Vom Anruf bis zur Festnahme - was geschieht mit dem Notruf? Über 1.080 Einbrüche seit Januar: Polizei bittet Bürger um Mithilfe
Neuss · Wenn die Tage kürzer werden, haben sie wieder Hochsaison: Einbrecher, die die Dunkelheit nutzen, um in Windeseile in eine Wohnung einzubrechen und dann mit der Beute unbemerkt wieder verschwinden. Prävention und aufmerksame Bürger sollen der Polizei zu Hilfe kommen...
Von Januar bis September dieses Jahres hatte die Polizei bereits 1.080 Wohnungseinbrüche im Rhein-Kreis Neuss zu verzeichnen, von denen etwa 46 Prozent im Versuchsstadium stecken blieben. Polizeisprecherin Diane Drawe weiß, dass Einbrecher sich bei ihren Taten nicht viel Zeit lassen — wenn sie beispielsweise versuchen eine Terrassentür auszuhebeln, diese aber zu gut geschützt ist, um in Sekundenschnelle geöffnet zu werden, ziehen die Diebe häufig unverrichteter Dinge wieder ab und versuchen es woanders erneut. "Ein effektiver Einbruchsschutz muss nicht immer teuer sein", ermutigt Drawe die Bevölkerung zur Überprüfung ihrer Sicherheitsvorkehrungen.
Um die Menschen bestmöglich über Präventionsoptionen aufzuklären, hat sich auch die Polizei im Rhein-Kreis Neuss der landesweiten Kampagne "Riegel vor! Sicher ist sicherer" angeschlossen und im Rahmen einer Aktionswoche jetzt einen Einblick in ihre Arbeit gewährt. So möchten die Beamten für Transparenz sorgen und möglichen Zeugen Ängste und Hemmungen nehmen, im Zweifelsfall die 110 zu wählen. Denn ohne aufmerksame Nachbarn und engagierte Passanten hätte die Polizei keine Chance, wie Detlef Gernandt, Abteilungsleiter und ranghöchster Polizeibeamter des Kreises, versichert: "Jeder Einbruch ist einer zu viel und wir merken schon jetzt, dass die Zahlen wieder steigen. Natürlich sind zur Vorbeugung sowohl zivile als auch uniformierte Streifen unterwegs, doch eine so große Fläche wie den Rhein-Kreis Neuss können wir mit der aktuellen Polizeistärke nicht jederzeit komplett überwachen. Wir sind auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen."
Besonders bedauerlich für die Beamten: Viele Menschen, die verdächtige Beobachtungen machen, scheuen sich davor, den Notruf zu wählen. Für Gernandt gilt: "Lieber zehn Mal zu viel, als ein Mal zu wenig anrufen!" Achim Glaubitz, Erster Polizeihauptkommissar, erzählt von der Arbeit auf der Wache: "Besonders drei Abteilungen werden wichtig: das ComCenter, in dem Telefonate vermittelt und weitergeleitet werden, das Lagezentrum, wo Beamte die genaue Lage im Blick haben und die Leitstelle, wo Anrufer landen, wenn sie die 110 wählen." Im Durchschnitt gehen auf der Wache des Rhein-Kreises Neuss etwa 150 Notrufe täglich ein, im Jahr 2015 bewältigten die Ordnungshüter rund 55.000 sogenannte "außenveranlasste" Einsätze. Die eingehenden Notrufe werden nach Priorität sortiert — so ist ein Einbruch oder ein Vorfall mit Verletzten auf der To-Do-Liste der Behörde an oberster Stelle, während Lärmbelästigungen schon mal eine Stunde warten müssen. "Entscheidend ist dann Schnelligkeit", verrät Glaubitz und weiß auch: "Die Beamten in der Leitstelle sind speziell ausgebildet, um innerhalb kürzester Zeit alle wichtigen Informationen abzufragen. Da können bestimmte Höflichkeiten schon mal fehlen."
Noch während des Telefonats speist der Beamte die Informationen in das System ein, auf das auch seine Kollegen Zugriff haben, die dann gleich Einsatzkräfte entsenden und den aktuellen Status ermitteln können. Nur wenn der Einsatz gleich nach einer verdächtigen Beobachtung starten kann, hat die Polizei eine Chance, die Täter zu fassen. Polizeioberkommissarin Melanie Storch berichtet aus der Leitstelle: "Von Januar bis jetzt hatten wir über 4.200 Einsätze aufgrund verdächtiger Gegenstände oder Menschen. Daraus folgten über 300 Strafanzeigen und in 83 Fällen Verhaftungen." Die Aufklärungsquote liegt derzeit bei 11 Prozent — ein Wert, den die Polizei mit Hilfe der Bürger anheben möchte.