„Fohlen“ aus Grimlinghausen Nachwuchs-Kicker aus Neuss startet bei Borussia Mönchengladbach durch
Neuss · Mit zwölf Jahren schon ein richtiger Profi: Marcello Trippel aus Grimlinghausen hat es als Torhüter nach Gladbach geschafft. Bei der Borussia steht er regelmäßig für die U12 im Kasten – auch wenn es durch die aktuelle Corona-Pandemie natürlich eine Zwangspause für die Mannschaft gibt. Wie er es dorthin geschafft hat und was er in der Mannschaft erlebt, erzählte er jetzt unserer Redaktion.
„Das Torhüter-Gen liegt in der Familie. Mein Vater, Opa und Ur-Opa haben auch alle als Torhüter gespielt“, freut sich Marcello. Sein Vater Volker Trippel, Vorstandsmitglied der „Vereinigung Freunde der Heimat Grimlinghausen“, ergänzt schmunzelnd: „Wir drei Älteren waren aber nicht so erfolgreich.“
Seine sportlichen Anfänge hat der heute zwölfjährige Marcello 2013 bei den Bambinis der SVG Weissenberg in der Neusser Nordstadt gemacht. Zunächst probierte er sich als Feldspieler, bis er die Lust verspürte, es einmal als Torwart zu versuchen. „Und das war scheinbar eine gute Entscheidung“, freut sich Volker Trippel, der seinen Sohn selbst jahrelang als Trainer bei der SVG begleitet hat. Bis 2019 spielte Marcello für den Verein, bis ihm schließlich ein Scout der Borussia zusah und ihn zum Probetraining einlud.
Und dieses Probetraining ist jetzt ziemlich genau ein Jahr her. „Wir standen danach im Treppenhaus, da haben mich die Trainer gefragt: ,Warum bist du hier?‘“, erinnert sich der Zwölfjährige. „Ich habe geantwortet, dass ich viel lernen und aus der Erfahrung mitnehmen möchte.“ Das war offenbar nicht die Antwort, auf die die Trainer gewartet haben, denn sie fragten: „Und wozu noch?“ Mutter Stephanie Trippel lacht. Sie weiß: „Da stand er vor Nervosität etwas auf dem Schlauch. Dann hat er aber doch noch geantwortet: ,Um hier zu spielen‘ und die Trainer meinten: ,Das wollen wir auch!‘“ Zunächst konnte Marcello sein Glück kaum fassen.
Mit Beginn der Saison 2019/2020 startete für den zwölfjährigen Grimlinghausener dann seine Zeit bei der Borussia. Im Tor wechselt er sich mit dem ebenfalls zwölfjährigen Jihan Maßeling ab. Trainiert werden die beiden von Torwarttrainer Ludger Blaswich. „Die Teamkollegen sind alle nett und wir kommen super miteinander aus“, freut sich Marcello. Auch ein Spieler aus Belgien und zwei aus den Niederlanden seien in der Mannschaft. Generell seien das Vereinsleben und der Umgang untereinander sehr herzlich.
Die U12-Junioren haben natürlich auch die Seniorenmannschaft kennengelernt und mit dem gesamten Verein zusammen im VIP-Bereich des Borussia-Parks eine schöne Weihnachtsfeier verbracht. Marcellos Idol: Torhüter Yann Sommer. Das langfristige Ziel des Grimlinghausener Kickers ist natürlich, sich ebenfalls einen Platz in der Profiliga zu sichern.
Dafür scheint er auf einem guten Weg zu sein: Beim U12-Hallenmasters Anfang Februar in Hanau, bei dem Nachwuchsmannschaften von zwölf Bundesligisten und Traditionsklubs aufliefen, konnte die U12 der Borussia sich in einem packenden Finale gegen den Hertha-BSC-Nachwuchs durchsetzen – mit 11:10 nach Siebenmeterschießen.
Doch nicht nur das Team konnte sich über einen Pokal freuen – Marcello bekam noch eine ganz eigene Würdigung: „Ich wurde zum besten Torwart des Turniers gewählt. Der schönste Moment war, als Andreas Möller mir den Pokal überreichte.“ Kurz darauf ging es zu einem Turnier nach London, wo auch die „kleinen Profis“ von Arsenal London und Manchester United antraten. Generell begegnete Marcello mit seinem Team bei internationalen Turnieren schon zahlreichen Top-Teams, darunter FC Chelsea, Ajax Amsterdam und PSV Eindhoven.
Und auch im deutschen U12-Nachwuchscup sind die jungen „Fohlen“ erfolgreich. Hier messen sich die Jungs mit Nachwuchs-Mannschaften wie FC Schalke 04, 1. FC Köln, Borussia Dortmund, Fortuna Düsseldorf und Bayer Leverkusen. Momentan belegen die Gladbacher den ersten Tabellenplatz.
Für seinen Erfolg arbeitet Marcello selbstverständlich hart. Bevor der Spielbetrieb aufgrund der Corona-Pandemie eingestellt werden musste, hatte er vier Mal die Woche Training in Gladbach. „Das ist natürlich auch für uns viel Freizeit, die wir aufgeben“, erzählt sein Vater. „Um 16 Uhr müssen wir an Trainingstagen hier losfahren, zurück kommen wir um 20 Uhr. Aber das machen wir natürlich gerne. Es ist schon etwas Besonderes für Marcello und nicht viele bekommen so eine Chance.“
Stephanie Trippel zeigt sich begeistert vom Spiel der jungen „Fohlen“: „Das Finale in Hanau war zum Beispiel sehr packend, vor allem beim Siebenmeterschießen – mit dem eigenen Sohn im Tor. Aber das hat er super gemacht. Er hat sehr gute Reflexe, ist schnell und hoch gewachsen, was auch ein Vorteil für ihn ist. Er hat sicher sehr unter Druck gestanden, aber bisher hat er das immer gut gemeistert“, erzählt sie stolz.
Apropos Druck: So viel Training mit der Schule unter einen Hut zu bekommen, das muss doch sicher anstrengend sein? „Ja schon“, gibt Marcello zu, „ich muss an Trainingstagen meine Hausaufgaben immer sofort nach der Schule machen, dann geht es auch schon fast los zum Training. Aber ich weiß ja, wofür ich es mache“, erklärt er. Und er habe natürlich auch jede Menge Spaß dabei.
Am Wochenende stehen Spiele an – auch da habe er dann nicht viel Zeit zum Lernen. Das müsse gut geplant sein, erklären die Trippels, aber sowohl der Verein als auch die Schule – das Quirinusgymnasium – seien sehr zuvorkommend und hilfsbereit, sodass es gut funktioniere. Und auch wenn beides aktuell auf Eis liegt, Langeweile käme bei Marcello nicht auf.
Das Lernmaterial der Schule nutzt er gewissenhaft zur Heimarbeit und auch von seinem Trainer gibt es „Hausaufgaben“: „Der Torwarttrainer schickt per WhatsApp Aufgaben für Marcello. Wir nehmen davon ein Video auf und schicken es ihm zu. In einem anschließenden Telefonat besprechen die Beiden dann, was gut lief und woran Marcello vielleicht noch arbeiten muss“, erklärt seine Mutter. Eine große Hilfe sei dabei auch Volker Trippel, der durch seine eigene Torhüter-Expertise ebenfalls ein Auge auf die Fortschritte im Training seines Sohnes halten könne.
Marcello arbeitet hart an seinen Fähigkeiten, sein Ziel immer fest vor Augen: Profi werden. Anderen Jungs, die diesem Weg folgen möchten, gibt der Zwölfjährige noch einen wertvollen Tipp mit auf den Weg: „Natürlich gehört auch ein bisschen Glück dazu, aber man muss immer weiter an sich arbeiten. Auch wenn es nicht gleich klappt, darf man nicht aufgeben!“ Wie es für Marcello weitergeht, wird die Zukunft zeigen – jetzt hat der Grimlinghausener Profi-Kicker jedenfalls schon mal die gute Nachricht bekommen, dass er in den U13-Kader für die Saison 2020/2021 aufgenommen wurde. Unsere Redaktion wünscht dem Nachwuchs-Star viel Erfolg dabei!