrt sich kaum ein Spaziergänger hierher. Dabei lohnt sich ein Besuch — vor allem wenn Blütenpracht und Sommerduft locken. Dann erkennt der Besucher schnell: Das Kleingärtnern hat den Mief vergangener Tage abgelegt. Auch jüngere Menschen — gerade Familien mit Kindern — wissen das eigene Stück Land zu schätzen.

Und so machte auch der Vorstand eine Verjüngungskur: Seit März 2015 ist der 39-jährige Marian Przewodnik Vorsitzender des Vereins. Gemeinsam mit seiner Frau Dorota sowie seinen Kindern David (9) und Patrick (13) genießt er das "Landleben", wobei beim Nachwuchs Fußballtor, Basketballkorb, Trampolin und Spielhaus besonders gefragt sind.

Ein ganz besonderes Hobby pflegt Brigitte Schafhausen. Sie beherbergt drei Bienenvölker, möchte in ihrem Gartenhaus einen Schleuderraum einrichten, um den Honig selbst verarbeiten zu können.

Apropos Arbeit: Davon kann das älteste Vereinsmitglied Herbert Mertha (85) ein Liedchen singen. Er war schon bei der Vereinsgründung dabei. Jetzt besucht er tagtäglich seinen Garten, gemeinsam mit Ehefrau Gertrud — ebenfalls 85 — füttert er die Fische im Teich und hält sein Grün tiptop in Ordnung. "Das sind echte Vorbilder", freut sich Przewodnik über die agilen Senioren.

Überhaupt wird auf der gesamten Anlage auf ein schönes Erscheinungsbild Wert gelegt. Vereinsmitglieder haben einige Wege selbst gepflastert und kümmern sich mindestens zehn Stunden im Gartenjahr — von März bis Oktober — um ihr Pflegestück am Wegesrand. Der Kleingärtner hat immer was zu tun — wie zum Beispiel Soondan Han und Heungsik Park, die mit dem Bohrer ihr "Regenrückhaltebecken" bearbeiten. "Ein Tipp von Herrn Przewodnik", so Han. Man hilft sich auf der Anlage, niemand wird mit seinem Problem allein gelassen.

"Wir haben eine tolle Gemeinschaft und viele Mitglieder mit Migrationshintergrund", weiß der Vorsitzende, dass hier auch Integration gelebt wird. Dafür sorgen alljährlich unter anderem ein Sommerfest, eine große Feier bei Johnen und ein gemeinsames Gänseessen in der Vorweihnachtszeit. Die Kleingärtner sind halt eine echte Gemeinschaft, pflegen das Miteinander von Jung und Alt. Und das auch noch zum Wohle der Kaarster Bürger, von denen die meisten gar nicht wissen, dass ihnen ein wunderschönes Stück Natur in Holzbüttgen zum Bummeln und Entspannen zur Verfügung steht. Gehen Sie dort auch mal spazieren — es lohnt sich! Rolf Retzlaff